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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete er. »Der Hof ist zerstört. Selbst wenn wir ihn wieder aufbauen könnten, gehört er uns nicht. Jemand könnte herkommen und Fragen stellen, wo seine rechtmäßigen Besitzer geblieben sind … und du und deine Familie sind ja auch bestimmt nicht hergekommen, um sich hier niederzulassen und Bauern zu werden.«
    Urd wirkte schon wieder misstrauisch, was er ihr nicht einmal verübeln konnte. Doch dann hob sie die Schultern, ließ sich auf denselben verkohlten Balken sinken, auf dem sie schon einmal gesessen hatte, und stützte das Kinn auf die verschränkten Hände. »Ich weiß nicht, wohin wir wollten«, sagte sie.
    »Du weisst nicht, wohin ihr unterwegs wart?« Er runzelte die Stirn. »Das sagst du mir jetzt nur, um es mir heimzuzahlen, weil du mir nicht glaubst, dass ich mich an nichts erinnere.«
    »Lasse wusste, wohin wir fahren«, fuhr sie fort. »Jedenfalls hat er das behauptet. Aber ich glaube, er hat gelogen, um uns nicht zu beunruhigen.«
    »Ihr wart auf der Flucht?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. »Vor wem?«
    »Vielleicht vor einem Leben, das es nicht mehr wert war, gelebt zu werden«, antwortete sie. »Die letzten beiden Winter waren hart und lang und die Sommer zu kurz, um die Ernte einzubringen. Die Menschen haben gehungert. Auch wir.«
    Das war nicht der einzige Grund, das spürte er, aber er hatte auch nicht das Recht, sie zu bedrängen. Trotzdem sagte er: »Dein Mann war Schmied.«
    »Und ein guter dazu«, bestätigte Urd. »Aber wenn es nichts zu ernten gibt, brauchen die Bauern auch kein Gerät. Und er hat auch nichts zum Tauschen. Schwerter und Äxte lassen sich nicht essen.«
    »Und da wolltet ihr irgendwohin, wo es den Menschen besser geht«, vermutete er.
    Urd seufzte. »Ich war dagegen, aber Lasse hatte Angst, dass wir im nächsten Winter verhungern. Er sagte, er hätte von einem Land hinter den Bergen gehört, in dem der Sommer niemals endet.« Sie lachte leise und bitter. »Angeblich hat ihm sein Gott dieses Wissen im Traum offenbart. Unglücklicherweise hat er vergessen, ihm den genauen Weg dorthin zu beschreiben.«
    »Ihr wolltet mit dem Wagen über die Berge?« Was für eine verrückte Idee!
    »Wir waren seit zehn Tagen unterwegs«, bestätigte Urd. »Vor drei Tagen haben wir einen Mann getroffen, der von einem Pass über die Berge berichtet hat. Wäre der Sturm nicht gewesen, dann hätten wir ihn vielleicht gefunden.«
    »Aber der Sturm ist gekommen.«
    »Es war der seltsamste Sturm, den ich je erlebt habe«, sagte Urd. »Er kam aus dem Nichts, von einem Atemzug auf den anderen. Gerade war der Himmel noch blau und wolkenlos, und im nächsten Moment war die Sonne einfach verschwunden, und der Wind heulte laut genug, um einen taub zu machen. Es war unheimlich.« Sie versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, das so gar nicht zu diesen Worten passen wollte, war aber nicht sehr erfolgreich damit. »Und als er vorüber war, kamen die Wölfe. Wir hatten große Angst. Auch Lasse – obwohl er es nie zugegeben hätte.« Ganz kurz nur streifte ihr Blick das Gesicht ihres bewusstlosen Mannes, doch für einen winzigen Moment erschien ein Ausdruck darin, der das Gefühl von absurder Eifersucht in ihm noch einmal schürte.
    »Leg dich hin und schlaf ein wenig«, sagte er unbehaglich. »Wenn ihr ausgeruht seid, beraten wir, wie es weitergeht.«
    »Und du?«
    »Ich bin nicht müde«, antwortete er. »Und außerdem muss jemand Wache halten … falls deine Krieger zurückkehren.«
    »Du glaubst mir nicht«, stellte sie fest.
    »Ich glaube nicht, dass sie wiederkommen«, antwortete er. »Hier gibt es nichts mehr zu holen. Aber es ist besser, vorbereitet zu sein.« Und er war tatsächlich nicht müde. Erschöpft, ja –schließlich hatte er Urds Mann Stunde um Stunde getragen –, aber er verspürte nicht das Bedürfnis zu schlafen.
    Urd offensichtlich schon. Sie setzte zwar dazu an, noch etwas zu sagen, beließ es dann aber bei einem Achselzucken und ging zu Lif und seiner Schwester hinüber. Sie schlief ein, kaum dass sie sich neben Elenia ausgestreckt und an sie gekuschelt hatte.
    Wie sich zeigte, brauchte er tatsächlich wenig Schlaf. Obwohl vermeintlich zu Tode erschöpft, sank er lediglich in einen unruhigen Schlummer, aus dem er schon nach kurzer Zeit und mit der bruchstückhaften Erinnerung an einen schlimmen Traum wieder hochschrak, noch immer müde, aber auch von dem sicheren Wissen erfüllt, so oder so keinen Schlaf mehr zu finden.
    Also stand er auf und versuchte,

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