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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dinge oder auch nur Gespenster, die seine eigene Fantasie auf diesem Hintergrund erschuf, weil sie den Anblick so vollkommener Leere nicht ertragen hätte. Eine einzelne Gestalt folgte ihnen in vielleicht zwanzig Schritten Entfernung: Lif, der die Nachhut bildete und sich in regelmäßigen Abständen immer wieder umsah. Thor war klar, dass die Sinne des Jungen nicht annähernd so scharf waren wie seine eigenen und er hinter ihnen rein gar nichts erkennen konnte. Aber er schenkte dem Jungen ein anerkennendes knappes Nicken. Lif tat so, als sähe er es nicht.
    »Wieso ›wieder‹?«, fragte er plötzlich und scheinbar unvermittelt an seinen ersten Gedanken nach dem Erwachen anknüpfend. Urd sah ihn verständnislos an, und Thor sagte: »Du hast mich gefragt, ob wieder alles in Ordnung ist.«
    »Du hast fantasiert«, antwortete Urd. »Ich nehme an, wieder ein schlechter Traum?«
    Thor zögerte, bevor er dann schließlich doch mit einem Nicken auf ihre Frage antwortete. Der üble Geschmack in seinem Mund und der kalt gewordene Schweiß, der seine Haut klebrig machte, bestätigten ihm, dass Urd wohl richtig vermutete und er erneut Fieber gehabt hatte, aber er war nicht sicher, dass es wirklich nur ein Traum gewesen war. Er hob die Schultern, blinzelte ein paar Mal und gähnte dann ausgiebig.
    »Und da ist … noch etwas«, meinte Urd zögernd.
    »Ich weiß«, sagte er. »Sie verfolgen uns immer noch. Und sie kommen näher.« Er hatte es sofort gespürt, im gleichen Moment, in dem er aufgewacht war, aber seine Gedanken waren noch zu träge gewesen, um die genaue Bedeutung dieses Gefühls zu erkennen.
    »Ja.« Urd wirkte ein bisschen überrascht, vielleicht sogar verstimmt. Aber sie deutete nur ein Achselzucken an. »Wir haben ein paarmal die Richtung gewechselt und versucht, unsere Spur zu verwischen, aber es nützt nichts.«
    Thor nickte nur zur Antwort. Er machte sich keine Sorgen um die Fährte. So auffällig sie ihnen auch vorkommen mochte, wusste er doch, dass der Wind sie binnen weniger Minuten hinter ihnen auslöschen wurde. Aber die, die sie verfolgten, brauchten keine Spuren im Schnee, um ihre Beute nicht zu verlieren.
    Er sprach diesen Gedanken nicht laut aus, schon um Urd nicht zu beunruhigen, aber auch, weil sie ihn mit Sicherheit gefragt hätte, woher er das wusste, und diese Frage hätte er nicht beantworten können.
    Stattdessen fragte er: »Wohin reiten wir eigentlich?«
    Urds Antwort bestand nur aus einem abermaligen Schulterzucken. »Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Wir wissen ja nicht einmal, wo wir sind. Wie soll ich da wissen, wohin wir gehen?«
    »Umso besser«, sagte er. Jetzt blickte ihn Urd vollkommen verständnislos an, und Thor fügte mit einem knappen Lächelnhinzu: »Wenn wir selbst nicht wissen, wohin wir gehen, wie sollen es unsere Verfolger dann wissen?«
    »Ja, das ist lustig«, antwortete Urd.
    »Man muss immer das Beste aus dem machen, was man hat«, antwortete Thor. »Ich kann mich täuschen – aber warst du es nicht, die das einmal zu mir gesagt hat?«
    »Nein«, sagte sie. »Daran könnte ich mich erinnern.«
    »Aber es klingt so«, beharrte er.
    Urd tat das wohl einzig Vernünftige und antwortete gar nicht mehr darauf, und Thor blinzelte den allerletzten Rest der Spinnweben weg, die seine Gedanken verklebten, und sah sich erneut und diesmal genauer um.
    Auf den ersten Blick schien sich das Bild nicht von seinem ersten Eindruck zu unterscheiden: Sie bewegten sich durch eine weiße Leere, die bis an die Grenzen der Welt und noch darüber hinaus zu reichen schien, eine so vollkommene Abwesenheit aller Dinge, dass sie selbst schon wieder Gestalt anzunehmen schien. Aber er war nicht nur auf seine Augen angewiesen. Krank oder nicht, seine Sinne waren noch immer schärfer als die jedes anderen, und er spürte, dass vor ihnen etwas war. Vielleicht ein Wald. Und ein ganz sachter Geruch wie nach fließendem Wasser lag in der Luft. »Dorthin«, sagte er.
    Urd blickte eine Weile konzentriert in die angegebene Richtung, wiegte dann den Kopf und sah ihn nachdenklich an. »Entweder du bist noch ein viel erstaunlicherer Mann, als ich gedacht habe, oder meine Heilkräfte sind noch größer, als man mir nachsagt.«
    »Vielleicht beides«, antwortete Thor. »Aber irgendetwas ist dort vorne. Vielleicht ein Versteck.« Das uns nichts nutzen würde , dachte er bitter. Wer immer sie verfolgte, es waren keine Jäger, vor denen sie sich verstecken konnten.
    Er bedeutete Urd mit einer Geste, langsamer

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