Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Rolle auf das Dach zu springen.
    Wäre die Kriegerin nicht schwer verletzt und vermutlich kaum noch bei Bewusstsein gewesen, hätte diese Finte vielleicht sein Ende bedeutet, denn sie hatte offensichtlich mit genau dieser Bewegung gerechnet. Ihr Schwert traf ihn genau im Aufspringen, zog eine brennende Spur über seine Brust und ließ ihn gegen den Mauerrest stolpern. Einem zweiten, beidhändig geführten Hieb, der Steinsplitter und Funken neben ihm aus der Mauer explodieren ließ, entging er nur mit reinem Glück, dann klärte sich sein Blick so weit wieder, dass er sein Gegenüber als Schatten vor sich erkennen konnte.
    Einen taumelnden Schatten. Die Kriegerin stand verkrümmt und weit nach vorne gebeugt da, und dass es keinen dritten und womöglich tödlichen Angriff gegeben hatte, lag schlichtweg daran, dass sie nicht mehr die Kraft hatte, ihre Waffe zu heben. Sie hielt den Schwertgriff noch immer mit beiden Händen umklammert, aber jetzt wohl nur noch, um sich auf die Waffe zu stützen. Ihr Fluchtversuch und ihr verzweifelter Widerstand waren nichtsals ein letztes Aufbegehren gewesen, dem jetzt der Zusammenbruch folgte.
    Wahrscheinlich war das auch der einzige Grund, aus dem er noch lebte. Warmes Blut lief an seiner Brust hinab, und Thor riskierte es, die Kriegerin für einen einzigen Blick aus den Augen zu lassen und an sich hinunterzusehen. Die Klinge hatte seinen Mantel und auch die dahinterliegende Kleidung zerschnitten, aber zu mehr hatte die Wucht des Hiebes nicht mehr gereicht. Auf seiner Brust prangte nur ein blutiger Kratzer.
    »Hör auf«, sagte er müde. »Ich will dich nicht töten. Wirf deine Waffe weg, und ich lass dich am Leben, das verspreche ich dir.«
    Die Kriegerin reagierte tatsächlich auf seine Worte, wenn auch auf vollkommen andere Weise als erhofft: Mühsam hob sie das Schwert, machte einen taumelnden Schritt und versuchte nach ihm zu stechen.
    Thor schlug ihr die Klinge mit der bloßen Hand aus den Fingern und versetzte ihr aus der gleichen Bewegung heraus einen Stoß, der sie fast bis zur anderen Seite des Dachs torkeln ließ, wo die zerbröckelnde Wand ihrem Taumeln Einhalt gebot. Thors Bewunderung für die Kraft dieser schlank gebauten Frau wuchs noch einmal, als er sah, dass sie es wider jede Erwartung noch einmal schaffte, sich am rauen Stein festzuklammern und nicht zu stürzen. Und als wäre das allein noch nicht genug, griff sie mit einer zitternden Hand unter den Mantel und zog einen Dolch, der lang genug war, um beinahe schon als kleines Schwert durchzugehen.
    Thor blinzelte ein paarmal, und sein Blick klärte sich weiter. Er sah immer noch alles wie durch einen dünnen roten Schleier, doch er konnte nun wieder Einzelheiten erkennen, und die Schmerzen waren vollends weg.
    »Verdammt, Weib, sei vernünftig«, sagte er. »Willst du sterben?«
    Zur Antwort hob sie das Messer nur noch höher und reckte trotzig das zerschmetterte Kinn vor, und Thor begriff mit einem Gefühl vager Trauer, dass es wohl genau darauf hinauslaufen würde. Sie würde sich niemals ergeben. Nicht ihm.
    Neben ihm und mit qualmendem Mantel stolperte Sverig auf das Dach herauf. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt, und er hielt ein Schwert in der Hand. Ihm würde sich die Fremde gar nicht lebend ausliefern können , begriff Thor. Nicht einmal, wenn sie es wollte.
    »Warte«, sagte er rasch. Sverig machte zwar sowohl ein trotziges Gesicht als auch noch einen einzelnen Schritt, blieb dann aber widerwillig stehen, und Thor streckte der Kriegerin demonstrativ die leeren Hände entgegen.
    »Ich meine es ehrlich«, sagte er. »Du musst nicht sterben. Gib auf, und ich verspreche dir, dass du am Leben bleibst und wir uns um deine Wunden kümmern.«
    Die Kriegerin versuchte tatsächlich zu antworten, aber sie brachte nur ein qualvolles Würgen hervor und eine Menge Blut und Schleim, der in roten Fäden an ihrem Kinn hinabtropfte und das weiße Fell ihres Mantels besudelte.
    Dann ließ sie den Dolch fallen, drehte sich um und sprang in die Tiefe.
    Sverig stieß einen unflätigen Fluch aus und stürmte los, und auch Thor setzte sich in Bewegung, sodass sie gleichzeitig an der niedrigen Brüstung ankamen.
    Wenn die Kriegerin gehofft hatte, sich mit einem verzweifelten Sprung in den weichen Schnee retten zu können, so war sie einem grausamen Irrtum erlegen. Auf der rückwärtigen, windgeschützten Seite des Turmes gab es nur eine dünne Schneedecke, unter der harter Fels lauerte. Ihre Glieder lagen jetzt nicht nur in

Weitere Kostenlose Bücher