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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einfach nur ein Mensch sein, dachte Thor. Er wandte sich zu ihr um und machte eine Bewegung, um die kurze Distanz zu überbrücken, aber dann begegnete er etwas in ihrem Blick, das ihn innehalten ließ.
    »Es muss andere Städte hier geben«, fuhr sie fort, als wäre gar nichts geschehen. »Dieses Land ist groß. Wir finden einen Ort, an dem uns niemand kennt.«
    »Und woher willst du das wissen, wenn dein Mann nicht einmal ins Nachbardorf gekommen ist?«
    »Meine Schwestern und Brüder würden nicht die Hand nach diesem Land ausstrecken, wenn es hier nichts gäbe außer ein paar Fischerdörfern und einem von den Göttern und der Welt vergessenen Tal, das nicht einmal Platz für dreihundert Menschen bietet«, antwortete sie überzeugt.
    Was die Beweggründe ihrer ›Schwestern und Brüder‹ anging – eine Formulierung, die ihn mehr störte, als er zugeben wollte –, war Thor nicht so sicher wie sie. Macht brauchte nicht immer einen greifbaren Preis. Nur zu viele, die nach ihr strebten, taten es nur um ihrer selbst willen. Wenn die Geschichtestimmte, die Urd ihm erzählt hatte, und sich die Lichtbringer wie eine alles verschlingende Flut über die ganze Welt ausbreiteten, dann würden sie auch keine noch so unbedeutende Insel der Freiheit inmitten ihres Reiches dulden.
    Umso mehr begriff er, was sie mit ihren letzten Worten gemeint hatte. Wenn es tatsächlich nichts gab, wohin sie sich wenden konnten, keinen anderen Ort, an dem sie einfach nur leben konnten, dann wäre alles sinnlos, und sie konnten ebenso gut aufgeben und einfach hierbleiben und darauf warten, dass Bjorns Männer kamen und sie holten.
      

14. Kapitel
    N och in derselben Stunde brachen sie auf, und es kam genau so, wie Urd es vorausgesagt hatte. Schon nach kurzer Zeit begann sich der Himmel mit dunklen Wolken zu beziehen, und das letzte Stück des Weges wurde zu einem Wettlauf mit dem Unwetter, den sie um Haaresbreite gewannen. Thors Kräfte hielten allerdings auch nur gerade so lange, wie sie es prophezeit hatte: Schon nach weniger als einer Stunde bedauerte er, überhaupt in den Sattel gestiegen zu sein, und ohne Lifs Hilfe hätte er es vielleicht gar nicht geschafft.
    Aber sie schafften es, und Thor fiel erneut in einen tiefen – und diesmal traumlosen – Schlaf.
    Der Sturm hielt sie einen weiteren Tag fest, bevor er wenigstens so weit nachließ, dass sie ihren Weg fortsetzen konnten.
    Mehrere Tage lang zogen sie mehr oder weniger ziellos weiter und übernachteten entweder unter freiem Himmel oder in einer weiteren Turmruine, die sich in einer schier endlosen Reihe weiter nach Osten zogen, versteinerte Wächter aus einer Zeit, die so lange zurücklag, dass selbst die Legenden, welche sich einmal um sie gerankt haben mochten, längst aus dem Gedächtnis der Menschen entschwunden waren.
    Thor dachte oft über diese verfallenen Monumente nach. Insgesamt fanden sie acht der uralten Bauwerke, allesamt Ruinen, deren Zustand sich im gleichen Maße verschlechterte, in dem sie weiter nach Osten ritten. Zwei davon waren nicht einmal mehr als Ruinen zu erkennen und eindeutig gewaltsam zerstört, kaum mehr als mannshohe Hügel aus Schutt und Steintrümmern, die allenfalls durch ihre regelmäßige Form auffielen und dadurch, das sie dort zu finden waren, wo sie einen weiteren Turm erwartet hatten.
    Etwas Gewaltiges war hier geschehen, nicht einfach nur ein Krieg, sondern etwas sehr viel Schlimmeres und Verheerenderes, dessen Echo selbst über so lange Zeit hinweg noch zu spüren war, als hätte die Schöpfung selbst hier eine Wunde davongetragen, die immer noch nicht vollends geheilt war. Und tief in sich spürte er, dass diese uralten Artefakte nur Teil eines noch unendlich viel größeren Geheimnisses waren … und dass sie etwas mit dem Grund seines Hierseins zu tun hatten.
    Am Abend des vierten oder fünften Tages erreichten sie die Küste.
    Gesehen hatten sie sie schon eine ganze Weile: eine Linie aus dunklerem Blau vor dem Horizont, die breiter wurde, je weiter sie ritten. Unter einem deutlich heller gewordenen Himmel erreichten sie die Küste und sahen sich einem neuen und vollkommen unerwarteten Problem gegenüber: Der Ozean lag unter ihnen, dunkelblau und eisfrei und nur mit vereinzelten weißen Schaumkronen besetzt, aber er lag im buchstäblichen Sinne des Wortes unter ihnen . Unmittelbar vor den Hufen ihrer Tiere stürzte der Boden gut hundert Fuß lotrecht in die Tiefe, eine Klippe, die sich in beiden Richtungen erstreckte, bevor sie

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