FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Verbänden besuchen. Ziel dieser Besuche ist eigentlich nur die Schwangerschaft. Tagsüber unterstehen die Frauen wieder ihrer Großfamilie. Wie wenig den Nayar an Liebe im herkömmlichen Sinne gelegen ist, offenbart sich daraus, daß nach dem Eintreten der Schwangerschaft die nächtlichen Besuche meist eingestellt werden. Die aus diesen Scheinhochzeiten entstandenen Kinder kennen ihre Väter oftmals nicht. Sie unterstehen einem der Brüder ihrer Mutter, der sozusagen die Vaterrolle übernimmt.
Wiederholen sich die Besuche, so spricht man nicht mehr von Scheinhochzeit sondern von Besuchsehen. Dabei neigen die Frauen dazu, besonders zu der geistlichen Kaste der Brahmanen einen regelmäßigen Kontakt aufzubauen. Auch da ist es nicht die Liebe, sondern der materielle Wert der Beziehung zu einem reichen Brahmanen, der sich entscheidend auswirkt.
Der Vorteil der Regelung bei den Nayar liegt darin, daß der Frau eine sexuelle Kontaktaufnahme zu vielen Männern freisteht. Davon profitiert auch der Mann. Er muß nicht mit einer einzigen Frau sein Leben verbringen.
Die Nayar mögen ein Extrembeispiel für die Verschmähung der Kernfamilie sein. Doch auch andere Ethnien neigen eher zur Großfamilie als zur Kernfamilie. Stellvertretend dafür seien die Ashante aus Westafrika genannt. Zwar verbringt der Ashante-Mann die Nächte mit seiner Frau, doch wohler fühlt er sich bei seinen Schwestern mütterlicherseits und seinen Nichten sowie Neffen dort. Allabendlich speist er deshalb bei ihnen. Nur läßt er sich dazu die Speise von seinen eigenen Kindern bringen, zubereitet von seiner eigenen Frau, und zwar nicht nur für ihn, sondern für die ganze Sippschaft seiner Mutterfamilie. Erst spät am Abend kehrt er wieder zurück zu seiner Ehefrau, die mittlerweile, wie jeden Abend, selbst Besuch hatte von ihren Brüdern, die in gleicher Weise zu ihrer Mutterfamilie zum Essen gekommen waren.
Die Frauen hingegen brauchen keine Besuche abstatten, denn sie bleiben nach der Hochzeit im Hause ihrer Mütter.
Diese Gratwanderung zwischen dem Leben mit dem eigenen Ehepartner und dem Leben in seiner Mutterfamilie, also matrilokal rund um die älteste noch lebende Frau, ist problematisch für die Kinder. Sie unterstehen nämlich einerseits dem leiblichen Vater und andererseits einem allabendlich zu Besuch kommenden Mutterbruder. Daß die Vorstellungen von der Erziehung bei zwei erwachsenen Männern durchaus unterschiedlich sein können, braucht nicht eigens betont zu werden. Ganz schön verwirrend für den Nachwuchs. Vorteil der Gratwanderung ist allerdings der enorm große Bekanntenkreis eines jeden Ashante. Genau deshalb wird die aufwendige Essenswanderung von einem Haushalt in den anderen von den Kindern praktiziert. Die das Essen transportierenden Kinder haben dabei Gelegenheit, auch entfernteste Verwandte näher kennenzulernen.
Ein anderes Thema rund um die Ehe ist ihre Kommerzialisierung, besonders die Vermarktung der Braut. Auf Manus innerhalb des Archipels der Admiralitätsinseln geht das sogar so weit, daß die Braut für ihre eigene Hochzeit unwichtig ist. Sie zieht sich auch sofort nach der Bewertung ihrer Mitgift zurück. Peinlich genau wird kontrolliert, ob diese Mitgift auch dem Gegenwert des Brautpreises entspricht. Je nach Aussehen der Braut und je nach ihrem Ruf kann der Brautpreis stark schwanken. Bezeichnend auf Manus ist jedoch, daß der Brautpreis nicht auf einmal gezahlt wird, sondern in zwei Teilen. Der erste Teil wird bei der Hochzeit fällig, der zweite bei der Geburt des ersten Kindes. Somit hat die Frau ihren vollen Wert unter Beweis gestellt.
Die Manus mögen ein auffälliges Brautpreisgebaren an den Tag legen, jedoch eine Ausnahme bilden sie nicht. Der Brautpreis ist global gesehen bei mehr als 50 Prozent der Eheschließungen ein fester Bestandteil.
Bezeichnend für die Bewohner auf Manus ist das Sororat und das Levirat. Eine Regelung, die bereits für die alten Israeliten galt und auf der ganzen Welt sporadisch anzutreffen ist.
Sororat bedeutet nichts weiteres, als daß ein zum Witwer gewordener Mann Anrecht auf eine Ersatzfrau aus der Schwesternschaft seiner verstorbenen Frau hat. Nicht gerade eine Regelung, die sehr viel mit Liebe und Zuneigung zu tun hat; dennoch ist sie sozial. Denn die meisten Gesellschaften mit Sororat praktizieren auch das Levirat. Gemeint damit ist, daß die zu einer Witwe gewordene Frau weiterhin bei der Familie des Mannes bleibt und hier weiterhin ihren materiellen Unterhalt sowie
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