Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
die richtigen Götter glauben.«
    »Fähig?«
    »Hast du je eine Festung wie diese gesehen?«, fragte Urd. »Hast du jemals einen Ort von solcher Macht betreten?« Sie beantwortete ihre eigene Frage mit einem neuerlichen und noch heftigeren Kopfschütteln. »Ich habe dich beobachtet, Thor. Ich weiß, dass du es nicht zugeben willst – warum auch immer –, aber du hast es gespürt, genau wie ich.«
    »Urd, das ist nicht dein Ernst!«, sagte er erschrocken. Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, aber sie wich ihm mit einer raschen Bewegung aus.
    »Es ist mein Ernst«, behauptete sie. »Und deiner sollte es auch sein. Du spürst die Macht, die diesem Ort innewohnt, genauso wie ich!«
    »Und wenn es so wäre?«, fragte er mit leiser, belegter Stimme.
    »Dann solltest du einsehen, dass ihre Rückkehr bevorsteht, Thor«, antwortete sie. »Und dir die Frage stellen, auf welcher Seite du stehen willst, wenn es so weit ist.«
      

15. Kapitel
    S ie waren wortlos übereingekommen, Lif und seiner Schwester nichts von dem zu erzählen, was sie in dem unheimlichen Gebäude gefunden hatten, und Thor machte sich dabei nützlich, ihre kärgliche Mahlzeit zuzubereiten. Das wenige Feuerholz, das sie im Umkreis der Festung fanden, reichte gerade noch aus, um den mageren Fuchs zu garen, den Lif mitgebracht hatte. Vielleicht nicht einmal das. Als sie ihn von der erlöschenden Glut nahmen, war das Fleisch noch zäh und halb blutig. Urd bestand wie immer darauf, dass er die größte Portion bekam; angeblich, weil er Kraft brauchte, um endgültig zu gesunden und sie und die Zwillinge zu beschützen.
    Natürlich war das Unsinn. Wenn man es genau nahm, dann war es Lif gewesen, dem sie in den letzten Tagen ihr Überleben verdankten; genauer gesagt, seinem überraschenden Geschick auf der Jagd. Auch wenn er manchmal Stunden fortblieb, so kehrte er doch niemals ohne Beute zurück. Ohne die mageren Füchse, die er auf seinen Streifzügen erlegte, hätten sie den Weg hierher mit knurrenden Mägen zurückgelegt und wären längst endgültig am Ende ihrer Kräfte gewesen.
    Auch so waren sie davon nicht mehr allzu weit entfernt. Sie lebten von zähem Fuchsfleisch und geschmolzenem Schnee, manchmal einer dünnen Suppe, die Urd aus Flechten und Moos bereitete und die scheußlich schmeckte, von der sie aber behauptete, dass sie ihnen half, bei Kräften zu bleiben. Doch wie lange noch? Vor allem Elenia wurde immer blasser und wortkarger. Die wenigen Male, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte,hatten unweigerlich in einem Streit mit Lif oder ihrer Mutter geendet, und auch Urd schien sich immer mehr in sich selbst zurückzuziehen, und ihre Bewegungen verloren mehr und mehr von jener natürlichen Eleganz, die Thor so sehr genoss, schienen sie doch jede noch so kleine Geste zu einem Tanz zu machen. Dazu kam ihre Schwangerschaft, von der Thor annahm, dass sie ihr mehr zusetzte, als sie eingestand – und vermutlich auch weiter fortgeschritten war, als sie ihm gesagt hatte.
    Nein, es gab keinen Grund für diese Vorzugsbehandlung. Trotzdem nahm Thor sie in Kauf und beruhigte sein schlechtes Gewissen damit, dass sie schließlich nicht wissen konnten, was der nächste Tag bringen mochte. Von allen Fragen, die er sich seit seinem ersten Erwachen in dieser feindseligen und kalten Welt gestellt hatte, hatte er doch zumindest eine beantwortet: Sein Körper war stark, außergewöhnlich stark sogar, und seine Sinne waren vielleicht ein wenig schärfer als die der meisten anderen, aber er war trotzdem aus Fleisch und Blut gemacht, er konnte verletzt werden, er blutete, wenn man ihn schnitt, und er konnte sterben.
    Eine Art müder Zorn machte sich in ihm breit, als er diesen Gedanken dachte. Wenn die Götter ihn schon zu ihrem Werkzeug machten, warum hatten sie ihm dann nicht auch die Kraft eines Gottes gegeben?
    Letzten Endes jedoch war auch dieser Gedanke müßig. Wenn es so etwas wie Götter gab und wenn sie wirklich mit ihm spielten, dann scherten sie sich ganz gewiss nicht darum, ob es ihm gefiel oder nicht.
    Thor schüttelte auch diesen Gedanken ab, knabberte das letzte Fetzchen Fleisch von dem dünnen Knochen, den er in der Hand hielt, und warf ihn in die fast erloschene Glut. Weit davon entfernt, wirklich satt zu sein, machte sich dennoch ein Gefühl wohliger Müdigkeit in seinen Gliedern breit, dem er nur zu gerne nachgegeben hätte, und sei es nur aus reiner Gewohnheit.
    Stattdessen richtete er sich auf, gähnte ausgiebig, um die Müdigkeit zu

Weitere Kostenlose Bücher