FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
Arabisch und hat außerdem eine angeborene Gabe, mit den
unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu kommen.«
»Und was für Aufgaben liegen vor uns, Senior Officer?«
»Sie und ich werden uns auf die Täter konzentrieren. Eine klassische
Arbeitsteilung: Officer Khaled und Officer da Silva hören sich unter den
Opfern um, damit weitere Straftaten verhindert werden können. Außerdem
sammeln sie Informationen über die Täter, die sie an uns weiterreichen.
Und dann, wenn unsere Gegner sich in Sicherheit wiegen, werden wir die Angelegenheit
... bereinigen.«
Jasmin fragte sich, was Shaw unter bereinigen verstand. Sie war allerdings
nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte. Die junge Frau fühlte sich
innerlich zerrissen. Einerseits mochte sie Shaw gern, fühlte sich sogar
zu ihm hingezogen. Aber sie ahnte, dass er auch eine dunkle Seite hatte, vor
der sie sich fürchtete. Plötzlich fiel ihr wieder ihre Freundin Lisa
Janowsky ein, die Shaw als eiskalten Sadisten bezeichnet hatte. War das wirklich
nur bösartiges Kantinengeschwätz oder hatten diese Gerüchte am
Ende einen wahren Kern?
Während Jasmin noch über diese Frage spekulierte, lenkte Shaw den
Mietwagen am Jardim Botanico , am Botanischen Garten, vorbei (das Auto
war mit einem Navi-System versehen). Das Hotel befand sich unweit des Amoreiras
Shoppingcenter, das in seiner Modernität wie ein Fremdkörper in dem
liebenswürdig-altmodischen Stadtteil wirkte.
Shaw deutete mit einer Kopfbewegung auf das Einkaufszentrum.
»Dort werden wir in einer Stunde unseren Verbindungsmann aus dem Innenministerium
treffen. Wenn Sie möchten, können Sie sich zuvor noch frisch machen.«
Jasmins Hotelzimmer war so komfortabel, wie es das Spesenbudget von Europol
zuließ. Sie hatte beinahe ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, dass
Isabel und Khaled vermutlich in üblen Rattenlöchern übernachten
mussten, um ihren Undercover-Identitäten als arme Einwanderer gerecht zu
werden. Aber Jasmin sah natürlich ein, dass Shaw Recht hatte. Sie selbst
war einfach zu weiß, um sich zur Tarnung einen Drecksjob an Land ziehen
zu können. Das war die brutale Realität, an der auch Jasmin nichts
ändern konnte.
Sie nahm eine Dusche und zog danach eine violette Bluse mit kurzen Ärmeln
sowie knielange Leinenshorts mit einer dazu passenden Jacke an. Es war in Lissabon
um einige Grade wärmer als in Den Haag. Ihre neue Dienstwaffe verstaute
sie in ihrer Umhängetasche. Wie Jasmin inzwischen gelernt hatte, durften
die Europol-Beamten in allen EU-Ländern bewaffnet auftreten. Dank einer
Ausnahmegenehmigung galt das auch für Flüge innerhalb der Union.
Shaw erwartete Jasmin bereits an der Rezeption. Er trug einen hellen Baumwollanzug,
der dem Klima von Lissabon ebenfalls angemessen war.
»Wir gehen zu Fuß zum Treffpunkt, Officer Brunner. Es ist nur einen
Steinwurf weit entfernt.«
Wie Shaw bereits angekündigt hatte, befand sich das Café, wo sie
ihren Verbindungsmann treffen sollten, in dem Einkaufszentrum. Zwischen den
Marmortischen standen große Kübel mit Palmen und anderen Pflanzen.
Ein antiker Springbrunnen bildete das Zentrum des Arrangements. Jasmin musste
schmunzelnd daran denken, dass Shaw vermutlich die Stilepoche, in der dieser
Brunnen entstanden war, genau benennen konnte. Sie selbst war dazu nicht in
der Lage, fand aber das Wasserspiel einfach unheimlich schön.
Sie nahmen an einem freien Tisch Platz. Das Café befand sich in einem
offenen Atrium. Man konnte von den oberen Stockwerken des Shoppingcenters darauf
hinuntersehen.
»Ich frage mich, warum unser Mann ausgerechnet diesen Treffpunkt vorgeschlagen
hat«, dachte Shaw laut nach. Aber bevor Jasmin etwas erwidern konnte, näherte
sich ein älterer Mann im Geschäftsanzug ihrem Tisch. Er wurde von
zwei breitschultrigen Sonnenbrillenträgern eingerahmt, die auf schon auf
den ersten Blick nach Bodyguards aussahen.
»Senhor Shaw?«, fragte der Portugiese und streckte dem Senior Officer
seine Hand entgegen. »Ich bin Ephraim Borges, Staatssekretär im Innenministerium.
Wir ...«
»Verzeihen Sie!«, unterbrach Shaw ihn. Er packte Jasmins Arm. Sein
Griff war so fest, dass sie beinahe aufgeschrien hätte. »Officer Brunner
– drei Angreifer, erstes Stockwerk! Richtung 11:00 Uhr, 14:00 Uhr, 16:00
Uhr. Sie nehmen den ganz links, ich ...«
Der Rest des Satzes ging im beginnenden Hämmern von automatischen Waffen
unter. Shaw riss
Weitere Kostenlose Bücher