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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Elenia empfing sie mit einem Blick, der ebenso beunruhigt wie neugierig war, aber Urd tat so, als hätte es die kurze Unterbrechung gar nicht gegeben, und sie setzten ihren Weg gemeinsam fort, und nun dauerte es wirklich nicht mehr lange, bis sie die Straße fanden.
    Eigentlich war es gar keine richtige Straße, eher eine mehr oder weniger willkürlich gewählte Fahrspur, die im Laufe der Jahre dazu geworden war, als ein Wagen und ein Reiter dem anderen gefolgt waren. Eine Zeitlang schlängelte sie sich scheinbar planlos dahin, natürlichen Senken folgend oder einem gelegentlichen Felsbrocken ausweichend, der auf ihrem geraden Weg lag, bis sie schließlich parallel zur Steilküste verlief, und das so dicht am Abgrund entlang, dass sich Thor unwillkürlich fragte, wer eigentlich so verrückt war, eine Straße so nahe an einer Klippe anzulegen, dass ein einziger Fehltritt reichte, um hundert Fuß in die Tiefe zu stürzen.
    Sie ritten etwa eine weitere halbe Stunde, bis der Boden allmählich abschüssiger zu werden begann. Von einem Dorf oder gar einer Stadt war noch immer nichts zu sehen, aber Thor meinte einen leisen Dunst in der Luft wahrzunehmen, und er hatte das Gefühl , nicht mehr allein im Umkreis einer ganzen Welt zu sein. Fast ohne ihr eigenes Zutun ritten sie schneller; vielleicht waren es auch nur die Pferde, die die Nähe eines Stalles witterten und ganz von sich aus rascher ausgriffen.
    Es dauerte nicht mehr lange, bis aus dem Dunst Rauch wurde, der sich aus zahlreichen Kaminen in die fast unbewegte Luft kräuselte. Sie hielten an.
    »Tatsächlich«, sagte Elenia. »Ein Dorf.«
    Lif reagierte auf den übertrieben erstaunten Ton in ihrer Stimme wunschgemäß, indem er sich aufplusterte und zu einer entsprechend geharnischten Antwort ansetzte, und Urd brachte ihn mit einer ärgerlichen Geste zum Schweigen.
    »Eher eine Stadt«, sagte sie. »Sogar eine ziemlich große. Und mit einem Hafen.«
    Elenia und Lif machten nur ratlose Gesichter, während Thor anerkennend nickte. Seine Augen waren außergewöhnlich scharf, aber selbst er hatte Mühe, unter all dem Dunst und Qualm mehr als ein schieres Durcheinander aus mit Stroh oder Schiefer gedeckten Dächern auszumachen. Da war etwas Helles, irgendwo hinter der Stadt, aber er konnte allerhöchstens vermuten, dass es Segel waren, nicht wirklich erkennen.
    »Was ist daran so wichtig?«, fragte er.
    »Nichts«, behauptete Urd. »Aber ein Hafen bedeutet Schiffe. Und Schiffe bedeuten eine Möglichkeit, an einen anderen Ort zu gelangen … wenn es einem an diesem nicht mehr gefällt.«
    »Du willst wirklich dort hinunter?«, fragte Lif. »Wir wissen nicht, wer diese Leute sind! Vielleicht warten sie schon auf uns!«
    »Ja, vielleicht«, sagte Urd ungerührt. Ihr Blick glitt über das Muster aus grauen und schmutzig schwarzen Dächern, und Thor hatte erneut das Gefühl, dass sie dort mehr sah als er. »Aber vielleicht auch nicht. Ich sehe nur einen Weg, das herauszufinden.«
    Sie wollte weiterreiten, doch Thor griff rasch nach dem Zügel ihres Pferdes und hielt sie zurück. »Warte!«
    »Worauf?« Bildete er es sich nur ein, oder klang sie misstrauisch?
    »Lif hat nicht vollkommen unrecht«, sagte er. »Wir wissen nicht, welche Menschen in dieser Stadt leben. Ob sie mit Bjorn und seinen Leuten im Bunde sind oder ob sie überhaupt wissen, dass es sie gibt. Ich reite erst einmal allein dort hinunter.«
    »Allein?«, wiederholte Urd.
    »Wozu?«, fragte Lif.
    »Zum einen, weil du recht haben könntest«, antwortete Thor. »Ich glaube nicht, dass es so ist, aber es könnte eine Falle sein. Wenn alles in Ordnung ist, kommt ihr nach. Außerdem«, fuhr er mit leicht erhobener Stimme fort, als er sah, dass Urd zum Sprechen ansetzte, » wenn sie auf uns warten, erwarten sie einen Mann und eine Frau und ihre zwei Kinder. Also ist es besser, wenn ich allein gehe und mich dort umsehe.«
    »Und was ist mit uns?«, fragte Urd, bevor Lif erneut auffahren konnte.
    »Ihr wartet zwei Stunden und kommt dann nach, falls ich mich bis dahin nicht melde – oder verschwindet, wenn ihr das Gefühl habt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich gebe euch ein Zeichen, wenn ich meine, dass etwas nicht stimmt.«
    »Ein Zeichen«, wiederholte Lif spöttisch. »Und wie sollte das aussehen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Thor. Er musste sich beherrschen, um seinem Ärger nicht zu laut Luft zu machen und den Jungen anzufahren. Schon, weil er recht hatte. Es war eine dumme Idee gewesen.

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