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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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immer Jutta Krahmanns Hand. „Du gefällst mir“, sagte er plötzlich, gerade so, als würde seine Stimme nicht dem Gehirn folgen. Unter normalen Umständen müsste man Engler schlagen, bevor er einen solchen Satz von sich gibt.
    „Wie bitte?“
    Toni Engler sah der jungen Frau lange in die Augen. „Du bist mir sehr sympathisch. Wirklich. – Wahrscheinlich bin ich mehr allein, als du. In den letzten fünfzehn Jahren habe ich mein Leben einzig und allein der Kripo gewidmet.“
    Jutta Krahmann lächelte und schüttelte ein wenig ihren Kopf. „Du hattest noch nie eine feste Partnerin?“
    „Ich hatte noch nie eine Partnerin, weder fest, noch anders. Ich hatte einfach keine Zeit dazu.“
    „Dann würde dir wahrscheinlich jede Frau gefallen, mit der du länger als fünf Minuten zusammen bist.“ Sie lachte. Engler genoss es, ihre weißen Zähne zu sehen und die kleinen Lachfalten um den Mund.
    Jetzt erst bemerkte der Assistent, dass er noch immer ihre Hand hielt. „Nicht jede ist wie du“, meinte er schließlich. „Keine.“

    Gegen zweiundzwanzig Uhr schaute Jutta Krahmann erschrocken auf ihre Armbanduhr. „Mein Gott, um Zehn! – Wir müssen los. Wir können die arme Psychologin nicht ewig warten lassen.“
    Engler zahlte kurz darauf, beide liefen Hand in Hand zu Hinrichs BMW.
    Auf dem Ring wurde das Fahrzeug, wie alle anderen, gestoppt. Der Assistent hielt seinen Ausweis hoch, als ein junger Mann vom Bundesgrenzschutz einen Blick in den Wagen warf. Schon wollte der Mann den BMW durch die Kontrolle winken, da wurde Engler bewusst, dass es eher ungewöhnlich war, dass der BGS Straßensperren in der Stadt errichtete.
    „Hören Sie, Kollege, ich bin von der SoKo ERIK. Bin im Feierabend. Gibt es was Neues?“
    Der Uniformierte kam wieder näher, zog eine Kopie aus seiner Innentasche. „Hier, können Sie behalten.“ Dann winkte er noch einmal.
    Engler fuhr langsam weiter. In der Karl-Liebknecht-Straße wurde der schwarze BMW wieder gestoppt. Dort standen Kollegen, die Engler kannte. Er fuhr an die Seite, stieg aus und warf einen Blick auf den Zettel. Anschließend steckte er den Zettel wieder ein, stieg ins Auto und fuhr weiter. „Es kreisen Hubschrauber über der Stadt“, sagte Engler zu seiner Beifahrerin.
    „Was ist los?“, fragte sie unruhig.
    „Nummer Vier. Wieder ein Erik. Wieder neun Jahre. Gegen zwanzig Uhr, in der Schumannstraße in Gohlis entführt.“
    Jutta Krahmann griff sich an den Kopf. „Das ist doch völlig verrückt!“
    „Trotzdem. Morgen früh, nicht jetzt. Ich bring dich nach Hause.“
    Katrin Zander saß vor dem kleinen Fernseher, der Ton war fast nicht zu hören. Sie schaltete das Gerät sofort aus, als sie das Klappern im Schloss hörte.
    Noch während Jutta Krahmann die Jacke und die Straßenschuhe auszog, zog die Psychologin sich ihre an. „Ich geh dann jetzt. Floh schläft tief und fest. Ist ein ganz lieber. Unten ist auf? – Na dann tschüssi.“ Sekunden später war die junge Frau verschwunden.
    Engler stand etwas unschlüssig im Flur, die Hände in den Taschen des langen Mantels. „Na, ich mach mich dann mal auch los. Wenn du willst, können wir ja telefonieren ...“
    Noch bevor er aussprechen konnte, hatte Jutta Krahmann Englers Schultern ergriffen und ihre Lippen auf die seinen gedrückt. Der Kuss dauerte etwa fünf Minuten. Genau so schnell, wie er begann, wurde er von beendet. Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit ins Kinderzimmer, wo sie eine kleine Tischlampe zum Leuchten brachte. Florian lag auf dem Rücken, die Hände unter dem Hinterkopf, in festem Schlaf versunken.
    Ein Weilchen betrachteten beide das Kind.
    „Es gibt nichts schöneres in dieser Welt“, stellte Jutta Krahmann flüsternd fest, dann löschte sie das Licht, zog Engler in ihr kleines Schlafzimmer und drückte ihn auf das schmale Bett.

    „He, aufwachen!“ Engler öffnete vorsichtig die Augen. Die Sechsundzwanzigjährige stand neben dem Bett, fertig angezogen und lächelnd. „Es ist gleich Sieben.“
    Engler stieg aus dem Bett und empfing ihre Blicke. Er war völlig nackt. Schnell zog er sich die Unterhose über und fiel dabei wieder auf das Bett zurück.
    „Das Bad ist da“, meinte Jutta Krahmann und wies auf die Tür. „Nimm die rote Zahnbürste, die ist unbenutzt.“
    Engler schnappte sich die Sachen und verschwand im Badezimmer. Als er sich selbst im Spiegel des spartanisch aber liebevoll eingerichteten Raumes erblickte, schüttelte er seinen Kopf.
    Fünf Minuten später betrat Engler

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