FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
weigern, aber Shaw nickte ihr zu. Seine Augen
waren überall.
»Eine Beruhigungsspritze ist jetzt genau das Richtige für Sie, Officer
Brunner. Ich bringe Sie gleich ins Hotel, sobald ich mit diesen Gentlemen einig
geworden bin.«
»Es geht mir gut, Sir. Ich ...«
»Wahrscheinlich habe ich mich nicht klar ausgedrückt, Officer Brunner.
Ich befehle Ihnen, sich eine Beruhigungsspritze geben zu lassen.«
Auch bei diesen Worten wurde Shaw nicht laut. Jasmin fügte sich in ihr
Schicksal. Sie hatte nie zu den Menschen gehört, die panische Angst vor
einer Spritze hatten. Die Wirkung des Medikamentes setzte bemerkenswert schnell
ein. Jasmins Muskeln lockerten sich, das Blut floss wieder gleichmäßig
durch ihre Adern.
Der Beamte namens Borges vom Innenministerium war tot. Die beiden Bodyguards
wurden schwer verletzt durch Ambulanzen abtransportiert. Jasmin hockte auf einem
der Caféhausstühle. Shaw hatte ihr nicht gesagt, dass sie sich ins
Krankenhaus begeben sollte. Abgesehen davon, dass sie gerade einen Menschen
erschossen hatte, fühlte sie sich dank der Spritze nicht schlecht. Allerdings
war ihr klar, dass sie innerlich zusammenbrechen würde, sobald sie allein
war.
Während ihrer gesamten bisherigen Polizeilaufbahn hatte Jasmin sich vor
diesem Moment gefürchtet. Sie hatte ein Leben vernichtet, obwohl sie durch
ihre Arbeit dazu beitragen wollte, Leben zu erhalten und zu retten. Sie fragte
sich, wie sie mit diesem Widerspruch fertigwerden sollte. Wie durch einen Schleier
bekam sie mit, wie das kriminaltechnische Team der Lissabonner Polizei mit der
Arbeit begann. Der Tatort wurde ausgemessen, Fotos gemacht, Spuren gesichert.
Das ganze Programm.
Shaw kam zu ihr und setzte sich ebenfalls.
»Wie geht es Ihnen, Officer Brunner?«
Jasmin versuchte zu lächeln.
»Es geht einigermaßen, danke.«
»Sie haben gute Arbeit geleistet. Es ist höchst bedauerlich, dass
unser Verbindungsmann den Anschlag nicht überlebt hat. Aber der Treffpunkt
wurde von Senhor Borges selbst vorgeschlagen. Ich selbst hätte einen anderen
Ort gewählt, ehrlich gesagt. Wir haben uns jedenfalls nichts vorzuwerfen.«
»Die drei Attentäter – ist schon etwas über sie bekannt?«
Der Senior Officer schüttelte den Kopf
»Die Leichen von zwei Männern wurden fortgeschafft. Sie müssen
also noch Helfer gehabt haben. Lediglich der Killer, der über die Balustrade
gekippt ist« – Shaw machte eine Kopfbewegung in die Richtung –
»konnte bisher identifiziert werden. Sein Name war Sergeant Augusto Rossio.
Er war Kriminalbeamter bei der Lissabonner Polizei.«
Wie kommt es, dass mich das nicht wundert?, dachte Jasmin. Aber sie sagte:
»Dann müssen unsere Gegner gewusst haben, dass Borges sich mit uns
treffen wollte. Unsere Tarnung können wir dann wohl vergessen.«
»Teilweise, Officer Brunner. Auf uns beide trifft Ihre Beobachtung gewiss
zu. Aber Borges hat nicht gewusst, dass noch ein zweites Team unterwegs ist.
Und er kennt nicht die Namen der beiden Officers. – Ich schlage vor, dass
Sie sich im Hotel etwas ausruhen.«
Jasmin war wirklich hundemüde. Sie fragte sich natürlich, ob der Anschlag
nur Borges und dessen Begleitern oder auch ihr selbst und Shaw gegolten hatte.
Andererseits: Würden die Männer von der Todesschwadron wirklich so
dumm sein und Europol-Beamte töten? Wenn das geschah, würde sich die
Aufmerksamkeit des gesamten Kontinents auf die portugiesische Hauptstadt richten.
Und eine wachsame Öffentlichkeit war das Letzte, was diese feigen Attentäter
gebrauchen konnten.
Allerdings wusste Jasmin auch, dass Kriminelle selten rational vorgehen. Aber
sie war jetzt wirklich zu erschöpft, um sich darüber noch Gedanken
zu machen. Sie ging zu Fuß zum Hotel zurück, begab sich auf ihr Zimmer
und war wenig später eingeschlafen. Zuvor hatte Jasmin einen Stuhl unter
die Türklinke ihres Zimmers geklemmt und ihre Dienstwaffe auf den Nachttisch
gelegt. Sie wollte das Risiko so gering wie möglich halten.
*
Khaled und Isabel kamen endlich in Lissabon an. Shaw hatte eine SMS an seine
Officers geschickt und sie auf den neuesten Stand gebracht. Die beiden Neuankömmlinge
wussten nun, dass nur sie noch undercover aktiv werden konnten. Die Tarnung
von Shaw und Jasmin Brunner war aufgeflogen.
Khaled und Isabel hatten bei früheren Aktionen gelernt, mit Niederlagen
umzugehen. Daher nahmen sie die Information ohne große Gefühlsregung
zur Kenntnis. Umso
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