FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
die Küche. Sein Kopf errötete. Florian saß am Tisch und grinste ihn an.
„Guten Morgen“, meinte Engler und setzte sich neben den Jungen auf einen Hocker.
Mutter Krahmann saß gegenüber. „Du erinnerst dich an gestern Abend?“, fragte sie ihren Sohn. „Das ist Toni von der Polizei, der nach Erik sucht.“
„In deinem Bett?“, fragte Florian und biss in seine Toastschnitte.
Engler schwieg lieber. Später, als er mit Jutta Krahmann Florian in die Schule brachte, war der blonde Junge von dem BMW begeistert.
Engler stieg vor der Schule aus und öffnete Florian die Tür. „Mach dir keine Sorgen, wir finden deinen Freund. Versprochen.“
„Bist du jetzt öfters bei meiner Mama?“, fragte Florian ganz direkt.
„Wenn deine Mama das gern möchte ...“
„Ich will es“, meinte der Junge, gab seiner Mutter einen flüchtigen Kuss und rannte ins Schulhaus, wo die Klassenkameraden neugierig den großen BMW begutachteten.
Auf dem Weg zum Konsum-Supermarkt, von dem aus es nur noch ein Katzensprung zum K 1 war, flüsterte Jutta Krahmann: „Die Mama möchte das auch“, und gab Engler einen innigen Kuss, als das Fahrzeug stand.
Der Assistent wartete bis Jutta Krahmann verschwunden war, dann setzte er seinen Wagen wieder in Bewegung.
Am Petersteinweg, wenige Straßen weiter, sah Engler einen weißen Mercedes „Sprinter“ im Rückspiegel, der gerade aus einer Parklücke ausscherte und dabei den nachfolgenden Verkehr erheblich behinderte. Engler überlegte nicht lange, fuhr rechts ran, nahm das Blaulicht heraus, haftete es auf dem BMW-Dach fest, und lief die zwanzig Meter zu diesem weißen Sprinter zurück. Vorn zeigte die Ampel rot, alle mussten warten, auch der Sprinter.
Engler zückte seine Marke, baute sich neben der Fahrertür auf und griff nach dem Türöffner. Der Mercedes war alt und verrostet.
Fast im gleichen Moment öffnete der Fahrer ruckartig die Tür, dass Engler auf die Straße stürzte, und startete das Fahrzeug, um zu wenden. Der Assistent konnte sich gerade noch aufrappeln und durch einen Sprung zur Seite retten, sonst hätte der Mann ihn überrollt. Es war ein südländischer Typ, vielleicht dreißig, so viel konnte Engler erkennen, der sofort zu Hinrichs BMW rannte, einstieg, den Motor startete und mit quietschenden Reifen dem weißen Sprinter folgte, der durch die schmale Simsonstraße das Weite suchte. Engler berührte die Nummer Fünf seines Handys. Sofort hatte er einen Kollegen der Verkehrspolizei dran, mit dem er sich über die Freisprechanlage verständigen konnte.
„Verfolge weißen Sprinter, Kennzeichen Leipzig ... Bitte um Verstärkung. Position: Simsonstraße stadtauswärts ...“ Immer wieder gab Engler seine Position durch. Kopfsteinpflaster. Er fuhr dicht hinter dem flüchtigen Fahrzeug, der Fahrer des Transporters überfuhr ohne zu Bremsen ein Stoppschild, er versuchte die Bundesstraße 95 Richtung Chemnitz zu erreichen.
Kurze Zeit später tauchte ein Helikopter auf, Engler sah im Rückspiegel zwei weitere Fahrzeuge mit Blaulicht, hörte die heulenden Sirenen.
Auf der zweistreifigen Bundesstraße versuchte Engler das Fluchtfahrzeug zu überholen, das deutlich weniger Power unter der Haube hatte. Der Fremde wollte den schwarzen BMW von der Straße zu drängen, endlich düste Engler rechts vorbei. Doch kaum versuchte er, den Flüchtigen ein wenig auszubremsen, da krachte der ihm in den hinteren rechten Kotflügel, der BMW triftete nach links weg, schlug kurz gegen die Mittelleitplanke und drehte sich auf der nassen Straße, sosehr Engler auch gegenlenkte. Die Airbags blieben zum Glück dort, wo sie hingehörten.
Unbeteiligte Fahrzeuge hielten rechts auf dem Standstreifen, der Transporter raste unvermindert weiter, die vordere Stoßstange rutsche Funken sprühend über den feuchten Asphalt. Der Sprinter wurde verfolgt von vier grünweißen Polizeifahrzeugen.
Engler lenkte den ramponierten BMW auf die Straße zurück und folgte der Kolonne. Er erhöhte die Geschwindigkeit, auch wenn der Motor merkwürdig röhrte.
„Wir haben vor der Ausfahrt Markkleeberg-West eine Straßensperre errichtet!“, vernahm Engler die Stimme über seine Lautsprechanlage.
Der Assistent verminderte ein wenig die Geschwindigkeit, hielt einen angemessenen Abstand.
Bald sah er die Sperre aus mehreren Fahrzeugen, auf der Straße lagen Reifentöter, auch die anderen Polizeifahrzeuge verminderten ihre Geschwindigkeit, verbauten massiv den Fluchtweg.
Auf der Bundesstraße standen etliche
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