freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
rasch den Kopf, bedeutete ihr mit einer Geste, zurückzubleiben, und schwang den Beutel von der Schulter. Auch seine Hand glitt zum Gürtel und suchte nach einer Waffe, zog sich dann aber auch fast sofort wieder zurück. Jemand wartete dort vorne auf sie, und er spürte Zorn, Überraschung und ein Gefühl tiefer Enttäuschung, aber noch lag keine Gewalt in der Luft.
Was er nicht erwartet hatte, war, in der Gestalt, die auf ihn zutrat, Bjorn zu erkennen. Der zweite Mann stand zu tief im Schatten der Felswand, um sein Gesicht zu sehen, aber es fiel Thor nicht schwer, zu erraten, wer es war.
»Also hatte Sverig doch recht«, sagte der Jarl.
»Sverig?«
Das Scharren von Metall begleitete Sverigs Worte, während er hinter ihn trat und seine Axt von der Schulter nahm: »Ich habe ihm gesagt, dass du bei der ersten Gelegenheit fliehen wirst. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass du die beiden Männer nicht töten wirst, die dich bewachen. Habe ich mich getäuscht?«
»Nein, antwortete Thor. »Das hast du nicht. Sie leben.« Urds Wächter hatten weniger Glück, fügte er in Gedanken hinzu, aber er sprach es nicht aus.
Sverig setzte zu einer Antwort an, drehte sich aber dann abrupt um und entspannte sich im nächsten Moment schon wieder, als er Urd und die Kinder erkannte. Urd hatte die Kapuze zurückgeschlagen, den Mantel aber geschlossen, sodass das Schwert nicht zu sehen war, das sie darunter trug.
»Bjorn?«, murmelte sie. »Du bist … hier?« Ihre Stimme bebte. Sie war eine hervorragende Schauspielerin. Aber das hatte er ja schon zuvor gemerkt.
Bjorn sah sie eine kleine Ewigkeit lang nur an. Aber Thor suchte auch jetzt vergeblich nach Zorn in seinem Gesicht. Er sah allenfalls enttäuscht aus und vielleicht ein wenig traurig.
»Dann hat Sigislind also recht?«, sagte er.
Urd wollte antworten, aber Thor kam ihr zuvor. Bjorn wusste noch nichts von Sigislinds Tod; das bewies nicht nur seine Frage, sondern allein die Tatsache, dass Sverig ihn nicht sofort angegriffen hatte. Vielleicht hing ihr aller Leben davon ab, dass das noch eine Weile so blieb.
»Nein«, sagte er rasch. »Urd ist keine von ihnen.«
»Natürlich nicht«, bemerkte Sverig hämisch. »Und deshalb hat uns ihre Tochter auch das Gegenteil bestätigt, nicht wahr?«
Thor ließ einen langen Augenblick verstreichen, bevor er sich zu Sverig herumdrehte und ihn mit einem verächtlichen Blick von Kopf bis Fuß maß. »Und das hat sie euch gesagt?«
»Wort für Wort«, schnaubte Sverig.
»Das wundert mich nicht«, sagte Thor. »Ein eingeschüchtertes Kind, das sich zwei aufgebrachten Kriegern gegenübersieht,die ihm hundert Fragen gleichzeitig stellen und es nach Kräften einschüchtern. Ich nehme an, sie hätte euch alles gesagt, was ihr hören wollt … ganz egal, was für ein Unsinn es auch ist.«
Sverig funkelte ihn nur trotzig an, aber Bjorns Blick machte Thor klar, dass er der Wahrheit mit seiner Vermutung wohl ziemlich nahe gekommen sein musste.
»Du hättest uns fragen können«, wandte er sich direkt an den Jarl.
»Ich denke, ihr habt alle Fragen schon beantwortet, indem ihr geflohen seid«, schnaubte Sverig. Seine Finger begannen nervös mit dem Axtstiel zu spielen.
Bjorn brachte ihn mit einer unwilligen Geste zum Schweigen. Vielleicht diente diese Bewegung auch noch einem anderen Zweck. Die Männer waren gut, das musste Thor ihnen lassen; trotz seiner scharfen Sinne konnte er weder etwas von ihnen sehen noch hören. Aber er spürte ihr Näherkommen: zwei, drei … vier weitere Krieger, die sich im Zwielicht hinter dem Jarl und Sverig verbargen.
Nein, er hatte nicht wirklich damit rechnen können, dass die beiden allein kamen, um ihn aufzuhalten.
»Wir werden über alles reden, Thor«, sagte Bjorn. »Vielleicht stellt es sich ja doch noch als großes Missverständnis heraus. Aber jetzt muss ich dich bitten, mit uns zurückzukommen.«
»Du weißt doch, wie wichtig uns Gastfreundschaft ist«, erklärte Sverig spöttisch. »Es wäre eine grobe Beleidigung, unsere Einladung auszuschlagen.«
Thor beachtete ihn nicht. »Wir können nicht zurück, Bjorn«, sagte er. »Lasst uns gehen. Ich gebe dir mein Wort, dass wir euch nie etwas Böses wollten und euch niemals schaden werden.«
Der Jarl schüttelte stumm den Kopf und schlug seinen Mantel zurück, um die Hand auf den Schwertgriff zu legen.
»Lass uns einfach ziehen, Bjorn«, bat Thor noch einmal, »oder ich muss dich töten.«
»Dann musst du das wohl«, antwortete Bjorn ernst.
Aber das
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