freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
dass Hrothgers Verfolger immer noch nicht näher gekommen waren. Es war vollkommen unmöglich, aber es blieb auch dabei: Ihre Verfolger wussten, dass sie sich nicht weiterbewegten, und verharrten ebenfalls.
Zurück auf der anderen Seite, begann er erst wirklich zu verstehen, was Sverig gerade gemeint hatte. Tjerg und Grender waren bereits wieder in die Sättel gestiegen, und Hrothger saß auf dem Pferd, das Sverig bisher geritten hatte. Sverig selbst war in diesem Moment dabei, Hrothgers Tochter auf den Rücken des Schecken zu helfen, wo sie hinter ihrem Mann Platz nahm. Beide warfen immer wieder scheue Blicke in seine Richtung, sodass Thor nur umso froher war, sich im Hintergrund gehalten zu haben. Diese Leute – alle drei – hatten ein Problem mit ihm, und er hatte das unbehagliche Gefühl, dass er besser herausfinden sollte, welches.
Aber nicht jetzt.
Die beiden Krieger wechselten noch ein paar Worte mit Sverig, dann ritten sie zusammen mit dem Bauern und seiner Familie los, wobei sie sorgsam darauf achteten, in der Spur zu bleiben, die sie auf dem Herweg hinterlassen hatten. Nicht, dass es etwas nutzte, dachte Thor. Wer immer sie verfolgte, war nicht darauf angewiesen, sie zu sehen …
Er behielt diese Erkenntnis genauso für sich wie vieles andere, was er in den zurückliegenden Stunden herausgefunden hatte, und half Sverig, die Spuren zu verwischen, die sie hinterlassen hatten, als sie ihre Pferde festbanden. Das nutzte noch weniger, aber sie mussten sich mit dem begnügen, was sie zuwege brachten. Vielleicht würde ja der Wind den Rest erledigen.
»Wir treffen uns bei der Turmruine wieder?«, vermutete Thor, als sie schließlich ebenfalls aufbrachen. Was sich als nicht annähernd so leicht erwies, wie er erwartet hatte. Der Wagen war so tief in irgendetwas unter dem Schnee eingesunken, dass sie in die Speichen greifen und mit aller Kraft schieben und drücken mussten, um ihn auch nur in Bewegung zu setzen. Der störrische Klepper am vorderen Ende der kurzen Deichsel war dabei auch nicht unbedingt eine Hilfe.
»Nein«, antwortete Sverig. »Ich habe Grender befohlen, sie direkt ins Tal zu bringen. Hrothger ist gut mit Bjorn befreundet. Er würde es mir nie verzeihen, wenn ihm oder seiner Familie etwas zustieße.«
»Direkt über den Götterpfad?« Thor war überrascht. »Sie wissen, wie man den geheimen Weg öffnet?«
»Jeder bei uns im Tal weiß das«, antwortete Sverig feixend.
»Außer mir.«
»Außer dir«, bestätigte Sverig.
Thor hielt ihm zugute, dass er das vermutlich nur sagte, um ihn zu ärgern, hüllte sich aber trotzdem für eine ganze Weile in Schweigen. Wenn das Sverigs Absicht gewesen war, dann hatte er sie erreicht.
Von Zeit zu Zeit lauschte er in sich hinein, und nach einer Weile spürte er, dass sich auch ihre Verfolger wieder in Bewegung gesetzt hatten, aber auch jetzt nicht näher kamen, sondern genug Abstand hielten, um auf keinen Fall gesehen zu werden. Thor wusste nicht, was ihn mehr erschreckte: Der Umstand, dass ihre Verfolger genau über jede ihrer Bewegungen informiert zu sein schienen, obwohl sie sie ganz eindeutig nicht sehen konnten, oder die Tatsache, dass es ihm umgekehrt genauso erging. Mehr noch: Thor hütete sich, es auch nur zu versuchen, denn da war noch immer jene andere, lauernde Präsenz, die ihm das Gefühl gab, auf Schritt und Tritt aus unsichtbaren Augen angestarrt zu werden … aber er war sicher, dass er noch weit mehr über ihre Verfolger in Erfahrung hätte bringen können, hätte er es wirklich gewollt. Seine Sinne wurden nicht nur mit jedem Atemzug ein winziges bisschen schärfer, es war, als hätte er plötzlich noch neue, zusätzliche Sinne, von deren Existenz er bisher nicht einmal etwas geahnt hatte.
Oder die er vergessen hatte, wie so vieles andere.
Sie waren vielleicht eine halbe Stunde unterwegs und hatten dabei noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zum Turm zurückgelegt. Der Wagen schien sich nicht nur kaum von der Stelle zu bewegen, Thor hatte auch den bösen Verdacht, dass sich die Kräfte des Pferdes endgültig ihrem Ende zuneigten. Vielleicht würden sie es nicht einmal bis zu ihrem Ziel schaffen.
»Vorhin, als du mich Hrothger vorgestellt hast«, sagte er, an Sverig gewandt, »warum hast du gesagt, mein Name wäre Sven?«
»Sven ist ein ehrbarer Name«, antwortete Sverig. »Ich kenne mehrere Svens, und es sind alles ehrbare Männer. Na ja, bis auf diesen einen vielleicht, der ein wenig –«
»Sverig!«, seufzte
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