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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Richtung, aus der Lif gekommen war. Die Hufspur seines Pferdes war unübersehbar, und das nicht nur auf dem kurzen Stück, auf dem sein Blick ihr folgen konnte. Auch darin hatte Elenia recht, dachte er besorgt. Falls es Lif nicht gelungen war, seinem Pferd tatsächlich das Fliegen beizubringen, musste diese Fährte jeden Verfolger direkt hierherführen.
    »Eine Stunde, sagst du?«
    »Bis man sie sehen kann, ja«, bestätigte Lif. »Vielleicht noch einmal so weit, bis man da ist. Warum fragst du?«
    »Weil mir deine Mutter ein großes Geheimnis anvertraut hat, als du fort warst«, antwortete er. »Nämlich dass sie sich nichts mehr wünscht, als wieder einmal eine Nacht in einem richtigen Bett zu schlafen und an einem richtigen Kaminfeuer zu sitzen.«
    »Ihr wollt … dorthin?«, fragte Lif überrascht. »Aber warum? Wir sind seit einer Woche auf der Flucht und –«
    »– und wie lange sollen wir es noch sein?«, unterbrach ihn Thor. »Irgendwann müssen wir wieder unter Menschen. Und sei es nur wegen deiner Mutter. Oder möchtest du, dass euer Bruder hier im Wald geboren wird?«
    »Wir können einfach hier bleiben!«, protestierte Lif. Er deutete auf den Turm. »So wie es aussieht, kommt nie jemand her, und da drinnen ist mehr als genug Platz!«
    »Und wir leben von Füchsen und Fisch«, sagte Elenia. »Vorausgesetzt, wir finden eine Angelschnur, die lang genug ist.«
    »Vielleicht nur für kurze Zeit«, beharrte Lif, in einem Ton, als täte es ihm inzwischen schon leid, überhaupt von seiner Entdeckung erzählt zu haben. »Bis das Wetter besser wird!«
    Thor war nicht sicher, ob das in diesem Teil des Landes überhaupt je der Fall war, aber dieses Mal kam ihm Urd zuvor. »Thor hat recht, Lif«, sagte sie. »Wir brauchen Vorräte. Lebensmittel, Feuerholz … und ein bisschen Ruhe.«
    »Und wenn sie dort schon auf uns warten?«, versuchte es Lif noch einmal.
    »Wenn uns Bjorns Männer noch verfolgen würden, dann hätten sie uns schon längst eingeholt«, sagte Thor. Eine Stadt? Ein richtiges Bett – und sei es nur ein Lager aus Stroh –, ein warmes Kaminfeuer und vielleicht sogar ein Essen, das nicht aus Flechten und zähem Fuchs bestand? Eine geradezu paradiesische Vorstellung.
    Nebst ungefähr fünfzig anderen guten Gründen, nicht länger in der Nähe dieser unheimlichen Ruine zu bleiben.
    Lif widersprach jetzt nicht mehr, sondern verschränkte schmollend die Arme vor der Brust, und Thor stand nach einem weiteren Moment auf und fegte die erlöschende Glut auseinander. »Dann brechen wir auf.«
    »Jetzt gleich?«, fragte Lif. Elenia erhob sich wortlos, aber Urd zögerte. Unbeschadet ihrer eigenen Worte von gerade sah sie nicht begeistert aus.
    »Warum warten?«, fragte Thor. »Je eher wir losreiten, desto eher können wir wieder an einem richtigen Tisch sitzen.« Er versuchte amüsiert zu klingen. »Falls ich mittlerweile nicht schon vergessen habe, wie das geht.«
    Urd stand zwar auf, sagte aber trotzdem noch einmal: »Vielleicht wäre es klüger, wenn wir noch einmal rasten und Kräfte schöpfen.«
    Kräfte schöpfen? Hier? Thor konnte die Träume, die hinter diesen schwarzen Mauem lauerten, selbst jetzt fühlen. Er wagte sich nicht einmal vorzustellen, was sie ihm antun würden, wenn er hier einschlief . Ohne auch nur zu antworten, wandte er sich um und ging zu den Pferden.
    Kurz darauf saßen sie in den Sätteln und folgten Lifs Spur nach Süden.
    Der Junge hatte entweder ein sehr schlechtes Zeitgefühl, oder er musste geritten sein, als wären alle Ungeheuer der Hel persönlich hinter ihm her. Sie brauchten deutlich länger als eine Stunde, ohne auch nur die Spur eines Pfades zu finden, geschweige denn eine Straße. Dann und wann durchbrach ein weiß erfrorener Baum das gleichfarbene Einerlei oder ein niedriges Gestrüpp, doch ohne die blaugraue Fläche des Meeres zur Linken hätten sie sich ebenso gut noch immer auf der weißen Einöde aufhalten können, über die sie in den zurückliegenden Tagen geritten waren.
    Noch einmal eine halbe Stunde darauf machte die verwischte Spur des Jungen einen scharfen Knick nach rechts, doch auf Thors fragenden Blick hin schüttelte Lif nur den Kopf. »Hier habe ich den Fuchs gesehen«, sagte er. »Aber ich musste ihm noch ein gutes Stück nach, bevor ich ihn erwischt habe.« Er lachte nervös und schlug mit der flachen Hand auf den Bogen, der an seinem Sattel hing. In dem dazugehörigen Köcher befanden sich nur noch zwei Pfeile. Trotz aller Vorsicht – und

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