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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vertreiben, und musterte Urd und ihre Kinder unauffällig. Urd saß mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern da und starrte in die Glut, aber ihre Augen waren leer, und auch Elenia wirkte fast teilnahmslos, wie sie in ihrem viel zu dünnen Mantel dasaß und versuchte, das letzte bisschen Wärme der Glut einzufangen. Wie üblich hatte sie ihren Platz so gewählt, dass sie so weit von ihm und ihrer Mutter entfernt war, wie es überhaupt möglich war. Sie wich seinem Blick aus, aber Thor hatte sie mehr als einmal dabei überrascht, ihre Mutter und ihn aus brennenden Augen anzustarren, wenn sie sich unbeobachtet fühlte; ihre Mutter mit einem Ausdruck, der an Hass grenzte, und ihn auf eine Art, die er nicht wirklich einordnen konnte. Aber sie gefiel ihm nicht.
    Vielleicht war Lif der Einzige, der sich halbwegs normal aufführte. Er hatte seinen Anteil als Erster und mit Heißhunger heruntergeschlungen und sah sie nun wortlos und abwechselnd, aber mit wachsender Ungeduld an, und ihm brannte sichtlich etwas auf der Zunge. Bedachte er, wie Lif normalerweise war, dann hatte er sich bisher sogar ganz außergewöhnlich gut beherrscht.
    »Ich musste ziemlich weit reiten, um den Fuchs zu erlegen«, sagte er schließlich. »Gibt anscheinend nicht viel Wild in dieser Gegend.«
    »Du hast ja etwas gefunden«, sagte Thor. »Das hast du gut gemacht. Danke.«
    Elenia sah kurz aus ihrem Grübeln auf, maß ihren Bruder mit einem fast verächtlichen Blick und starrte dann wieder ins Leere, aber Lif nickte dafür umso gewichtiger und sah Thor nun eindeutig Beifall heischend an. »Wie gesagt: Ich musste ziemlich weit reiten, um die Spuren zu finden. Dabei habe ich etwas entdeckt.«
    »Spuren von richtigem Wild, das zu schnell für dich war?«, fragte Elenia.
    Zu Thors Erstaunen reagierte Lif nicht einmal mit einem entsprechenden Blick auf die Provokation, sondern nickte nur noch einmal und sagte dann: »Spuren von Menschen.«
    Wenn er die Überraschung so geplant hatte, war sie ihm gelungen. Nicht nur Thor sah ihn alarmiert an, auch Elenia drehtemit einem Ruck den Kopf, und selbst Urd schrak aus ihrem düsteren Brüten hoch.
    »Spuren von einem Wagen, um genau zu sein. Ich bin ihnen gefolgt.« Er hob rasch die Hand. »Keine Sorge, ich war vorsichtig.«
    »Du hast deinem Pferd das Fliegen beigebracht, damit es keine Spuren hinterläßt, die jemanden zu uns führen können«, vermutete seine Schwester.
    Lif überging auch das. »Es gibt eine Straße, keine Stunde von hier«, sagte er.
    »Und ich nehme an, du bist ihr auch gefolgt«, sagte Thor.
    »Nur ein kleines Stück«, antwortete Lif. »Nur bis in Sichtweite der Stadt. Und niemand hat mich gesehen, keine Angst. Ich war vorsichtig.«
    »Eine Stadt?«, vergewisserte sich Urd.
    »Oder ein sehr großes Dorf.« Lifs Wangen glühten vor Entdeckerstolz. »Ich bin nicht nahe genug herangeritten. Aber sie ist groß. Die größte Stadt, die ich je gesehen habe.«
    »Außer Skattsgard?«, spöttelte Elenia.
    »Elenia, hör auf«, sagte ihre Mutter streng, wandte sich aber sofort wieder an Lif. »Eine Stadt mit einem Hafen?«
    »So nahe wollte ich nicht heran«, antwortete Lif. »Aber ich nehme es an. Die Stadt liegt an der Küste. Und ich habe ein Schiff auf dem Meer gesehen.«
    »Also gibt es wahrscheinlich einen Hafen«, schloss Urd. »Das könnte wichtig sein.«
    Thor fragte nicht, warum. »Bist du anderen Menschen begegnet?«, fragte er.
    Lif schüttelte heftig den Kopf. »Niemandem. Aber es gab auch sonst keine Spuren. Die Straße sah unbenutzt aus. Ich meine: Es sah aus, als wäre der Wagen der erste, der dort in den letzten Tagen entlanggefahren ist.«
    »Gut beobachtet«, lobte Thor.
    »Wenn es stimmt«, fügte Elenia hinzu.
    »Elenia, bitte«, seufzte Urd. »Dein Bruder –«
    »– hat uns möglicherweise alle in Gefahr gebracht!«, fiel ihrElenia streitlustig ins Wort. »Was, wenn ihn jemand gesehen hat? Vielleicht sind sie schon auf dem Weg hierher!«
    »Niemand hat mich gesehen«, beharrte Lif. »Ich war vorsichtig.«
    »Niemand behauptet etwas anderes«, sagte Thor rasch – was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Elenia hatte nicht ganz unrecht. Lif mochte stolz auf seine Entdeckung sein, und er hatte auch allen Grund dazu, aber er hätte sofort umkehren müssen, als er die Wagenspuren entdeckt hatte. Wäre er fünf Jahre älter gewesen, dann hätte er ihm jetzt gründlich den Kopf gewaschen, aber so beließ er es bei einem beruhigenden Nicken und einem langen Blick in die

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