FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
Kaffee für Isabel, zahlte und kehrte
zu ihr zurück. Dankbar schlürfte sie die heiße Flüssigkeit.
»Du bist ein Engel. Das Zeug ist zwar widerlich, aber immerhin Kaffee.
Man muss ja heutzutage für den kleinsten Lichtblick dankbar sein.«
»Du bist immer noch sauer, oder? Ist es wegen der Neuen?«
»Du hättest Psychologie studieren sollen«, giftete Isabel.
»Ich habe Psychologie studiert, habe ich dir das nie erzählt?
Aber nur ein paar Semester. Dann kam der 11. September und ich dachte mir, dass
so einer wie ich bei der Polizei am besten aufgehoben ist.«
»Ich weiß, Hassan. Aber lass uns jetzt nicht über Politik reden,
okay? Die Neue nervt mich, ich traue ihr nicht. Deshalb habe ich schlechte Laune.«
Khaled hob eine seiner buschigen Augenbrauen.
»Du traust ihr nicht? Wieso?«
»Weil ich sie für eine Mimose halte. Die klappt doch im Einsatz zusammen,
sobald die Luft bleihaltig wird. Man muss sich hundertprozentig auf seinen Dienstpartner
verlassen können, da sind wir uns doch wohl einig. Was soll aus Shaw werden,
wenn dieses deutsche Fräulein versagt?«
»Um Shaw musst du dir keine Sorgen machen. Er ist der Beste. Schade, dass
er kein Moslem ist. Aber sonst habe ich nichts an ihm auszusetzen.«
»Sag' mal, willst du mich nicht verstehen, Hassan? Es geht mir darum, dass
diese Jasmin Brunner eine Flasche ist. Shaw könnte besser gar keine Dienstpartnerin
haben als sie.«
»Jetzt verstehe ich«, grinste Khaled. »Du selbst würdest
gern die Dienstpartnerin des Senior Officers werden. Und das sagst du mir einfach
so ins Gesicht? Was soll dann aus mir werden?«
»Schick' mir eine SMS, wenn man wieder vernünftig mit dir reden kann!«
Beleidigt verschränkte Isabel die Arme vor der Brust und starrte aus dem
Busfenster, obwohl es draußen überhaupt nichts zu sehen gab.
Khaled wartete, bis die Grenzer ihre Personalien gecheckt hatten. Dann sagte
er: »Wollen wir uns wieder vertragen?«
Isabel schaffte es noch genau eine Minute lang, ihn zu ignorieren. Dann konnte
sie den traurigen Blick seiner braunen Augen nicht mehr ertragen. Schmunzelnd
legte sie ihre Hand auf seinen muskulösen Unterarm.
»Du weißt doch genau, dass ich dir nie lange böse sein kann.
Und das nutzt du schamlos aus.«
»Ich werde mich bessern«, versprach Khaled. »Aber nun mal ernsthaft:
Warum hast du so eine schlechte Meinung von der Neuen? Gib ihr doch erst mal
eine Chance!«
Isabel berichtete Khaled von dem gemeinsamen Abend mit Jasmin, bevor sie aus
Den Haag abgereist waren. Der arabischstämmige Officer nickte.
»Nun wird mir einiges klar. Ich glaube aber, dass die Neue einfach noch
keine Erfahrung hat. Sie war bisher eine Schreibtisch-Polizistin. Die muss es
auch geben, aber nicht bei den Organized Crime Groups von Europol. Sie
muss sich erst einmal an der Verbrechensfront bewähren.«
»Und wenn nicht? Ich meine, wenn sie es nicht packt?«
Khaled seufzte.
»Erstens ist Shaw ja auch noch da. Der Boss wird sie im Auge behalten.
Er kennt schließlich ihre Dienstakte und weiß, was sie drauf hat
und was nicht. Und zweitens kannst du dich ganz offiziell beschweren, wenn du
Zweifel an ihrer Tauglichkeit für unsere Gruppe hast.«
Isabel trank den Rest von ihrem Kaffee aus.
»Du hast ja Recht, Hassan. Ich trauere immer noch um Vanessa, sie war eine
gute Freundin für mich. Aber das Leben muss weitergehen, das ist wohl so.
– Wir haben übrigens Glück, gleich hinter der Grenze beginnt
eine der wenigen portugiesischen Autobahnen. Dann dauert es nicht mehr lange,
bis wir in Lissabon sind.«
»So viel Glück kann man ja gar nicht fassen«, schmunzelte Hassan.
»Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, Isabel. Du kannst dich gerne wieder
an meine Schulter lehnen.«
»Idiot«, murmelte die Portugiesin. Aber sie schmiegte trotzdem ihre
Wange an seinen Oberarm und schloss die Augen. Wenig später wurden ihre
Atemzüge gleichmäßiger.
*
Der Feuerüberfall hatte Shaw nicht aus der Ruhe gebracht. Er redete mit
den inzwischen eingetroffenen Polizisten und den Securitymännern des Einkaufszentrums.
Dabei wurde er niemals laut. Er formulierte ruhig und präzise.
Jasmin hätte gern mitbekommen, was er sagte. Aber ihr Blut rauschte in
ihren Ohren wie ein Gebirgsbach. Sie hatte das Gefühl, im nächsten
Moment innerlich platzen zu müssen. Ein Mann in Notarztkleidung kam zu
ihr. Er fühlte ihren Puls, maß ihren Blutdruck. Dann zog er eine
Spritze auf. Jasmin wollte sich
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