FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Köchin, sondern gleichzeitig die zäheste Schuhkauerin. Denn das Gerben der Schuhe aus Robbenfell ist ausschließlich Frauenarbeit. Auch die geschickteste Näherin hatte Aussicht auf eine Ehe mit mehreren Männern.
Die Liebe der Eskimos – und natürlich nicht nur ihre – geht also durch den Magen, die Füße und die warme Kleidung.
Oft war die Vielmännerei nur eine zeitlich begrenzte Angelegenheit. Nämlich dann, wenn eine Eskimofrau eine Jagdexpedition begleitete. Diese Begleiterinnen mußten besonders der Wertvorstellung von guter Köchin, Schuhkauerin und Näherin entsprechen, bevor sie als Mitglieder eines Jagdteams die ehelichen Pflichten und Rechte einer ganzen Männerschar erfüllen durften.
Vollkommen legitim für den Eskimo ist es, seine Frau mit einem Verwandten zu teilen. Vor allem jüngere Verwandte, die noch keine eigene Frau abbekommen hatten, waren temporär für ein Glück zu dritt willkommen. Doch die Betonung liegt hier auf temporär. Lange gingen solche Beziehungen nicht gut. Denn die temporäre Aushilfsehe ist eigentlich ihrem Wesen nach keine Ehe, sondern vielmehr dem Bereich Frauentausch hinzuzurechnen. Eine Sitte des hohen Nordens, über die in anderen Kapiteln berichtet wird.
Doch so idyllisch sich das Glück zu dritt auch anhören mag, es hat so seine Tücken. Das Problem ist der Mann. Er ist seinem Wesen nach ein besitzergreifender Wilder. Mord und Totschlag in Ehen der Vielmännerei waren keine Seltenheit. Nicht zuletzt war das ein Grund für die kanadische Regierung die Polygamie zumindest offiziell zu verbieten.
Diese Unverträglichkeit der Männer untereinander ist der ausschlaggebende Grund dafür, daß Vielmännerei verglichen mit Vielweiberei weltweit so selten vorkommt.
Der Besitz mehrerer Ehefrauen hat in Arabien wie im Norden Kanadas vornehmlich etwas mit Prestige zu tun. Doch während sich der Araber seinen Harem nach dem Inhalt seines Geldbeutels zusammenstellt, ergibt sich Prestige bei den Eskimos durch den Erfolg bei der Jagd. So werden den erfolgreichsten Jägern mehrere Frauen zugeteilt.
Neben erfolgreichen Jägern waren es die Schamanen, denen diese Ehre zukam. Der Schamane konnte es sich am ehesten leisten, mehrere Frauen zu versorgen. Denn er selbst wurde als Medizinmann auf Händen getragen und von den anderen Clanmitgliedern mitversorgt. Während bei den Männern das Teilen-Müssen einer Frau oft von Mord und Totschlag begleitet war, scheint den Frauen das Teilen weit weniger auszumachen. Die Frau ist eben verglichen mit dem Mann ein viel sozialeres Wesen. Eine andere Ursache für das Vorherrschen der Vielweiberei gegenüber der Vielmännerei ist der akute Männermangel in fast allen Gesellschaften.
Der bereits beschriebene Frauenmangel aufgrund der Tötung kleiner Mädchen bildet eine Ausnahme. Diese Ausnahme brachte allerdings weitere Ausnahmen mit sich – den „Frauenraub“ mit der „Raubehe“. Sie gelten seit dem missionierenden Einfluß des weißen Mannes als ausgestorben. Doch Forscher berichteten noch um die Jahrhundertwende vom Frauenraub beim Stamm der Copper und der Netselik.
Obwohl die Raubehe auch außerhalb arktischer Klimate vorkommt, die Regel war sie nie und nirgends. Denn nochmals, nicht Frauenmangel, sondern Männermangel kennzeichnet fast alle Gesellschaften. Besonders die älteren Männer raffte es bei der Jagd und in kriegerischen Auseinandersetzungen dahin. Die Witwen mußten irgendwie versorgt werden. Bei den Eskimos blieb nach dem Prinzip des Levirats die Witwe im Familienverband ihres Mannes und wurde als Ehefrau auf den nächstjüngeren Bruder des verstorbenen Gatten übertragen. Deshalb kennt die Eskimosprache keine Übersetzung für das Wort Witwe.
Neben den eigentümlichen Eheregelungen der Eskimos erscheinen uns ihre Verwandtschaftsbestimmungen als obskur. Zum Beispiel werden unehelich geborene Kinder automatisch der Verwandtschaft des zukünftigen Ehemannes zugesprochen. Dabei muß dieser Ehemann keinesfalls auch der wirkliche Vater des Kindes sein. Trotzdem wird die Verwandtschaftszugehörigkeit des Kindes über ihn und nur ihn bestimmt. Das bedeutet, daß die Verwandtschaft der Mutter für das Kind keine eigentliche Verwandtschaft mehr ist. Cousins und Cousinen mütterlicherseits gehören demnach nicht mehr zur Verwandtschaft. Damit stehen sie außerhalb von Inzesttabus und sind potentielle Ehepartner.
Die Verwandtschaftsbestimmung nur über Väter, der Fachausdruck heißt Patrilinearität, und der Umstand, daß
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