freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
weißen Fellmänteln traten herein. Sie alle trugen Helme mit barbarisch gestalteten Visieren, und auch unter ihren Mänteln schimmerte goldfarbenes Metall.
Die Männer verteilten sich rasch im Raum, und Thor spannte sich instinktiv, als einer von ihnen auch in den Durchgang zum Turm trat und die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen versuchte. Seine Hand glitt lautlos unter den Mantel und schloss sich um den Hammerstiel; dann zog er sie wieder zurück, als der Blick des Fremden nur noch einen Moment lang den vereisten Treppenstufen nach oben folgte und er sich dann mit einem Ruck umwandte, um zu seinen Begleitern zurückzugehen.
»Hier ist niemand«, sagte er.
»Sie müssen hier sein«, beharrte einer der anderen. »Der Wagen steht hinter dem Haus, und die Spuren führen hierher.«
Bevor er eine Antwort bekommen konnte, flog die Tür abermals auf, und Sverig kam wieder herein. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen und sich den Schnee aus Bart und Haaren gewischt, und zu Thors Erleichterung hatte er auch das Schwert wieder eingesteckt. Aber sein Mantel stand offen, und seine rechte Hand lag demonstrativ auf dem Griff der prunkvollen Waffe.
»Besuch«, sagte er fröhlich, während er die Tür mit dem Fuß hinter sich zuschob und rasch von einem zum anderen blickte. »Das trifft sich gut. Ich liebe Gäste. Hier draußen ist es zuweilen doch recht einsam.«
Die Überraschung über sein plötzliches Auftauchen hielt nur einen Atemzug lang, dann reagierten die vier Fremden so schnell und präzise, wie Thor es erwartet hatte: Drei von ihnen verteilten sich im Halbkreis um Sverig, während der vierte einen halben Schritt zurückwich und sich dabei noch einmal – und sehr viel aufmerksamer als gerade – umsah. Der Blick seiner unsichtbaren Augen hinter dem schmalen, an einen Fuchs erinnernden Visier des Helms tastete über Thors Gesicht, und obwohl ihm sein Verstand sagte, dass das vollkommen unmöglich war, war er zugleich auch ebenso sicher, dass er ihn in seinem Versteck in den Schatten erkannte.
Wenn, dann ließ er es sich nicht anmerken, denn nach einem Moment drehte er sich wieder zu Sverig um. Obwohl er ein gutes Stück kleiner als die anderen und auch deutlich schlanker war, hatte er irgendetwas an sich, das ihn zweifelsfrei als ihren Anführer auswies.
»Wer bist du?«, fragte er. »Und wo sind –?«
»Hrothger und seine Familie?«, unterbrach ihn Sverig. »Du meinst unsere Freunde, die ihr von ihrem Land vertrieben habt? Ja, das würde ich auch gerne wissen.«
Thor verfluchte ihn in Gedanken. Unsere. Er hatte ›unsere Freunde‹ gesagt, und Sverigs Blick irrte auch immer wieder in seine Richtung, und das so deutlich, dass er genauso gut gleich mit dem Finger auf ihn deuten konnte. Thor hatte zwar keinen Augenblick lang daran gezweifelt, dass diese Begegnung nur mitdem Tod ihrer Verfolger enden konnte, aber vielleicht wäre es ganz nützlich gewiesen, das eine oder andere von ihnen zu erfahren, bevor sie mit den Handgreiflichkeiten begannen.
Sverig. Irgendeines nicht mehr allzu fernen Tages …
»Wer bist du?«, fragte der Krieger mit der Fuchsmaske noch einmal. Seine Stimme klang jetzt schärfer, aber auch heller, und irgendetwas an seinen Bewegungen irritierte Thor. War es möglich, dass …?
Nein. Das war lächerlich.
»Mein Name ist Sverig«, antwortete Sverig. »Und mit wem habe ich die Ehre? Nebenbei: Es ist ziemlich unhöflich, einfach in das Haus eines Fremden zu platzen und ihn nicht einmal sein Gesicht sehen zu lassen, geschweige denn sich vorzustellen.« Seine Hand glitt fast spielerisch über den Schwertknauf, und auch die drei Krieger griffen unter ihre Mäntel, hielten dann aber wieder inne, als der kleinere Krieger eine beschwichtigende Geste machte. Er musste sich ihrer Überlegenheit sicher sein, dachte Thor, oder er unterschätzte Sverig erheblich. Wahrscheinlich beides. So oder so machte er weder Anstalten, seinen Namen zu nennen, noch das Helmvisier hochzuklappen.
»Sverig«, wiederholte er im nachdenklichem Ton. »Diesen Namen habe ich schon einmal gehört … du kommst aus Midgard, habe ich recht?«
»Und wenn es so wäre?«
»Dann ist es vielleicht sogar ein glücklicher Umstand, dass wir dich getroffen haben, anstelle deiner Freunde«, antwortete Fuchsgesicht.
Thor streifte lautlos seinen Mantel ab und löste Mjöllnir von seinem Gürtel, als er abermals das Schimmern von Metall unter den weißen Mänteln der vier Eindringlinge wahrnahm. Etwas daran war falsch,
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