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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bevor sie weitersprach: »Deine Träume sind deutlicher geworden, nicht wahr? Und häufiger. Wer weiß … vielleicht kehren deine Erinnerungen ja zurück, je mehr du wieder zum Menschen wirst.«
    Wenn es so war, dachte Thor, dann hatte sich das Schicksal dafür den denkbar ungünstigsten Moment ausgesucht.
    Aber dann lachte Urd. »Vielleicht ist es auch nur Unsinn. Du bist schwer verletzt worden, und immerhin hast du mit vierMännern gekämpft. Jeder andere an deiner Stelle wäre jetzt tot. Erwarte nicht zu viel von dir.«
    »Wenn man es genau nimmt, waren es sechs«, antwortete Thor. Und die Frage war wohl eher, was sie von ihm erwartete. Urd sah ihn noch immer auf dieselbe, fast unheimliche Art an, und vielleicht zum allerersten Mal konnte Thor wirklich in ihrem Gesicht lesen. Sie erwartete etwas von ihm, vielleicht die Antwort auf eine Frage, die sie noch gar nicht gestellt hatte.
    »Meinst du nicht, dass jetzt der Moment wäre, mir alles zu erzählen?«, fragte er.
    »Alles?«
    »Wer du wirklich bist«, antwortete er. »Und was du von mir willst.«
    Ein Schatten huschte über Urds Gesicht. »Du vertraust mir nicht«, sagte sie. »Ich kann das verstehen, und wahrscheinlich habe ich es verdient. Wie könntest du mir noch vertrauen, nach allem, was ich getan habe? Ich verlange es auch nicht von dir. Ich erwarte auch nicht, dass du mir verzeihst … das vielleicht am allerwenigsten.«
    »Du –«
    »Aber darf ich dich nach allem, was zwischen uns war, noch um eines bitten?« Sie legte die flache Hand auf ihren Leib. »Würdest du wenigstens bei uns bleiben, bis dein Kind geboren ist? Es wird nicht mehr lange dauern, bis eine Zeit kommt, in der ich vielleicht auf Hilfe angewiesen bin. Ich verlange nicht, dass du mich verteidigst, aber vielleicht deinen Sohn.«
    Das kam so unerwartet, dass Thor im ersten Moment nicht einmal wusste, wie er darauf reagieren sollte. Glaubte sie wirklich, er würde sie und die Kinder im Stich lassen? »So wie die Dinge liegen, musst du wohl eher auf mich aufpassen«, sagte er mit dem vergeblichen Versuch eines Lächelns. Er erhob sich ebenfalls, deutlich mühsamer und weniger elegant, als Urd es getan hatte, und hob die verbundene Hand. »Dein großer Krieger ist im Moment nur ein halber, fürchte ich.«
    »Das ist keine Antwort«, sagte Urd.
    »Es ist die einzige, die ich dir im Moment geben kann.« Miteinem Male wurde er zornig. »Wenn du möchtest, dass ich gehe oder bleibe, dann sag es einfach, aber treibe kein Spiel mit mir!«
    »Das tue ich nicht«, antwortete Urd. »Und wenn ich versuchen würde, würdest du es nicht merken, glaub mir.«
    Vielleicht hätte er noch etwas ziemlich Unbeherrschtes oder Dummes gesagt, wäre Elenia nicht in diesem Moment zurückgekommen. Möglicherweise hatte sie auch schon länger im Schutz der Büsche gestanden und sie belauscht, aber Thor glaubte nicht, dass das einen großen Unterschied machte. Ein einziger Blick in ihre Augen reichte aus, um ihm zu sagen, dass sie ohnehin Bescheid wusste.
    Sie ging jedoch mit keinem Wort darauf ein, sondern wandte sich an ihre Mutter: »Lif meint, dass jemand kommt.«
    »Er meint?«, fragte Thor.
    Elenia hob die Schultern und antwortete zwar, sah ihn dabei aber immer noch nicht an. »Er hat nichts gesehen, aber er …«
    »… hat scharfe Augen und ein feines Gespür«, führte Urd den Satz zu Ende, ihrerseits an Thor gewandt. »Beides hat er wohl von seinem Vater. Und wenn er meint, dass wir besser weiterreiten sollten, dann sollten wir auf ihn hören.« Sie kam Thors nächster Frage zuvor. »Es wird ohnehin Zeit. Wir sind schon viel zu lange hier. Kannst du reiten?«
    »Ich kann es versuchen«, meinte Thor. »Ich war bestimmt mal ein guter Reiter. In meinem früheren Leben.«
    »Ich meine es ernst.« Urd wandte sich mit einem ärgerlichen Ruck um und ging zu den Pferden. »Vielleicht müssen wir schnell reiten. Und lange.«
      

12. Kapitel
    E r stand auf einer leeren Ebene, die bis zum Horizont und darüber hinaus reichte und so öde war, dass dieses Wort allein nicht auszureichen schien, um es zu beschreiben. Nicht wenn man wusste, wie dieses Land einst ausgesehen hatte.
    Er wusste es. Der Mann, der er in diesem Traum war und an dessen Namen und Leben er sich nun erinnerte, auch wenn ihm zugleich bewusst war, dass diese Erinnerungen wieder fort sein würden, sobald er in die Welt des Lichts und der Dinge zurückkehrte, dieser Mann hatte das Grün gesehen, das dieses Land im Sommer bedeckte, das Leben,

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