FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
der Freizeitanlage.
»Ich gehe alleine rein und lenke ihn ab«, sagte Shaw halblaut zu Jasmin.
»Sobald ich Oliveira weit genug von den Bedienungsarmaturen fortgelockt
habe, legen Sie den Schalter um.«
Mit diesen Worten drückte er Jasmin ein kleines Kunststoffgerät in
die Hand, das an einen Pager erinnerte. Es war mit einem Kippschalter versehen,
der sich noch in der OFF-Stellung befand.
»Was ist das?«, wollte Jasmin wissen.
»Eine kleine Technik-Spielerei von mir«, entgegnete der Senior Officer
in seinem Gartenparty-Tonfall. »Tun Sie mir den kleinen Gefallen, bitte.«
Sie näherten sich der Tür zur Energiezentrale. Sie stand offen. Oliveira
trug nach wie vor seine Uniform. In seinen Augen funkelte der Wahnsinn. Er hatte
beide Hände auf den Armaturen eines Schaltpultes gelegt.
»Shaw, Sie zernarbter Bastard«, grollte er. »Sie kommen gerade
rechtzeitig, um mit mir zur Hölle zu fahren!«
»Sie sind ein Mann, den man nicht so leicht vergisst«, entgegnete
der Senior Officer. »Ich würde gerne zu Ihnen hineinkommen, unbewaffnet
natürlich. Ein gewünschter Nebeneffekt besteht darin, dass ich mich
dann in der Schusslinie befinde. Meine Leute können nicht auf Sie feuern.«
»Meinen Sie, das kümmert mich noch?«
Shaw ging nicht auf die Frage ein. Stattdessen ließ er seine Pistole zu
Boden fallen und hob die Hände bis auf Schulterhöhe. Jasmin ließ
ihn nicht aus den Augen. Noch stand Oliveira unmittelbar vor dem Schaltpult.
»Ich werde alles fluten, die Leute sollen ersaufen wie bei der Sintflut!«,
donnerte der Colonel.
»Ihren alttestamentarischen Zorn in allen Ehren«, gab Shaw kühl
zurück, »aber Ihre Wut hat doch wohl hauptsächlich meine Person
sowie meine Officers zum Ziel.«
»Verdammt scharfsinnig erkannt, Shaw!«
»Wäre es dann nicht befriedigender für Sie, wenn Sie zunächst
mich umbringen würden?«
Während er diesen Satz sprach, kam er näher auf Oliveira zu.
»Keinen Schritt weiter! Sie versuchen doch einen miesen Trick!«
»Keineswegs. Sehen Sie, ich fessele sogar meine eigenen Hände mit
Handschellen.«
Shaw tat das, was er soeben angekündigt hatte. Selbst Oliveira war für
einen Moment sprachlos.
»Ich gehe davon aus, dass Sie keine Schusswaffe bei sich haben«, sagte
Shaw. »Aber wenn Sie mich beispielsweise erwürgen wollen ...«
»Das hätte ich schon im Innenministerium tun sollen, Sie zernarbter
Bastard!«
Oliveiras Hass ließ ihn verkennen, dass er in eine Falle gegangen war.
Er nahm die Hände vom Schaltpult, um mit seinen starken Fingern Shaws Kehlkopf
zu zerquetschen.
Der Senior Officer warf über die Schulter hinweg Jasmin einen Blick zu.
Aber sie hatte bereits erkannt, dass sie nun handeln musste.
Sie legte den Kippschalter um. Gleichzeitig trat Shaw Oliveira in den Bauch
und machte einen gewaltigen Satz nach hinten.
Eine Explosion ertönte.
Eine Schrecksekunde lang begriff Jasmin nicht, was geschehen war. Dann verstand
sie es. Der Peilsender, den Shaw seinem Widersacher in die Tasche geschmuggelt
hatte, war gleichzeitig eine Minibombe. Und sie selbst hatte diesen Sprengkörper
soeben per Fernzündung zur Explosion gebracht!
Oliveira lebte noch, obwohl er schwer verletzt war. Und Shaw war durch die Druckwelle
der Explosion bis vor Jasmins Füße geschleudert worden. Er blutete
aus einer Platzwunde an der Stirn. Trotzdem redete er wieder in seinem üblichen
Plauderton, als er nun die Lippen öffnete.
»Ich denke, unsere Mission in Lissabon können wir getrost als abgeschlossen
betrachten. Wenn die Formalitäten erledigt sind, würde ich das ganze
Team gerne zu einem Abendessen einladen. Officer da Silva sucht das Restaurant
aus. Sie hat hier schließlich Heimvorteil.«
Epilog
Von der Restaurantterrasse aus hatte man einen wunderbaren Blick auf das nächtliche
Lissabon mit seinen unzähligen bunten Lichtern. Der Rio Tejo schlängelte
sich wie ein schwarzes Band durch die Stadt und mündete im Atlantik.
Die Mitglieder der Gruppe Shaw hatten sich für Vinho Verde als Tischgetränk
entschieden. Nur Hassan Khaled verzichtete als gläubiger Moslem auf Alkohol
und stieß mit Orangensaft an. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.
»Was wird jetzt aus Oliveira?«, wollte Jasmin wissen.
»Er wird sich vor Gericht für seine Taten verantworten müssen«,
erklärte Shaw, dessen Stirn von einem großen Pflaster bedeckt war.
»Ich hoffe, dass die Todesschwadron nicht auch im Justizapparat Freunde
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