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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wüssten, wo wir sind!«, beharrte Lif.
    Urd machte sich nicht einmal die Mühe, noch einmal darauf zu antworten, sondern starrte nur noch einen langen Moment ins Feuer und seufzte dann sehr tief.
    »Helft mir, die Pferde zu satteln«, sagte sie.
    Lif wäre nicht Lif gewesen, hätte er nicht wenigstens noch einmal lautstark zu protestieren versucht, aber weder seine Mutter noch Elenia nahmen seine Worte auch nur zur Kenntnis. Beide erhoben sich wortlos und begannen ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzusuchen. Als Thor ihnen jedoch zu helfen versuchte, machte Urd nur eine unwillige Geste.
    »Bleib, wo du bist, und ruh dich aus«, sagte sie. »Ich habe das gerade ernst gemeint. Du bist noch lange nicht wieder bei Kräften und wirst dich nach jedem Augenblick sehnen, den du jetzt deinem Stolz geopfert hast.«
    Thor hütete sich, auch nur mit einem einzigen Wort zu widersprechen – zumal sie vollkommen recht hatte. Nach dem Essen war er noch müder geworden und hatte einen Moment lang ernsthaft kämpfen müssen, damit ihm die Augen nicht zufielen. Selbst die kleine Mühe, aufzustehen und zu ihr zu gehen, war ihm schon fast zu groß gewesen.
    Er ging trotzdem nicht zurück zu seinem Lager, sondern verließ den Turm und entfernte sich ein paar Schritte weit vom Eingang, bevor er stehen blieb und die kalte Luft tief in seine Lungen sog. Nach der Wärme und dem Qualm des Feuers drinnen tat sie nicht nur ungemein wohl, sondern vertrieb auch die Spinnweben, die seine Gedanken immer noch verklebten.
    Es war kälter, als er erwartet hatte, aber auch sehr viel heller, als hätte die Morgendämmerung in den letzten drei Tagen einen plötzlichen Endspurt hingelegt, um die verlorene Zeit wieder wettzumachen. Der Tag war noch nicht ganz angebrochen, aber am Himmel hing jetzt nur noch ein leichter Dunst, wie an einem nebeligen Morgen.
    Thor fragte sich, ob der bevorstehende Tag wohl ebenso lang und verstörend sein würde wie die endlose Nacht, tat den Gedanken dann mit einem Achselzucken ab. Er würde es herausfinden, ob er wollte oder nicht. Er ließ seinen Blick aufmerksam in die Runde schweifen. Auch bei besserer Sicht hatte der Anblick nichts von seiner Eintönigkeit verloren. Die Berge wirkten eher noch abweisender und steiler als zuvor, und in allen anderen Richtungen verlor sich der Blick in grauer Ferne, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, das größer war als ein Felsen oder ein verkrüppelter Busch.
    Er sah auch etwas, das ihm nicht gefiel: Der Schnee war in weitem Umkreis hoffnungslos zertrampelt, und ein gutes Dutzend Spuren führten sternförmig in alle Richtungen. Wie es aussah, hatte es seit Tagen keinen nennenswerten Wind mehr gegeben. Wer immer hierherkam, konnte diese Spuren gar nicht übersehen.
    »Es wird Sturm geben. Vielleicht in ein paar Stunden schon. Mach dir keine Sorgen.« Urd war neben ihn getreten, hielt aber einen deutlichen Abstand zu ihm ein. »Die Spuren gefallen mir auch nicht, aber der Sturm kommt.« Sie lächelte schmerzlich. »Das ist auch einer der Gründe, aus denen ich es vorgezogen hätte, noch einen Tag hierzubleiben.«
    Thor suchte noch einmal aufmerksam den Himmel ab. Alles war zwar grau, eintönig und trüb, aber nirgends war auch nur die kleinste Wolke zu sehen. Aber er glaubte Urd.
    »Wenn der Sturm so schlimm ist, wie du sagst, sollten wir vielleicht doch noch bleiben.«
    »Es gibt einen weiteren Turm, einen halben Tagesritt von hier, wenn wir uns beeilen. Lif hat ihn entdeckt, als er auf der Jagd war. Mit ein bisschen Glück erreichen wir ihn vor dem Unwetter.«
    »Und dann?«, fragte er.
    »Wir brauchen ein Versteck«, sagte sie, irgendwie mehr an sich selbst gewandt als an ihn. »Einen Platz, an dem wir bleiben können. Und das länger als nur ein paar Tage.«
    Einen Moment lang lauschte er auf Bitterkeit in diesen Worten, und da war auch etwas, aber es war kein Vorwurf, sondern etwas, das er nicht deuten konnte.
    »Und wo?«, fragte er schließlich.
    Urd sah ihn nun doch an und hob unglücklich die Schultern. »Dieses Land ist mir genauso fremd wie dir, Thor. Ich bin nie sehr weit über Lasses Heimatdorf hinausgekommen … und er wohl auch nicht, glaube ich.« Sie lachte traurig. »Sonst hätten wir uns wohl kaum so hoffnungslos verirrt.«
    »Und ich hätte euch nie getroffen.«
    Urd seufzte. »Du musst etwas von einem Gott in dir haben«, sagte sie. »Wie sonst könntest du jedem noch so schlimmen Moment noch irgendetwas Positives abgewinnen?«
    Vielleicht musste man dazu

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