FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
gemeint waren. Aber sie
bewirkten nicht unbedingt, dass die junge Frau sich besser fühlte. Immerhin
wusste sie jetzt, dass sie bei ihrer Arbeit für Europol buchstäblich
mit allem rechnen musste. Jasmin fragte sich, ob sie sich an die eruptiven Gewaltausbrüche
bei ihrer Ermittlungsarbeit noch gewöhnen würde. Immerhin hatte sie
in den vergangenen Tagen viel gelernt. Und sie war, jedenfalls nach Europol-Maßstäben,
durchaus erfolgreich gewesen. Allein schon deshalb, weil sie noch lebte ...
Isabels Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
»Oliveira fährt zum Parque das Nacoes, Sir.«
»Das Gelände der Expo 98, wenn ich richtig informiert bin«, gab
Shaw zurück.
»Genau«, bestätigte Isabel. »Nach dem Ende der Ausstellung
ist der Parque das Nacoes zu einem der beliebtesten Treffpunkte und Sehenswürdigkeiten
von Lissabon geworden.«
»Das bringt uns zwangsläufig zu der Frage, was ein Mann wie Oliveira
dort verloren hat. Er macht auf mich nicht den Eindruck, als ob er sich gerne
amüsiert.«
»Sie meinen ...«, begann Isabel, unterbrach sich aber selbst.
»Wir sollten die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Oliveira
eine Verzweiflungstat plant. Wie viele Menschen mögen sich wohl im Parque
das Nacoes befinden?«
»Einige Tausend bestimmt.« Jasmin konnte vom Rücksitz aus erkennen,
dass Isabel blass geworden war. »Sie meinen, er plant ein Attentat?«
»Oliveira ist nicht dumm«, sagte Shaw. »Er wird erkannt haben,
dass seine Chancen von Minute zu Minute schwinden. Er ist enttarnt, die Organisation
der Todesschwadron steht und fällt mit ihm. Aber der Colonel ist kein guter
Verlierer, fürchte ich. Genauer gesagt halte ich ihn für einen Mann,
der sich eine Niederlage überhaupt nicht eingestehen kann. Eine bedauerliche
Folge des jahrhundertelangen Machismo , würde ich sagen. Aber wir
haben jetzt weder Zeit noch Muße für eine soziologische Analyse.
Für uns ist wichtig, Oliveira aus dem Verkehr zu ziehen, bevor unschuldige
Menschen zu Schaden kommen.«
Mit diesen Worten beschleunigte Shaw den Wagen. Und wirklich schaffte er es,
trotz des enormen Straßenverkehrs den Abstand zu Oliveiras Auto zu verkleinern.
Allerdings lagen immer noch mehrere Kilometer Luftlinie zwischen beiden Fahrzeugen.
»Officer da Silva, wenn Sie den größtmöglichen Schaden
im Parque das Nacoes anrichten sollten – für welchen Teil des Geländes
würden Sie sich entscheiden?«
»Für die Meeresausstellung, das Oceanario Lisboa«, sagte die
Portugiesin mit gepresster Stimme. Es bereitete ihr offenbar Probleme, dass
ausgerechnet in ihrem Heimatland eine solche Tat geplant wurde. Das wunderte
Jasmin. Sie hatte Isabel für ziemlich hart gesotten gehalten, genau wie
Khaled und Shaw. Aber vielleicht war das bei ihnen allen ja nur eine äußere
Fassade, die es ihnen ermöglichte, ihren Job zu tun?
Der VW Tuareg raste auf das ehemalige Expo-Gelände zu.
9. Kapitel
Colonel Oliveira hatte seinerzeit an den Sicherheitsplänen für den
Bau des Oceanarios mitgewirkt. Das erwies sich nun als enormer Vorteil für
sein teuflisches Vorhaben.
Es gab diverse Fluchtwege, die bei einem Feuer oder einer Terrorwarnung genutzt
werden konnten. Aber Oliveira kannte auch die technischen Möglichkeiten,
um diese Fluchtwege zentral zu verriegeln. Dann wurde das große futuristische
Gebäude zu einer Todesfalle. Insbesondere, wenn man die Wände der
riesigen Aquarien zerstörte. Alle Besucher würden dann ersaufen. Männer,
Frauen und Kinder.
Oliveira grinste zynisch. Er selbst hatte damals in einem Gutachten auf die
Gefahren hingewiesen, die durch eine Manipulation an den Not-Flutungsventilen
heraufbeschworen wurden. Doch dieses Memorandum war vermutlich ungelesen in
irgendeinem Aktenordner verschwunden.
Plötzlich trat ein Uniformierter auf ihn zu. Es war kein Polizist, sondern
ein Wachmann von der Security des Freizeitparks. Er salutierte zackig. Offenbar
hatte er Oliveira erkannt. Abgesehen davon trug der Polizeioffizier immer noch
Uniform.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Colonel?«
»Ich wollte die Sicherheitsvorkehrungen inspizieren«, log Oliveira.
»Wir haben einen Hinweis erhalten, dass ein Attentat auf das Ozeanario
geplant ist.«
Der Security Guard erbleichte. Aber der Colonel klopfte ihm beruhigend auf die
Schulter.
»Behalten Sie die Nerven, mein Guter. Sie wissen ja: Ein erkannter Feind
ist kein Feind. Ich weiß ja, dass ich mich auf Ihre
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