FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
gut. Es tat ihr weh und blutete, sie sträubte sich und zeigte keinerlei Interesse an Sex, geschweige denn an Initiative im Bett. So wie eben eine Ehefrau sein muß, schilderte mir Jose. Joses Erwartungen an das Leben mit seiner Frau waren damit erfüllt und entsprachen dem Klischee einer Ehe innerhalb der mexikanischen Unterschicht. Doch schon bald vernahm er, daß seine Frau Lust zu empfinden schien. So, wie er es von seinen Nutten kannte. Dabei hätte er doch ein anständiges Mädchen geheiratet und keine „Putana“. Besonders ärgerte ihn dabei, daß „Maria, die Nutte“, wie er sie jetzt nannte, die Mutter seiner Kinder werde. Denn Mütter, noch viel mehr als Ehefrauen dürfen keine Lust kennen. Sie sind lediglich für das Wohl der Kinder und des Ehemannes verantwortlich und damit basta. Das war schon immer so und daran ist nicht zu rütteln. Für den Sex gibt es schließlich den Puff oder den Strich, allenfalls eine heimliche Konkubine. Mit der eigenen Ehe hat das überhaupt nichts zu tun. So argumentierte Jose.
Ich ahnte, daß es nichts nützen würde, Jose von seiner eingetrichterten Meinung abzubringen, hoffte aber seine Vorstellungen von einem intakten Familienleben herauszubekommen. Und siehe da, davon hatte er ganz konkrete Vorstellungen, die er mir auch mitteilte. Er orientierte sich einfach daran, was er mit seinen sieben Geschwistern im elterlichen Haus, im Slum „Colonia 2000“, mitbekommen hatte und schilderte es frei von der Leber: „Papa konnte nach dem Essen immer in die Kneipe. Und wenn er nicht •wollte, so wurde er von Mama hingeschickt. Mama wußte ja, daß er daheim nur auf dumme Gedanken kommt. Und wenn er sich einmal durchsetzte, so blutete sie gerade da unten und hatte Kopfweh. Mama verhielt sich schon richtig. Wir waren ja schon drei, wozu noch mehr Kinder machen. Und trotzdem hat sie dann noch vier geboren. Aber das war sauber und kein Stöhnen und Kreischen, wie bei Maria. Was sollen die Nachbarn bloß von mir denken. Nach jeder Geburt hatte Mama sowieso Ruhe vor Papa – fast wie eine Madonna. Und Papa hat ja schließlich die Putanas.“
Ich traute meinen Ohren kaum. Doch was ich hier zu hören bekam, ist keine Einzelmeinung, sondern normal für viele Mexikaner. Es ist die typische Vergötterung der Mutter und Madonna einerseits und die Übertragung von Sex auf die Nutte andererseits. Es ist die Beherrschung von Sex durch die Religion.
Mit den Ausführungen der afrikanischen Frau-Frau-Ehe ist bereits eine Sonderform menschlichen Zusammenlebens angesprochen worden. Eines dürfte jedoch klar sein. Bei der Betrachtung der vielen Möglichkeiten menschlicher Co-Existenz fällt es schwer, von der Kernfamilie (Mann, Frau, Kinder) als dem Nonplusultra des Zusammenlebens auszugehen.
Zu allen bevorzugten Lebensformen in fremden Kulturen lassen sich entsprechende Parallelen innerhalb von Subkulturen unserer eigenen Gesellschaft finden.
Im Sudan beispielsweise gibt es für Männer eigene Schlaf- und Speisekasinos. Diese Kasinos sind keine vorübergehende Einrichtung, sondern geordnet nach Jahrgangsstufen die praktizierte Lebensform schlechthin. Doch auch bei uns laßt sich ein ähnliches Verhalten ausmachen. Nicht nur während des Militärdienstes, sondern auch später in Vereinen, die nur einem Geschlecht zugänglich sind, etwa Fußball- oder Schützenvereinen. Vereinsausflüge, wo das männliche Geschlecht vom weiblichen noch mehr isoliert wird, unterstreichen die Neigung der Männer und Frauen, sich unter sich zusammenzufinden um Ruhe vor dem jeweils anderen Geschlecht zu haben.
Vielleicht ist es die grundsätzliche Unverträglichkeit zwischen Männchen und Weibchen, die ihre Vereinigung dann zu einem Fest werden läßt. Aber längst nicht alle Völker machen darum ein Aufsehen, geschweige denn ein Fest rund um Hochzeit und Monogam-Ehe. Das beste Beispiel dafür sind die Nayar im indischen Bundesstaat Kerala. Die Nayar bilden matrilokale Lebensgemeinschaften. Das heißt, die Großfamilie gruppiert sich rund um eine alte Frau mit ihren Söhnen und Töchtern sowie Enkeln und Enkelinnen. Trotz dieser Lebensweise von Blutsverwandten, umringt von anderen Blutsverwandten, verabscheuen die Nayar die Inzucht. Die Mechanismen, die hier aushelfen, heißen „Scheinhochzeit“ und „Besuchsehe“. Dabei gehen die Nayar-Frauen so vor, daß sie nach einer viertägigen rituellen „Scheinhochzeit“ mit einem Mann nachts entweder diesen Mann oder auch andere Männer aus anderen matrilokalen
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