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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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scheinbar unnatürlicher Haltung da, sondern in vollkommen falschen Winkeln und so, als hätten sie plötzlich eine ganze Anzahl zusätzlicher Gelenke. Selbst bei dem schwachen Licht und aus der Höhe konnten sie das frische Blut erkennen, das im Schnee rings um sie herum versickerte.
    Es war kein verzweifelter Fluchtversuch gewesen, begriff Thor. Das, was sie da unten sahen, war ganz genau das, was sie gewollt hatte.
    »Eines muss man dir zugestehen, Thor«, sagte Sverig. »Du hast eine umwerfende Wirkung auf Frauen.«
    »Findest du das komisch?«, fragte Thor kalt.
    »Nein«, antwortete Sverig. »Eigentlich nicht. Verzeih.« Er stieß sich mit beiden Händen von der Mauerbrüstung ab, um sich vollends aufzurichten und mit gestrafften Schultern ganz zu ihm umzuwenden. »Aber willst du wissen, was ich komisch finde, Thor?«
    »Nutzt es mir etwas, wenn ich nein sage?«
    »Wirklich komisch«, fuhr Sverig fort, ohne seinen Einwurf auch nur zur Kenntnis zu nehmen, »finde ich, dass diese Lichtbringer dich anscheinend gekannt haben. Und dass diese Kriegerin sich lieber selbst getötet hat, als sich dir auszuliefern.«
    »Mir kam es allerdings eher so vor, als wäre sie erst vom Dach gesprungen, nachdem du hier aufgetaucht bist«, sagte Thor böse.
    »Dass du mit Worten umgehen kannst, weiß ich«, sagte Sverig. »Aber ich weiß, was ich gehört und gesehen habe. Bis wir wieder zurück im Tal sind, solltest du dir ein paar gute Antworten einfallen lassen, denn ich nehme an, Bjorn wird dir eine Menge Fragen stellen. Und wenn er es nicht tut, dann tue ich es.«
    Nachdem er endlich das losgeworden war, was ihm vermutlich schon seit einem halben Jahr auf der Seele brannte, marschierte er stolz erhobenen Hauptes – und noch immer mit schwelendem Mantel – an ihm vorbei zur Treppe.
    Kurz, bevor er sie erreichte, rief Thor ihn noch einmal zurück.
    »Hast du gar keine Angst, dass du recht haben könntest, Sverig?«
    »Recht?«
    »Dass ich wirklich Verrat und euren Untergang plane.«
    »Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – ich glaube , dass es so ist«, antwortete Sverig. »Ich bin mir nur noch nicht im Klaren darüber, ob du es selbst weißt.«
    »Dann wäre es aber nicht sehr klug von dir, es so offen auszusprechen. Was sollte mich daran hindern, dich zu erschlagen und Bjorn zu erzählen, die Lichtbringer wären es gewesen?«
    »Oh nein«, antwortete Sverig überzeugt. »So dumm bist du nicht.«
    Und damit ging er.
    Thor blieb einen Moment verwirrt stehen und grübelte über den Sinn dieser letzten Bemerkung nach, kam zu dem Schluss, dass es keinen gab, und wollte Sverig dann folgen – und genau in diesem Moment berührte wieder etwas seine Gedanken. Kein vorsichtiges Zupfen und Kratzen diesmal, sondern eher etwas, das an einen klatschenden Schlag erinnerte, vielleicht auch ein forderndes Tippen auf die Schulter. Der andere wusste, dass er sich seiner Anwesenheit bewusst war, wozu sich also noch verbergen?
    Statt Sverig zu folgen, machte er noch einmal kehrt und trat wieder an die Brüstung.
    Er wusste nicht, was er erwartet hatte – weitere Krieger, eine einsame Gestalt oder vielleicht sogar ein Gespenst, das aus seinen Träumen herübergekrochen war und Gestalt angenommen hatte, aber dort unten war kein Mensch.
    Es war wie ein Sprung zurück in seinen Traum aus der vergangenen Nacht. Er war wahr geworden, zumindest zum Teil.
    Im Schnee vor dem Turm stand ein gigantischer weißer Wolf und sah zu ihm hoch.
      

10. Kapitel
    E s vergingen noch einmal zwei Tage, bis er Urd und seine Familie wiedersah, und es geschah auf eine Art, die er sich nicht unbedingt so gewünscht hätte. Um genau zu sein, hätte er sich nichts von dem, was in diesen beiden Tagen geschah, gewünscht oder auch nur vorstellen können. Nicht nach all dieser Zeit.
    Es war so, als wäre die Zeit um ein halbes Jahr zurückgedreht worden. Wieder war er sofort hinauf zur Festung gebracht worden, und wieder hatte er einen endlosen Tag und zwei noch viel endlosere Nächte in jenem winzigen Verlies zugebracht. Selbst die Männer, die ihm Essen und Wasser brachten, behandelten ihn ganz genauso wie beim allerersten Mal: höflich und durchaus mit Respekt, zugleich aber auch distanziert und ohne eine einzige seiner Fragen zu beantworten.
    Das war zwei Tage her. Jetzt war er wieder in Bjorns Haus, das nur den Steinwurf eines Kindes von der kleinen Festung entfernt lag, und fragte sich, was die ganze Sache eigentlich sollte.
    Immerhin hatte sich sein

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