FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
werden, können
Sie mit der nächsten Maschine nach Germany fliegen.«
»Sie werfen mich raus?!«
Shaw zeigte sein schönstes Gartenparty-Lächeln.
»Um Gottes willen, so ist das nicht gemeint. Machen Sie sich bitte keine
Sorgen, Officer Brunner. Ihr kurzes Intermezzo bei Europol wird keinen Karriereknick
für Sie bedeuten. Ich werde Ihnen eine erstklassige Beurteilung schreiben,
und das deutsche Bundeskriminalamt wird Sie gewiss mit Kusshand ...«
Shaw unterbrach sich selbst, denn in dem Moment begann Jasmin zu weinen. Ihre
Tränen fielen auf den Computerausdruck. Sie hatte versucht, sich zusammenzureißen.
Aber nun ging es einfach nicht mehr.
»Das habe ich nicht gewollt«, murmelte Shaw. Er reichte ihr ein sorgfältig
gebügeltes Herrentaschentuch mit den Initialen A.S. Zum ersten Mal, seit
Jasmin ihn kannte, wirkte er konfus. Oder kam es ihr nur so vor, weil die Tränen
ihren Blick verschleierten?
»Auf jeden Fall wollen Sie mich loswerden«, schniefte sie. »Weil
ich nämlich versagt habe.«
Der Senior Officer erwiderte nichts. Eine Weile herrschte Stille in dem Krankenzimmer.
Jasmin putzte sich geräuschvoll die Nase. Ihr Tränenfluss versiegte
allmählich.
»Ich fürchte, Sie haben mich gründlich missverstanden«,
sagte Shaw schließlich. »Ich will Sie keineswegs verlieren.«
»Aber warum schieben Sie mich dann ab?«
»Weil ich glaube, dass Sie zu feinfühlig für unsere Aufgabenstellungen
sind, um es offen zu sagen. Vor wenigen Stunden wären Sie beinahe von mehreren
Straftätern vergewaltigt worden. Außerdem mussten Sie mit ansehen,
wie diese Männer von Officer Khaled sozusagen geröstet wurden.«
»Warum haben Sie überhaupt einen Flammenwerfer eingesetzt? Das ist
eine grässliche Waffe.«
»Ja, aber außer einer Maschinenpistole das einzige Mittel, um im
Nahkampf vier zu allem entschlossene Killer in kürzester Zeit auszuschalten.
Wobei eine MPi den Nachteil hat, dass Unbeteiligte durch Querschläger verletzt
werden können. Aber das ist Ihnen zweifellos bekannt.«
»Wie haben Sie mich überhaupt gefunden, Senior Officer?«
»Ihr Handy ist mit einer GPS-Ortung ausgestattet. Zum Glück kamen
Oliveira und seine Männer nicht auf die Idee, das Mobiltelefon unterwegs
loszuwerden.«
»Oliveira – er war in meinem Kerker!«, rief Jasmin aufgeregt.
»Er hat praktisch gestanden, hinter den zahlreichen Morden an Kleinkriminellen
und Einwanderern zu stecken. Er hat sich damit sogar noch gebrüstet.«
»Er wird seiner gerechten Strafe nicht entkommen«, sagte Shaw. »Aber
zurück zu Ihnen, Officer Brunner. Ich halte Sie für zu pflichtbewusst,
um von selbst den Dienst zu quittieren. Daher wollte ich Ihnen eine Goldene
Brücke bauen, um in Ehren aus unserer Gruppe ausscheiden zu können.
Aber diese Absicht ist offenbar gründlich danebengegangen.«
»Das könnte man sagen«, meinte Jasmin mit einem schiefen Grinsen.
»Es ist alles so ungewohnt für mich. Diese Brutalität ... ich
habe Polizeiarbeit bisher ganz anders kennen gelernt.«
»Wir kämpfen um unser eigenes Überleben«, entgegnete Shaw.
»Unsere Feinde kennen kein Pardon. Sie sind üblicherweise zahlreicher
als wir, besser ausgerüstet und verfügen über praktisch grenzenlose
Finanzmittel. Damit meine ich wohlgemerkt das Organisierte Verbrechen. Oliveira
und seine Schergen sind eigentlich ein leichter Gegner. Sie sind grausam, aber
im Grunde nur ein Haufen uniformierter Clowns.«
»Clowns, die Morde begehen.«
»Sicher, aber wir legen ihnen das Handwerk. Die Schlüsselfigur ist
unser Freund Colonel Oliveira. Wenn er verhaftet wird, dann ist die Todesschwadron
ohne Anführer. Ich bin mir sicher, dass seine Schergen ohne ihn keinen
Schuss Pulver wert sind.«
»Aber Oliveira weiß jetzt, dass wir hinter ihm her sind«, gab
Jasmin zu bedenken. »Spätestens, wenn er in das Versteck zurückkehrt
und die verkohlten Leichen findet, wird er gewarnt sein.«
»Oh, darin sehe ich nicht wirklich ein Problem«, erwiderte Shaw leichthin.
»Als ich im Innenministerium mit diesem Gentleman allein war, ist mir –
sagen wir – die Hand ausgerutscht. Ich habe mir aber etwas dabei gedacht.
Während ich ihm eine Ohrfeige verpasste, habe ich einen winzigen Peilsender
in seine Uniformjackentasche gleiten lassen. Was soll ich Ihnen sagen, Officer
Brunner? Ich bin sehr optimistisch, dass dieses kleine Detail unserem Freund
bisher entgangen ist.«
»Dann haben Sie Oliveira also nur aus
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