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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hätte sie genau diese Frage erwartet. »Im Moment bin ich die Einzige meines Volkes hier in Oesengard. Sie erwarten eine Priesterin, das ist wahr. Helga dachte im ersten Moment, ich wäre es, aber es wird noch Wochen dauern, wenn nicht Monate. Bis dahin sind wir längst nicht mehr hier.« Sie strich sich mit der flachen Hand über den Leib, und Thor konnte ihr Lächeln trotz des praktisch nicht vorhandenen Lichts spüren. »Und dein Sohn gibt mir jeden Vorwand, den Pflichten einer Priesterin nicht nachkommen zu müssen. Wir verstecken uns. Es gibt viele hier in Oesengard, die insgeheim dem Glauben anhängen und die Zwillinge und mich verbergen werden. Du bleibst hier im Gasthaus und arbeitest für Sjöblom, und sobald das erste Schiff nach Süden ausläuft, gehen wir an Bord.«
    Es gab nicht mehr viel, was er dagegen vorbringen konnte. Urds Plan klang simpel, aber perfekt – wenn er die ungefähr tausend Dinge außer Acht ließ, die zu seinem Scheitern führen konnten –, und er ärgerte sich allenfalls darüber, dass sie so ganz selbstverständlich davon auszugehen schien, über ihn bestimmen zu können. Aber dieses Argument vorzubringen wäre nun wirklich albern gewesen.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte er trotzdem. »Es ist viel zu gefährlich.«
    »Mit gefällt es genauso wenig«, sagte Urd. »Glaub mir, ich wäre jetzt lieber auf einem kleinen Hof irgendwo in einem Land, in dem die Menschen in Frieden miteinander leben. Abends würde ich auf der Terasse sitzen, den Hunden beim Spielen zusehen und darauf warten, dass du müde, aber zufrieden von der Arbeit auf den Feldern heimkommst, um dich mit einem guten Essen zu verwöhnen.«
    »Nur mit einem guten Essen?« Gegen seinen Willen musste Thor lächeln.
    »Unter anderem«, antwortete sie.
    »Und du glaubst wirklich, dass uns ein solches Leben irgendwann vergönnt sein wird?«, fragte Thor.
    Urd schien einen Moment ernsthaft über diese Frage nachzudenken, und sie beantwortete sie auch nur mit einem angedeuteten Schulterzucken. Vielleicht hatte er auch die falsche Frage gestellt. Vielleicht hätte sie lauten müssen, ob sie ein solches Leben überhaupt wollten . Aber die Antwort auf diese Frage kannten sie schließlich beide.
    »Du solltest jetzt gehen«, sagte Urd. »Wir müssen vorsichtig sein. Helga und ihre Tochter sind vielleicht nicht die Einzigen, denen ich aufgefallen bin.«
    Sein Verstand sagte ihm, dass sie recht hatte. Überhaupt hierherzukommen war ein Risiko, das er im Grunde nicht hätteeingehen dürfen. Dass die Menschen hier den Anblick Fremder gewohnt waren, bedeutete nicht, dass sie nicht auffielen. Er war dennoch enttäuscht.
    »Helga wird dir sagen, wo wir uns verstecken«, fuhr Urd fort. »Aber es wäre gut, wenn du nicht versuchen würdest, uns zu finden.«
    »Ich verstehe«, sagte Thor bitter.
    »Es ist nicht für lange«, sagte Urd. »Wahrscheinlich nur für wenige Tage.«
    »Und wenn Bjorn Männer herschickt, um nach uns zu suchen?«
    Hätte er das getan, dann würden wir dieses Gespräch wahrscheinlich schon nicht mehr führen«, antwortete sie. »lch bin nicht einmal sicher, dass er uns überhaupt noch verfolgen lässt, nach dem, was den letzten zugestoßen ist, die das versucht haben. Aber selbst wenn, werden sie uns kaum für so dumm halten, ausgerechnet hierher zu kommen.«

16. Kapitel
    W ährend der nächsten drei Tage sah er weder Urd noch die Kinder wieder. Alle drei waren verschwunden, als er ins Gasthaus zurückkam, und da Urd ihn zum Abschluss noch darum gebeten hatte, hatte er weder sie noch die beiden Kinder auch nur noch mit einem einzigen Wort erwähnt. Dafür hatte er Sjöblom auf die Arbeit angesprochen, die er ihm in Aussicht gestellt hatte.
    Ein Entschluss, den er schon bereute, ehe auch nur der erste Tag vorüber war.
    Auch wenn er sich an nichts erinnerte, was länger als wenige Monate zurücklag, so war ihm doch klar, dass er schwere körperliche Arbeite gewohnt war, und er hatte sie nicht gefürchtet, sondern sich nur gefragt, welche Art von Plackerei Sjöblom für einen so großen und augenscheinlich kräftigen Burschen wie ihn bereithielt. Stattdessen lernte er etwas, nämlich dass es sowohl in einer Gastwirtschaft als auch an einem Hafen mindestens ebenso viele unappetitliche und widerliche wie schwere Arbeiten gab, angefangen mit dem Leeren der Abfallgrube hinter dem Haus. Am Abend des ersten Tages wusch er sich beinahe genauso lange, wie er anschließend brauchte, um seine Mahlzeit zu verspeisen.
    Thor

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