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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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linker Hand mit den Bergen und in der anderen Richtung scheinbar mit dem Horizont verschmolz.
    »Immerhin wissen wir jetzt, warum sie uns nicht verfolgt haben«, sagte Lif.
    Er war der Erste, der das Schweigen brach, und seine Mutter kommentierte die Worte auch jetzt wieder nur mit einem ärgerlichen, aber stummen Stirnrunzeln. Urd war im gleichen Maße einsilbiger und stiller geworden, in dem sich ihre Reise in die Länge gezogen hatte. Thor kannte sie inzwischen wahrlich gut genug, um nicht ein einziges Wort darüber verloren zu haben, aber ihm war keineswegs entgangen, wie sehr die Reise sie anstrengte. Sie schien nicht nur jeden Tag bleicher und fahriger zu werden, manchmal verlor sie auch die Kontrolle über ihre Zügeund sah dann unendlich müde aus, und ihre Mundwinkel zuckten vor Schmerz. Ein paarmal hatte er auch beobachtet, wie sie die flache Hand gegen den Leib presste.
    Er hatte auch dazu nichts gesagt, aber er wusste nicht, wie lange er noch schweigen konnte. Urd war stark, sehr viel stärker, als es den Anschein hatte, aber sie war nicht unverwundbar, und auch ihren Kräften waren Grenzen gesetzt.
    Schließlich tat er Lif den Gefallen, sich im Sattel zu ihm herumzudrehen und zu fragen: »Warum?«
    »Weil es nicht so aussieht, als könnten wir von hier aus irgendwohin«, antwortete Lif wichtigtuerisch. »Sie müssen nur abwarten, bis wir von selbst kehrtmachen. Oder verhungert sind.«
    Elenia funkelte ihn an, aber sie sagte zu Thors Erleichterung nichts, und auch Lif beließ es für einen Moment dabei, sich im Glanz seiner sensationellen Erkenntnis zu sonnen.
    »Es ist spät«, sagte Urd, nachdem eine weitere Weile voller unbehaglichem Schweigen verstrichen war. »Suchen wir uns ein Lager und zerbrechen uns morgen den Kopf, wie es weitergeht.«
    Niemand erhob irgendwelche Einwände dagegen, denn sie alle waren erschöpft. Thor war ziemlich sicher, dass auch Lif insgeheim nur darauf wartete, dass ein anderer als er diesen Vorschlag machte.
    Thor zerbrach sich einen Moment lang den Kopf über eine entsprechende Bemerkung, sagte sich dann selbst, dass es der Mühe nicht wert war, und stieg steifbeinig aus dem Sattel. Unmittelbar an der Klippe ließ er sich in die Hocke sinken, stützte sich mit der linken Hand ab und beugte sich ein wenig vor. Die Steilwand war höher, als er im ersten Moment angenommen hatte, deutlich höher, weit mehr als hundert Fuß, und verdiente ihren Namen zu Recht. Selbst eine von Menschenhand errichtete Mauer hätte kaum unbesteigbarer sein können. Mit zwei gesunden Händen hätte er sich dennoch zugetraut, sie hinabzuklettern, aber so – und zudem in Gesellschaft einer Schwangeren und zweier Kinder – kam dieser Weg nicht infrage.
    Außerdem gab es dort unten nichts, was die Mühe gelohnt hätte. Wenn es hier jemals so etwas wie einen Strand gegeben hatte, dann musste das Meer ihn schon weggespült haben, bevor der erste Mensch seinen Fuß auf diese Insel gesetzt hatte. Heute brachen sich die Wellen direkt unter ihm an scharfkantigem Fels, und das mit einer Gewalt, die den friedlichen Anblick des Ozeans Lügen strafte. Möwen, die in den Felsspalten nisteten und über der Gischt ihre Bahnen zogen, stießen misstönende Schreie aus.
    Ebenso behutsam, wie er sich in die Hocke gelassen hatte, stand er wieder auf und machte einen Schritt rückwärts von der Klippe weg, bevor er sich herumdrehte. Zu seiner Rechten, in Richtung der Berge, meinte er einen gedrungenen Schatten wahrzunehmen; allem Anschein nach handelte es sich um einen weiteren Turm, auch wenn er ihm dafür beinahe zu groß vorkam. Auf der anderen Seite blieb die Ebene trotz aller Anstrengung leer. Als er sich wieder dem Meer zuwandte, sah er etwas wie einen rechteckigen hellen Funken am Horizont – vielleicht das Segel eines Schiffes, vielleicht auch nur ein Lichtreflex.
    »Übernachten wir in diesem Turm«, schlug er vor. »Morgen folgen wir dann der Küste und sehen, worauf wir treffen.«
    »Ein brillanter Plan«, sagte Lif. »Warum bin ich nicht darauf gekommen?«
    »Weil du zu sehr damit beschäftigt warst, dir wichtig vorzukommen?«, vermutete seine Schwester.
    Lif wollte auffahren, aber Urd erstickte den aufkommenden Zwist mit einem scharfen Blick im Keim. Ihre Stimme klang jedoch eher müde, als sie sich an Lif wandte. »Warum gehst du nicht auf die Jagd, Lif?«, fragte sie. »Wir brauchen Fleisch. Aber sieh zu, dass du nicht schon wieder einen Fuchs erwischst … sonst wachsen uns allen am Ende noch

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