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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet. Sein schlechtes Gewissen meldete sich, aber er fand nicht die richtigen Worte. Er war nie gut in so etwas gewesen.
    »Wie lange …?«, begann er unbeholfen.
    Urd hob die Schultern. »Vielleicht noch einen Monat«, antwortete sie. »Vielleicht auch zwei.«
    »Vielleicht?«, wiederholte Thor. »lch dachte, Frauen wissen so etwas.«
    »Das tun sie auch«, antwortete Urd. »Wenn du mir sagst, wie viele Wochen genau wir in diesem düsteren Tal waren, dann kann ich es dir ganz genau sagen.«
    Natürlich konnte er das nicht. Niemand konnte das, und wie auch? Die auf die Länge eines halben Jahres ausgedehnte Nachtmachte es schlichtweg unmöglich. Sie hatten geschlafen, gearbeitet, wieder geschlafen und wieder gearbeitet, aber wer wollte sagen, ob sich ihre Körper dabei an den gewohnten Rhythmus gehalten oder vielleicht einen eigenen und womöglich anderen Takt gefunden hatten?
    »Und bevor du fragst: Nein. Wir Frauen haben … gewisse Möglichkeiten, das Verstreichen eines Mondes zu registrieren, aber nicht, wenn wir ein Kind erwarten.«
    »Stell dir vor, das wusste ich schon«, antwortete er, beinahe noch unbeholfener. Verwirrt stellte er fest, dass ihm das Thema in zunehmendem Maße peinlich wurde. Warum eigentlich? Es gab nicht viel, was er nicht über sie und über ihren Köper wusste.
    »Und … Elenia?«, fragte er unbehaglich.
    »Sie ist noch nicht so weit«, antwortete Urd.
    Das überraschte ihn, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie mit einem bekräftigenden Nicken und in leicht verändertem Ton fort: »Sie wirkt manchmal reifer, als sie ist.«
    Thor legte zweifelnd den Kopf schräg, und Urd sah ihn nun nicht mehr direkt an. »Also gut, ja. Du hast recht. Es gibt gewisse … Mittel, die den Moment hinausschieben, in dem ein Mädchen zur Frau wird.«
    »Warum?«, fragte er nur.
    »Weil wir auch so schon genug Probleme haben«, antwortete sie, zwar in beinahe entschuldigendem Ton, aber mit einem Blick, der ihre Worte irgendwie ins Gegenteil verkehrte. »Ich konnte nicht wissen, dass …« Sie hob die Schultern. »Dass wir auf jemanden wie dich treffen. Es hätte auch eine andere Art von Mann sein können.«
    »Das hätte deine Tochter auch nicht geschützt«, gab er zu bedenken. Warum empörte ihn das, was Urd ihm gerade gestanden hatte, eigentlich so sehr? Als Mutter hatte sie das einzig Richtige getan.
    Urd hob nur abermals die Schultern und schwieg, und Thors schlechtes Gewissen rührte sich abermals.
    »Es war … sicher richtig«, sagte er.
    Urd sah ihn durchdringend an und nickte schließlich. Die Bewegung war wie ein dünner, aber schmerzhafter Stich in sein Herz. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob er diese Frau überhaupt kannte und was sie vielleicht noch alles getan hatte, ohne es ihm zu sagen.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, zog Urd ihn plötzlich an sich heran und küsste ihn zärtlich. »Nicht mehr lange, Liebster«, flüsterte sie. »Bald ist dieser ganze Albtraum vorbei, das verspreche ich dir.«
    »Sollte ich das nicht eigentlich zu dir sagen?«, meinte Thor, nachdem sich ihre Lippen zum zweiten Mal voneinander gelöst hatten, ein wenig atemlos.
    »Das liegt an meinem Zaubertrank«, versicherte ihm Urd. »Keine Angst. Er verliert bald seine Wirkung, und dann bist du wieder ganz der tapfere, starke Krieger, der du zu sein glaubst.« Sie küsste ihn erneut und noch zärtlicher, und vom Eingang her fragte Lif: »Störe ich gerade? Ihr müsst es nur sagen, und ich komme später wieder … vielleicht in einer Stunde?«
    Thor löste sich fast erschrocken aus ihrer Umarmung, doch Urd drehte sich betont langsam herum. »Hältst du das für den angemessenen Ton, Lif?«, fragte sie.
    Ihr Tadel prallte von Lif ab. Er grinste nur und kam vollends herein, was Urd zu einem noch tieferen Stirnrunzeln veranlasste. Hinter ihm betrat auch Elenia den Turm, den Schecken am Zügel neben sich führend. Thor musterte das Tier kritisch und stellte fest, dass es zwar noch immer leicht lahmte, aber einen deutlich gesünderen Eindruck machte. Es war richtig gewesen, es nicht zu töten.
    Während Elenia den Schecken zu den anderen Pferden führte und festband, kam ihr Bruder im Schlenderschritt näher, grinste noch breiter und schlug dann mit einer dramatischen Geste den Mantel zurück. Thor war nicht wenig erstaunt, als er den toten Fuchs sah, den er an seinem Gürtel festgebunden hatte.
    »Und nur, um es gleich zu sagen«, sagte er mit einem gespielt

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