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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erstaunlicher Treffsicherheit – hatte er doch inzwischen die meisten seiner Geschosse verloren oder zerbrochen.
    »Der Kerl ist gerannt, als wüsste er, was ihm bevorsteht. Hat ihm aber nichts genutzt.« Er wartete darauf, dass Thor weiterritt. Als das nicht sofort geschah, wurde er noch nervöser. »Ich bin ihm wirklich weit nachgeritten. Bestimmt eine Stunde.«
    »Und die Straße?«
    »Liegt in der anderen Richtung.« Lif machte eine fast befehlende Geste. »Es ist nicht mehr weit.«
    Thor sah einen Moment lang zum Meer hin, dann folgte sein Blick erneut der landeinwärts führenden Fährte. Der Wind hatte sie nahezu verweht, aber seinem kundigen Auge entging trotzdem nicht, dass Lif anscheinend die Wahrheit gesagt hatte: Das Pferd war nicht nur im rechten Winkel von seinem bisherigen Weg abgewichen, sondern von hier aus auch galoppiert,wohl um dem Fuchs zu folgen. Und trotzdem: Irgendetwas stimmte nicht.
    Vielleicht war es einfach nur Einbildung, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Vielleicht lag es auch an dieser gleißend weißen Einöde, die seine Augen narrte.
    Oder es war die zweite, deutlich tiefere Spur, die nahezu parallel zu der des Pferdes verlief und sie in einiger Entfernung schnitt.
    »Der Fuchs«, antwortete Lif auf sein fragendes Stirnrunzeln. »Wie gesagt: Er ist gerannt, als wüsste er, was ihm bevorsteht.«
    »Ja, so muss es wohl gewesen sein«, murmelte Thor. Mit einer entsprechenden Geste wandte er sich an Urd. »Reitet weiter. Lif und ich kommen gleich nach. Folgt einfach der Küste.«
    Elenia schien etwas sagen zu wollen, aber Urd brachte sie mit einem raschen Kopfschütteln zum Schweigen und ritt los.
    »Verrätst du mir, was das bedeutet?«, fragte Lif.
    »Ich dachte eher, dass du das könntest.« Thor deutete auf die zweite Spur. »Das muss ein ziemlich großer Fuchs gewesen sein. Warum hast du ihn nicht erlegt, statt des mageren Viehs, das wir gegessen haben – vor allem, wo er bestimmt ein sehr viel größeres Ziel geboten hätte?«
    Lif presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und schwieg.
    Thor wartete immerhin, bis Urd und ihre Tochter ein gutes Stück weit geritten waren, bevor er entschied, Lif jetzt wirklich Zeit genug gelassen zu haben. Dann zuckte er in einer demonstrativen Bewegung mit den Achseln und folgte der Fährte.
    Er brauchte nicht einmal weit zu reiten. Die beiden Spuren kreuzten sich noch zwei- oder dreimal, wobei die des vermeintlichen Fuchses immer größere Bögen schlug, bevor sie schließlich beide hinter einer mit dürrem Buschwerk bestandenen Erhebung verschwanden. Ein paar Äste zerbrachen wie sprödes Glas, als Thor ihnen dabei zu nahe kam. Der Schnee auf der anderen Seite war aufgewühlt und verdreckt. Vielleicht bestanden einige der dunklen Flecken auch aus Blut.
    Thor hielt in zwei Schritten Abstand an, stieg aus dem Sattelund ließ sich am Rande des aufgewühlten Bereichs in die Hocke sinken.
    Selbst ein weniger erfahrener Fährtenleser als er hätte ohne Mühe erkannt, was hier geschehen war: Hier hatte ein Kampf stattgefunden, ein Kampf auf Leben und Tod, aber es war kein Kampf zwischen Menschen gewesen. Er entdeckte zahlreiche Pfotenabdrücke, noch mehr gesplitterte Äste und tatsächlich eine Menge Blut, das den Schnee dunkelbraun verklumpte. Einen halben Schritt abseits lag ein kleiner Fetzen Fell, das einmal weiß gewesen sein musste, jetzt aber ebenfalls mit dunkelbraun geronnenem Blut besudelt war. Das Spitzohr hatte sein Leben anscheinend teuer verkauft.
    Thor stand auf, umkreiste den zertrampelten Bereich in respektvollem Abstand und fand auf der anderen genau das, wonach er suchte.
    »Ich hätte gedacht, dass sie fairer kämpfen«, sagte er. Zwei, drei Augenblicke lang wartete er vergeblich auf eine Antwort, dann drehte er sich betont langsam zu Lif herum. Er hatte bereits bemerkt, dass der Junge ihm nachgeritten war, aber so getan, als kümmere es ihn nicht. Lif war nicht abgesessen, sondern starrte ihn von der Höhe des Sattels herab trotzig an.
    »Drei ausgewachsene Wölfe gegen einen einzigen kleinen Fuchs … das scheint mir kein besonders fairer Kampf gewesen zu sein.«
    Lif schwieg weiter. Seine Finger spielten nervös mit den Zügeln.
    »Aber ich nehme an, sie wollten ihn nur in die Enge treiben, um dir einen guten Schuss zu ermöglichen.«
    Diesmal rang sich Lif immerhin zu einem trotzigen Achselzucken durch.
    »Waren es immer dieselben?«, fragte Thor.
    »Dieselben?«
    »Dieselben Wölfe.«
    »Das weiß ich nicht«,

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