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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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blickte auf die Uhr. „Hat sich Engler gemeldet?“
    Kommissar Minkwitz schüttelte den Kopf. „Nicht bei mir.“
    „Gut, wer hat jetzt Dienst?“
    „Es sitzen zwanzig Mann im Bereitschaftsraum. Ich kann auch noch ein bisschen bleiben ...“
    „Nein, nein, du musst ins Bett. Sag den Leuten von der Bereitschaft, egal, was sich tut, ich will sofort informiert werden. Wir nehmen nachher das Funkgerät mit, mein Handy ist immer an. Ich will alle Neuigkeiten sofort erfahren. Alle.“ Hinrich griff zu seinem Handy und drückte auf die Kurzwahltaste zwei.
    Kurze Zeit später meldete sich Engler. Seine Stimme klang sehr munter.
    „Wann bist du hier?“, wollte Hinrich wissen.
    „Zwanzig Minuten.“
    „Wo bist du jetzt?“
    „Ich ... ähm.“
    „Gut, beeil dich.“

    Engler war unglaublich nervös. Doch im Verlauf des Abends beruhigte sich sein Puls. Er schwitzte, trank alkoholfreie Cocktails, obwohl es ihm ein wenig nach Alkohol lechzte.  
    Jutta Krahmann schaute ihn an, und nach und nach musste sich Toni Engler eingestehen, dass die Frau ihm gefiel und sympathisch war.
    „Ist das ihr Traumberuf?“, fragte sie, als das karibische, äußerst scharfe Essen serviert wurde.
    Engler stocherte auf seinem Teller herum. Dann schüttelte er den Kopf. „Aus dem Leben gewachsen. Ich war ein Einzelkind. Wir fuhren in den Urlaub, an die Ostsee. Mit dem Trabbi. Da war ich vierzehn. Jemand warf Steine von einer Autobahnbrücke. Die Windschutzscheibe zerknallte. Der Jemand wurde nie gefunden. Wir überschlugen uns, mein Vater war querschnittsgelähmt, starb zwei Jahre später, meine Mutter wurde entstellt, mir passierte nichts, außer dass ich zwischen den Vordersitzen und der Rückbank eingeklemmt wurde. Das war der Grund.“
    Beide kauten auf dem scharfen Fisch herum.
    Die junge Frau bemühte sich, den Kriminalassistenten von seinen Gedanken abzulenken. „Ich habe Angst, große Angst, seit das mit Erik passiert ist. Ich kann mich an der Kasse nicht mehr konzentrieren. Ich habe mich noch nie so allein gefühlt.“
    Engler spülte den Fisch hinunter und griff nach einer Serviette. „Hinrich, ich meine mein Chef, der hat eine gute Menschenkenntnis. – Da ist ein Gräte.“
    „Weil er Sie zu mir geschickt hat?“
    Engler nickte und pulte die Gräte aus seinem Mund. „Hm. – Wir können ruhig DU sagen.“
    Jutta Krahmann hob ihr Glas an. „Jutta.“
    „Toni. – Das müssen wir bei Gelegenheit mit Alkohol nachholen. – Du arbeitest als Verkäuferin?“
    „Hm. Im Konsum, ein Supermarkt in der Grassistraße.“
    „Dann musst du auch am Wochenende arbeiten?“
    Die junge Frau nickte. „Ja, leider. Und ziemlich oft am Abend. Die Zeit fehlt mir mit meinem Jungen.“
    „Hat er Probleme, ich meine in der Schule?“
    Ein Kopfschütteln. „Bisher nicht. Aber jetzt. Erik Schwarz ist sein Banknachbar, sein allerbester Freund. Das Ganze macht ihm schon zu schaffen. Und nicht nur ihm. – Wie ist das, gibt es schon etwas Neues, ähm ... Toni?“
    Jetzt war Engler mit Kopfschütteln dran. „Leider nicht, morgen soll die DNA entschlüsselt sein. Das machen die Kollegen in Dresden, die vom LKA. Vielleicht sind wir dann klüger.“
    Jutta Krahmann wischte ihre ungeschminkten Lippen an der weißen Serviette ab. „Das hat gut geschmeckt. – Ich habe Angst, dass dieser Mensch Dinge tut, die er nicht tun würde, wenn er nicht in die Enge getrieben wird.“
    „Wir wissen nicht, was er tut, und was er noch tun wird. Vielleicht jagen wir bereits einen Mörder ...“
    Der Frau traten Tränen in die Augen.
    Engler griff sofort nach ihrer Hand und streichelte sie sanft. „Es war nicht so gemeint ... Das muss nicht sein, nur ... Ich meine nur ... Wir müssen mit allem rechnen. Auch mit dem Schlimmsten. Verstehst du mich?“
    Sie nickte.
    „Ich hoffe es, glaub mir, aus tiefstem Herzen, dass wir jeden der Jungen unversehrt finden, ich hoffe es.“ Nun war es an Engler, vom Thema abzulenken. „Mein Chef bedenkt so viele Dinge, die ich nie bemerken würde. Er ist absolut prädestiniert für den Fall. – Sie haben sich mit ihm unterhalten?“
    „Der ... Hinrich ist so ein Vatertyp. Ich denke auch, der schafft das. – Und dieses Fräulein Zander, die Katrin, die zu Hause auf Florian aufpasst, wo hat er die aufgegabelt?“
    „Eine Psychologin in Ausbildung. Das sind die Leute, die ich nicht beneide, aber sehr achte.“ Engler hielt das leeres Glas hoch und deutete der Bedienung hinterm Tresen an, dass er noch eins wünschte. Er hielt noch

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