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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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Last aufgelegt? Du bist nicht mehr der Jüngste.“ Hinrichs Ehefrau goss ihrem Mann Kaffee nach. Wie im Trance legte der Kommissar vier Stückchen Zucker in die Tasse.
    „Zu alt? – Nein, nein ... Jeder würde sich an diesem Fall aufreiben, egal, ob alt oder jung. Jeder.“ Plötzlich stand Hinrich auf und schrie: „Was ist das nur für ein Mensch, der so was tut? Gottverflucht, was ist das nur für einer?“
    Frau Hinrich schwieg zunächst erschrocken. Dann versuchte sie ihren Mann zu beruhigen. „Setz dich, iss dein Frühstück, dann fährst du ins Präsidium, ganz ruhig. – Was das für ein Mensch ist?“ Sie stand auf und legte ihre Hände auf die Schultern ihres Mannes. „Das wird sich zeigen, wenn ihr wisst, was er mit den Kindern tut. Vielleicht ist es einer, der es euch beweisen will, einer, der euch nur an der Nase herumführt. Vielleicht ist es auch ein kranker Mensch, einer, der das Schlimmste tut. Niemand kann das wissen, außer dieser Kerl selbst. – Jedenfalls ist der von hier, aus unserer Stadt. Der kennt sich viel zu gut hier aus.“
    „Nein, nein“, erwiderte Hinrich mit vollem Mund. „Wenn einer die aktuellen Daten unserer Einwohner hat, dann braucht der nur einen Stadtplan oder so ein neumodisches Navigationssystem. Mehr nicht. Mein Gefühl sagt mir, der ist nicht von hier.“
    „Dein Gefühl? – Kann dir dein Gefühl auch sagen, wer das ist und wo er die armen Jungen versteckt hat, falls sie noch leben ...?“
    Hinrich schaute erstaunt auf. „Falls?“ Seine Handflächen legten sich vor das Gesicht, als wollte er sich dahinter verstecken. „Ja. Falls.“
    Zwanzig Minuten später ging Hinrich aus dem Haus und fuhr mit dem geliehenen Wagen los.
    Es hatte zu regnen aufgehört, doch dieser Mittwoch versprach nichts Gutes. Dicke Wolken zogen rasch am Himmel dahin, als wollten sie neuen Regen nach Leipzig bringen.

    Hinrich fuhr direkt in die Körnerstraße, die Hamburgerin abzuholen. Die saß noch beim morgendlichen Frühstücksbüfett.
    Am Eingang stand ein Hotelangestellter, Hinrich zeigte kurz seinen Ausweis. „Muss mit meiner Kollegin reden.“
    „Sind Sie Gast?“
    „Haben Sie schon mal was von der SoKo ERIK gehört?“, stellte Hinrich eine Gegenfrage.
    „Die ganze Stadt redet davon.“
    „Sehn’se, junger Mann, und ich leite die.“
    „Oh Entschuldigung“, der junge Mann führte Hinrich zum Tisch der Kommissarin. „Darf ich Ihnen etwas bringen, Kaffee vielleicht?“
    „Ja, bitte, gern ... – Morgen, Hanni“, wendete sich Hinrich an die Kollegin.
    „Na, ausgeschlafen, Brummbär?“
    Hinrich atmete tief aus. „Weißt du’s schon?“
    Die Polterer schüttelte ein wenig den Kopf. „Wat weeß ik?“
    „Nummer vier. Gestern Abend, kurz nach Acht. Der Stiefvater hat auf den Jungen aufgepasst. Niedergeschlagen und verletzt. Der Junge heißt Erik, ist Neun. – Wir haben so allmählich ein ernsthaftes Problem.“
    „Spuren?“
    „Keine Ahnung. Scheinbar nicht, hab’s gerade im Radio gehört.“
    Hanni Polterer wischte sich mit einer Stoffserviette über die Lippen. „Lass dich nicht aus dem Konzept bringen. Vielleicht will der das. Und hör nicht auf die Medien.“
    Hinrich rührte unruhig in der Kaffeetasse, die ihm der junge Hotelangestellte gebracht hat. „Ich lass die fünf restlichen Eriks rund um die Uhr bewachen. Sollen die vom LKA organisieren.“
    „Na komm, gehen wir zurück in die Hölle“, meinte die Kommissarin und warf ihre Serviette auf den Teller. „Der Appetit ist mir soeben vergangen.“
    Hinrich bedankte sich noch für den Kaffee, dann fuhren beide Kriminalisten in den Stützpunkt der Kripo in die Dimitroffstraße.
    Dort wurden sie von Peter Minkwitz abgefangen, der nach seinem Nachtdienst müde und zerfahren wirkte.
    Als sie zu dritt das Büro betraten, stand frischer Kaffee auf dem Tisch. Faxgerät, Fernschreiber und Emaileingang von Kriminaloberkommissar Hinrich gähnten leer.
    „Hat man uns von der Außenwelt abgeschnitten?“, fragte Hinrich und legte seinen Mantel nach dem kurzen Rundgang ab.
    Dafür übergab Minkwitz eine Klappe voller Protokolle. „Es ist schon merkwürdig. Ein einziger Anruf auf unserem Hinweistelefon, ansonsten nichts, keine Zeugen, keine Beobachter, keine Falschmeldungen. Trotz der umfangreichen Mitarbeit der Medien. Hier ...“ Minkwitz legte Hinrich die aktuelle LVZ vor, daneben die Bildzeitung. Beide Titelseiten zeigten die Großaufnahmen der vier Gesuchten, daneben umfangreiche Beschreibungen. Nur die

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