FreeBook Todesschwadron von Lissabon - EU Undercover Bd 1
Wachsamkeit verlassen
kann.«
Oliveiras Gegenüber war sichtlich geschmeichelt. Gewiss passierte es ihm
nicht alle Tage, dass er von einem ranghohen Polizeioffizier gelobt wurde.
»Am besten geben Sie mir Ihren Generalschlüssel«, fuhr Oliveira
scheinbar beiläufig fort. »Dann kann ich überall unangemeldete
Spontan-Kontrollen durchführen und prüfen, ob alles auf dem neuesten
Stand ist.«
»Selbstverständlich, Colonel.«
Der Security Guard händigte dem Polizeioffizier den Generalschlüssel
aus, wobei er nochmals die Hand grüßend an den Mützenschirm
legte. Oliveira klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und eilte dann weiter.
Den Raumplan des Ozeanarios hatte er zum Glück immer noch im Kopf.
»Die Dummen sterben nicht aus«, murmelte der Colonel, als er außer
Hörweite des Wachmanns war.
*
Es war dem Europol-Team gelungen, den Vorsprung von Oliveira zu verringern.
Aber trotzdem war er bereits in das futuristische Gebäude des Ozeanarios
Lisboa eingedrungen, als Shaw den Wagen auf den Parkplatz lenkte.
»Verflucht!« Isabel da Silva biss sich auf die Unterlippe. »Der
Sender lässt sich nicht mehr orten.«
»Dafür gibt es zwei Erklärungen«, gab Shaw unaufgeregt zurück.
»Entweder hat unser Freund das Spielzeug bemerkt, was ich aber nicht glaube
– oder Oliveira hat sich in Bereiche des Gebäudes begeben, wo starke
Magnetfelder eine genaue Lokalisierung unmöglich machen.«
»Was für Magnetfelder?«, wunderte sich Khaled. »Das hier
ist doch im Grunde nichts anderes als ein übergroßes Aquarium.«
»Prinzipiell stimmt das, aber für die Wartung und den Betrieb eines
solchen Gebäudes ist Hightech notwendig. – Wir teilen uns auf und
halten über die Handys Kontakt. Officer Brunner, Sie kommen mit mir.«
Jasmins Pulsschlag beschleunigte sich. Das Jagdfieber hatte sie gepackt. Nach
ihrem kurzen Krankenhausaufenthalt fühlte sie sich zum Glück wieder
fit. Sie trug Jeans, Tennisschuhe, eine ärmellose Seidenbluse und ein leichtes
Jackett, das den Clipholster mit ihrer Dienstwaffe verdeckte.
Als die Ermittler von Europol den Eingangsbereich des Oceanarios hinter sich
gebracht hatten, nickte Shaw Khaled und Isabel da Silva zu. Die beiden fahndeten
im östlichen Teil des Gebäudekomplexes nach Oliveira, während
Jasmin und der Senior Officer ihr Glück auf der westlichen Seite versuchten.
Es war ein schöner Tag. Tausende von Besuchern strömten durch die
weitläufigen Räume, um die Naturwunder des Ozeans zu bestaunen. Man
sah viele Portugiesen, aber auch Touristen aus aller Welt. Nur von dem Colonel
fehlte jede Spur.
»Was würden Sie tun, wenn Sie an Oliveiras Stelle wären?«,
fragte Shaw unvermittelt.
Jasmin schaute ihn verblüfft an.
»Ich hätte genau wie er gehandelt, denke ich. Dieses Oceanario Lisboa
ist offenbar ein guter Platz, um sich unauffällig aus dem Staub zu machen.
In dieser großen Menschenmenge ...«
Shaw schüttelte den Kopf.
»Ihre Begründung gefällt mir nicht, fürchte ich. Sie denken
nicht wie eine Verbrecherin. Das ist zwar prinzipiell löblich, doch für
unsere Arbeiten werden Sie sich diese Fähigkeit antrainieren müssen.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Jasmin. Ihre Wangen brannten
vor Scham. War sie schon wieder dabei, einen kolossalen Fehler zu machen?
»Es ist ganz einfach, wenn man sich erst daran gewöhnt hat«,
erklärte Shaw in seinem Gartenparty-Plauderton. »Sehen Sie, Oliveira
ist ein eiskalter Mörder. Menschenleben bedeuten ihm nichts. Er ist für
den Tod von Kleinkriminellen verantwortlich, die von einem normalen Gericht
zu ein paar Monaten Gefängnis verurteilt worden wären. Nehmen wir
einmal an, er hat bemerkt, dass wir ihm jetzt auf den Fersen sind. Was wird
er tun?«
»Oliveira wird versuchen zu entkommen, denke ich.«
»Und da bin ich eben anderer Ansicht, Officer Brunner. Meiner Meinung nach
wird er uns vernichten wollen. Aber das ist noch nicht alles. Er wird auch versuchen,
seine Untaten zu vertuschen.«
»Und wie könnte ihm das gelingen?«
»Wenn es in diesem Gebäude hier eine Katastrophe gäbe«,
sagte Shaw mit ruhiger Stimme, »wären nicht nur wir tot oder verletzt,
sondern auch hunderte oder tausende von unschuldigen Menschen.«
Jasmin fühlte, dass sie erbleichte.
»Aber warum sollte Oliveira so etwas tun?«
»Wie gesagt, Menschenleben bedeuten ihm nichts. Aber wenn es hier einen
Anschlag mit vielen hundert Toten gäbe – glauben Sie, nach
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