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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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irgendwie die Zeit zu überbrücken, bis auch Urd und die anderen wieder erwachten.
    In den ersten zwei oder drei Stunden ging er ein paarmal hinaus auf den Hügel, um den Horizont mit Blicken abzusuchen; ohne irgendetwas anderes zu sehen als weiße Leere.
    Die folgenden Stunden verbrachte er damit, das Feuer in Gang zu halten und die verkohlten Ruinen gründlich zu durchsuchen. Seine Suche blieb jedoch ohne Ergebnis. Die Männer, die den Hof überfallen hatten, hatten alles mitgenommen, was auch nur irgendwie von Wert war, und was dafür zu schwer oder zu sperrig gewesen war, hatten sie zerstört. Schließlich entschied er, Urd und ihrer Familie noch eine Stunde Schlaf zu gönnen und sie dann zu wecken.
    Er verließ noch einmal das Haus, um mehr Fleisch aus dem Kadaver der Kuh zu schneiden. Das bisschen Brot und Gemüse, das noch in Urds Beutel war, würde längstens noch zwei Tage reichen, und die Landschaft, durch die sie auf dem Weg hierher gekommen waren, erweckte nicht den Eindruck, als ob sich irgendwo die Möglichkeit böte, ihre Lebensmittelvorräte wieder aufzufüllen. Selbst wenn es den Sturm und die Wölfe nicht gegeben hätte, wäre die kleine Flüchtlingsfamilie wohl bald in Schwierigkeiten geraten.
    Ein Pass über die Berge? Selbst wenn er existierte, so war es mehr als unwahrscheinlich, dass es auf der anderen Seite tatsächlich das gelobte Land gab, von dem Lasse seiner Familie erzählt hatte. Es waren immer dieselben Geschichten, an die sich verzweifelte Menschen klammerten, um noch irgendwoher die Kraft zu nehmen, ein Leben zu ertragen, das eigentlich nicht mehr zu ertragen war. Vielleicht waren der Sturm und die Wölfe das Beste gewesen, was Urd und ihren Kindern hatte passieren können; denn er war sicher, dass ihr Mann sie in einen elenden Tod geführt hätte.
    Zurück im Haus, erlebte er eine Überraschung, von der er nicht sicher war, ob sie angenehm war: Lasse war wach. Er hatte sich auf die Seite gedreht und versuchte gerade, sich auf den Ellbogen hochzustemmen. Sein Gesicht war grau vor Schmerz, aber sein Blick war klar.
    »Beweg dich nicht«, sagte er. »Wenn deine Wunde aufbricht, dann stirbst du.«
    Lasse murmelte eine Antwort, die aus kaum mehr als einem unartikulierten Stöhnen bestand, stemmte sich noch ein Stück weiter in die Höhe und wandte mühsam den Kopf. Dann erstarrte er, und seine Augen wurden groß.
    »Du?«, flüsterte er.
    Das Wort traf ihn wie ein Schlag. Für einen unendlichen Moment blieb er einfach wie gelähmt stehen und starrte Lasse an, dann ließ er das mitgebrachte Fleisch fallen und war mit einem einzigen Satz neben ihm.
    »Was hast du gesagt?«, keuchte er.
    Lasses Augen wurden noch größer, und ein Ausdruck von purem Entsetzen erschien darin. »Nicht!«, stammelte er. »Komm mir nicht nahe! Nein!«
    »Was hast du gesagt?«
    Lasses Augen wurden noch einmal größer. Er versuchte in schierer Panik ein Stück von ihm wegzukriechen, und hinter ihnen sog jemand scharf die Luft ein.
    Er fuhr herum, senkte instinktiv die Hand zum Gürtel und entspannte sich sofort wieder, als er Urd erkannte. Dass sie nichtmehr neben ihrer Tochter lag und schlief, war ihm beim Eintreten gar nicht aufgefallen.
    »Was ist hier los?«, fragte sie scharf.
    »Er ist wach«, antwortete er. »Und ich glaube, dass er –«
    »Jemand kommt«, unterbrach ihn Urd. Mit einem einzigen Schritt war sie neben ihm, stieß ihn beinahe zur Seite, um neben ihrem Mann niederzuknien, und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Lasse ächzte, verdrehte die Augen und verlor wieder das Bewusstsein. Urd fing ihn auf und ließ ihn behutsam wieder in dieselbe Haltung sinken, in der er vorher dagelegen hatte.
    »Was hat er gesagt?«, wollte sie wissen.
    »Nichts«, log er. »Jedenfalls habe ich es nicht verstanden. Jemand kommt, sagst du?«
    »Von Norden«, antwortete sie, noch immer um ihren bewusstlosen Mann bemüht und ohne ihn anzusehen. »Sie sind noch weit entfernt, aber es sind mehrere. Vielleicht die, die den Hof niedergebrannt haben.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ er das Haus und lief den Hang hinauf, wobei er die letzten Schritte geduckt und das allerletzte Stück auf Händen und Knien kriechend zurücklegte, um von der anderen Seite nicht frühzeitig gesehen zu werden. Auch das tat er ganz instinktiv und ohne darüber nachzudenken.
    Urd hatte sich nicht getäuscht. Mehrere Männer näherten sich, fünf oder sechs Reiter, und sie mussten sich entweder sehr schnell bewegen, oder seine Augen

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