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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mir Eure Botin Euren Befehl überbracht hat.«
    »Thor, du –«, begann sie, und jetzt war er nur noch eine Winzigkeit davon entfernt, sie wirklich anzuschreien, als er sie unterbrach: »Was hat das zu bedeuten? Diese Leute hier halten dich für eine Lichtbringerin!«
    »Nicht ›diese Leute‹«, antwortete Urd. »Nur Gundri und ihre Mutter, und –«
    »Und?«, schnappte Thor. »Bist du es?«
    Die Frage verletzte sie, das spürte er, und er erwartete ganz automatisch, sein schlechtes Gewissen zu fühlen, aber nichts dergleichen geschah. Ganz im Gegenteil: Da war etwas in ihm, das ihr wehtun wollte und das die Erkenntnis genoss, dass es ihm gelungen war. Und nicht einmal dieser Gedanke machte ihm zu schaffen.
    »Warum fragst du das?«, murmelte sie schließlich.
    »Warum antwortest du nicht?«, erwiderte Thor.
    »Du kennst die Antwort«, sagte Urd. Sie hob die Hand, wie um ihn zu berühren, und führte die Bewegung dann nicht zuEnde, als sie spürte, wie er instinktiv erstarrte. »Nein«, sagte sie. »Thor, du weißt, was ich bin. Und was ich war. Aber ich …« Sie brach abermals ab, schwieg noch länger und bewegte sich raschelnd in der Dunkelheit. Schließlich setzte sie noch einmal an, leiser und in vollkommen verändertem Ton. »Vielleicht hast du recht, und es war ein Fehler.«
    »Mich zu belügen?«
    »Ich habe nicht gelogen!«, protestierte Urd. »Ich habe nichts mehr mit den Lichtbringern zu tun! Es war ein Fehler hierherzukommen, in diese Stadt. Aber als es mir klar wurde, da war es zu spät, und Gundri und ihre Mutter hatten mich schon erkannt.«
    »Erkannt? Obwohl du doch noch niemals hier gewesen bist?«
    Urds Stimme wurde kühl, vielleicht auch nur sachlich. »Sie haben mich erkannt, so wie Sigislind mich erkannt hat. Ich bin nicht die Erste aus meinem Volk, die hierherkommt. Ich bin zum Hafen gekommen, um mich mit dir zu treffen, wie wir es verabredet hatten. Du warst nicht da, und so bin ich ins Gasthaus gegangen, und Helga hat etwas in mir gesehen, was ich nicht bin. So einfach ist das.«
    »Und du hast die Gelegenheit beim Schopf ergriffen –«
    »Hilfe zu bekommen, ja!«, fiel ihm Urd ins Wort. Es klang wie ein kleiner Schrei, fast schon verzweifelt. »Wir brauchen Hilfe, Thor! Wir sind auf der Flucht, und das schon fast so lange, wie wir uns kennen. Ich bin es müde, vor jedem Menschen wegzulaufen, dem wir begegnen. Meine Kinder sind es müde, ein Leben auf der Flucht zu führen, und ich trage deinen Sohn in mir. Ich will nicht, dass er als Gejagter auf die Welt kommt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du das willst.«
    »Und deshalb kehrst du wieder zu deinem alten Leben zurück?« Spätestens das, dachte Thor, war überflüssig und nicht mehr konstruktiv, sondern einfach nur verletzend gemeint.
    Urd reagierte jedoch erstaunlich ruhig. »Nein«, antwortete sie. »Ich versuche uns zu retten, Thor! Dich, meine Kinder und mich. Helga und ihre Tochter sind vielleicht nicht die Einzigen,die etwas in mir zu sehen glauben, was ich nicht bin. Wir können Oesengard verlassen und weiter durch Sturm und Eis flüchten und jeden Abend zu den Göttern beten, dass unsere Feinde uns nicht einholen, oder wir nehmen die Hilfe dieser Leute an. Sie werden die Kinder und mich verstecken, bis das nächste Schiff ausläuft, mit dem wir von hier verschwinden können. Vielleicht sind es ja nur wenige Tage.«
    Thor fragte nicht, wohin sie dieses Schiff bringen sollte und woher sie überhaupt die Überzeugung nahm, dass er das wollte. »Und du denkst, dass sie dir glauben?«
    »Nein«, antwortete Urd. »Ich weiß es. Die Lichtbringer sind schon stark in Oesengard. Sigislind wusste das, aber ich glaube, auch sie hat nicht gewusst, wie stark. Oesengard wird fallen, noch bevor der nächste Winter kommt.«
    Thor überlegte einen Moment, ihr von seinem Gespräch mit Sjöblom zu erzählen und dem, was er über den Krieg erzählt hatte, der angeblich bevorstand, aber was hätte das geändert? »Und wenn sie es herausfinden?«, fragte er. »Wenn sie merken, dass du gelogen hast und keine Lichtbringerin mehr bist? Sie werden dich töten. Und deine Kinder auch.«
    »Sie werden es nicht merken, Thor«, antwortete Urd. »Ich belüge sie nicht. Ich bin eine Lichtbringerin, und ich werde es immer bleiben. Ich habe mich von meinen Schwestern losgesagt, von ihrem Fanatismus und ihrer Grausamkeit. Nicht von meinem Glauben.«
    »Und wenn du einer anderen Priesterin begegnest?«
    »Es gibt keine«, antwortete Urd so schnell, als

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