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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dunklen Augen des Fremden explodierte regelrecht, und auch die beiden anderen fuhren erschrocken zusammen. Das Kind, das bisher so still gewesen war, dass Thor sich schon beiläufig gefragt hatte, ob es überhaupt noch lebte, begann zu weinen, und die junge Frau schlug die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Sverig sah ihn kurz und stirnrunzelnd an, wandte sich dann wieder dem Mann mit dem Stab zu und versuchte es noch einmal.
    »Mein Name ist Sverig. Das sind Grender, Tjerg und … Sven. Wir wollen nichts von euch, keine Sorge. Wie ist dein Name?«
    Der Bärtige antwortete nicht gleich, sondern starrte Thoraus aufgerissenen Augen an. Nur mit sehr viel Mühe gelang es ihm schließlich, seinen Blick von Thors Gesicht loszureißen und sich wieder zu Sverig umzudrehen. Seine Hände hatten den Stab so fest umklammert, dass das Blut aus den vernarbten Knöcheln gewichen war.
    »Du bist Sverig«, wiederholte er. »Ich kenne dich. Aber die beiden anderen nicht. Und den da«, er deutete auf Thor, »schon gar nicht.«
    »Du kennst mich?«, wiederholte Sverig, wenn auch eher misstrauisch als überrascht. »Woher?«
    »Mein Name ist Hrothger«, sagte der Fremde. »Das da sind Gerda und Cord, meine Tochter und ihr Mann. Wir haben … hatten einen kleinen Hof in der Nähe von Oesengard. Du erinnerst dich sicher nicht mehr, aber du warst vor einigen Jahren einmal bei uns, um –«
    »– die Pferde zu tränken und eine kurze Rast einzulegen«, unterbrach ihn Sverig. »Ja, jetzt erinnere ich mich. Ich war zusammen mit Bjorn und ein paar anderen Männern bei dir.« Er trat wieder einen Schritt zurück und legte den Kopf auf die Seite, um sein Gegenüber mit einem weiteren, sehr langen Blick zu mustern. »Was tust du so weit von zu Hause entfernt, Hrothger, und um diese Zeit des Jahres.« Er machte eine Kopfbewegung auf den Wagen. »Was ist passiert?«
    »Wir waren auf dem Weg zu euch«, antwortete Hrothger.
    »Zu uns?«
    »Nach Midgard.«
    »Damit?«, entfuhr es Sverig. »Und zu dieser Jahreszeit? Das ist … ziemlich riskant.« Thor hatte das sichere Gefühl, dass er eigentlich ein drastisch anderes Wort im Sinn gehabt hatte, aber er gab Hrothger auch gar keine Gelegenheit, zu antworten, sondern fuhr nun hörbar besorgt fort: »Was ist passiert? Wieso hast du deinen Hof verlassen, und wo ist deine Frau?«
    »Tot«, antwortete Hrothger. »Genau wie mein Bruder. Sie sind im Schneesturm umgekommen, vor drei oder vier Tagen. Wir wären um ein Haar alle gestorben.«
    Sverig wollte eine weitere Frage stellen, doch Thor räuspertesich übertrieben und machte eine angedeutete Geste in die Richtung, aus der die drei Flüchtlinge gekommen waren, und Sverig beließ es stattdessen bei einer bedauernden Geste und sagte: »Ihr wisst, dass ihr verfolgt werdet?«
    Hrothger schüttelte nur den Kopf und sah plötzlich noch erschrockener aus, und Sverig war mit zwei schnellen Schritten bei Thor und senkte die Stimme, damit Hrothger und die seinen ihn nicht verstanden. »Bist du sicher, dass sie verfolgt werden?«
    Thor nickte, ebenso angedeutet, wie Sverig leise gesprochen hatte. »Sie sind zu dritt«, sagte er. »Aber sie sind noch ein gutes Stück entfernt. Und sie scheinen es nicht besonders eilig zu haben.« Tatsächlich hatte er das Gefühl, dass die unsichtbaren Verfolger gar nicht mehr näher kamen, fast als hätten sie angehalten.
    »Gut«, sagte Sverig, als hätte er die Antwort auf seinem Gesicht gelesen. »Dann bringen wir sie zum Turm. Dort sind wir wenigstens aus der Kälte heraus. Die Frau und das Kind erfrieren, wenn sie noch lange hier draußen bleiben.«
    Statt etwas zu sagen, trat Thor nur mit einem wortlosen Nicken weiter in die Schatten zurück und blickte wieder auf die Ebene hinaus. Obwohl er nicht hinsah, glaubte er zu spüren, dass Hrothger und die beiden anderen eindeutig erleichtert darauf reagierten. Was ging hier vor?
    Er schob den Gedanken zur Seite, trat dichter an den Waldrand heran, ohne die schützenden Schatten ganz zu verlassen, und spähte angestrengt in das graue Zwielicht, das sich vor ihm ausbreitete. Jedenfalls musste jeder, der ihn beobachtete, diesen Eindruck gewinnen, und genau das sollte er auch. Thor hatte den nachdenklichen Blick nicht vergessen, mit dem Sverig ihn oben auf dem Turm bedacht hatte.
    In Wahrheit war das, was er vor Augen sah, für ihn unwesentlich. Thor konzentrierte sich ganz auf das, was ihm seine anderen, ihm selbst noch immer rätselhaften Sinne verrieten. Es waren

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