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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schüttelte diesen Gedanken ab, schlich ein paar Schritte näher heran und ging im Schatten des Findlings in die Hocke. Urd war wie ein Schatten in seinem Nacken.
    »Wo sind Elenia und Lif?«, flüsterte sie. »Ich dachte, sie warten hier auf uns?«
    »Das sollten sie auch«, gab Thor genauso leise zurück.
    »Ich suche sie«, flüsterte Urd. »Kümmere dich inzwischen um die Wachen.«
    Thor ertappte seine rechte Hand tatsächlich dabei, ganz ohne sein Zutun nach Mjöllnir zu tasten und sich um den eisernen Stiel des Hammers zu schließen. Doch statt die Bewegung ganz zu Ende zu führen, schüttelte er nur heftig den Kopf und hielt Urd mit einer raschen Bewegung zurück. »Wir müssen sie ablenken«, sagte er.
    »Weil du ihr Blut nicht vergießen willst?«, fragte sie verächtlich.
    Für den heutigen Abend war schon genug Blut geflossen, aber das würde Urd nicht beeindrucken. »Weil ein Wachtposten, der nichts gesehen hat, weniger Aufsehen erregt als ein toter«, antwortete er, noch immer im Flüsterton, jetzt aber nur noch mühsam beherrscht.
    Urd hatte für diese Antwort keinen weiteren Kommentar übrig, aber immerhin versuchte sie nicht noch einmal, sich loszureißen.
    Thor konzentrierte sich wieder auf die beiden schattenhaften Gestalten rechts und links des Spalts, die ihre Aufgabe mit ungewohntem Ernst wahrnahmen. Weder schwatzten sie miteinander, noch lehnten sie sich gegen den Fels oder hatten sich auch nur auf ihre Speere gestützt, um im Stehen vor sich hinzudösen. Es würde in der Tat nicht leicht werden, sie auszuschalten, bevor sie flüchten oder zumindest Alarm schlagen konnten. Nicht, ohne sie zu töten.
    Und warum eigentlich nicht? , flüsterte eine unhörbare Stimme in seinen Gedanken. Tjerg und der andere Krieger waren weder seine Freunde, noch hatte er irgendetwas mit ihnen zu schaffen. Ganz im Gegenteil würden sie Urd und ihn ohne das geringste Zögern verraten … und im Zweifelsfall wohl auch töten …
    Er packte den Hammerstiel noch fester, bis seine Knöchel zu schmerzen begannen. Etwas geschah mit ihm. Etwas Schlimmes.
    Das Flüstern in seinen Gedanken wurde lauter, drängender und verlockender, und er musste nicht zu Urd hinsehen, um zu wissen, dass sich etwas in ihrem Blick verändert hatte. Vielleicht spürte sie, was in ihm vorging. Vielleicht verursachte sie diesen Wandel ja auch.
    »Wenn wir hier heraus sind, dann müssen wir uns unterhalten«, sagte er.
    » Wenn wir hier herauskommen, Thor, dann ist es bestimmt nicht dein Verdienst«, antwortete sie verächtlich. Ihre Hand glitt unter den Mantel, und Metall schimmerte matt zwischen ihren Fingern, als sie wieder zum Vorschein kam. Ein Messer. Nicht der Dolch, mit dem sie Sigislind getötet hatte. Es war ein Messer, das sie die ganze Zeit bei sich getragen haben musste, wie er bestürzt erkannte.
    »Nur für alle Fälle«, meinte Urd spitz. »Ich habe nicht vor, das Blut deiner neuen Freunde zu vergießen.«
    »Dann ist es ja gut«, gab er kühl zurück. »Halt dich daran.«
    Urd setzte zu einer Entgegnung an, legte dann den Kopf auf die Seite, wie um zu lauschen. Erst danach hörte auch er ein leises Rascheln, gefolgt vom Kollern eines Steins, der von einem unvorsichtigen Fuß angestoßen wurde. Ein Schatten tauchte aus der grauen Dämmerung hinter ihnen auf, dann ein zweiter, und Lif und Elenia huschten an die Seite ihrer Mutter.
    »Wo wart ihr so lange?«, flüsterte er ärgerlich. »Was hat euch aufgehalten?«
    »Bjorn und Sverig sind gekommen«, sagte Lif, »kurz nachdem du gegangen bist. Wir konnten nicht eher weg.«
    »Bjorn und Sverig?«, wiederholte Urd. »Was wollten sie?«
    Elenia sagte leise: »Sie haben Fragen gestellt. Nach dir und … Thor.«
    »Was für Fragen?«, hakte Urd nach.
    »Wir haben jetzt keine Zeit dafür«, zischte Thor.
    »Sie hat es ihnen gesagt«, sagte Lif.
    »Was?«
    »Was du bist. Was du wirklich bist. Und was sie dir schuldig sind!«
    Thor sah alarmiert zu den beiden Wachtposten hin, aber sie rührten sich nicht. »Wir reden später darüber, junger Mann«, knurrte er. »Jetzt sei still.«
    »Aber ich habe doch nur –«, begann Lif. Urd brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, streifte mit derselben Bewegung den Mantel von den Schultern und stand zu Thors maßlosem Entsetzen nicht nur auf, sondern trat auch hinter ihrer Deckung heraus und den beiden Posten rechts und links des Götterpfades entgegen. Die Bewegung, mit der er sie zurückhalten wollte, ging ins Leere, und irgendein Instinkt

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