freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
in unseren Hafen einläuft, und nach einem Winter wie diesem ganz besonders. Aber du kannst auch gutes Geld verdienen, wenn du beim Be- und Entladen hilfst.« Er kicherte betrunken. »Oder anders herum.«
»Es gibt doch bestimmt genug andere, die nichts gegen eine gut bezahlte Arbeit haben«, sagte Thor.
»Mehr als ich gebrauchen kann«, bestätigte Sjöblom. »Und noch weniger reißen sich darum, die Jauchegruben zu leeren oder Löcher in den hart gefrorenen Boden zu hacken, um Küchenabfälle zu vergraben.« Er machte eine Kopfbewegung auf den Teller mit Braten und Gemüse vor Thor. »Wenn du möchtest, dann arbeitest du ab morgen nicht mehr nur noch für Kost und Unterkunft. Nimm die letzten Tage als Probe, die du bestanden hast. Du weißt, dass mir nicht nur dieses Gasthaus gehört?«
Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was Thor in den letzten Tagen aufgeschnappt hatte, dann musste Sjöblom nahezu halb Oesengard gehören. Er nickte.
»Fleißige Männer wie dich kann ich immer gebrauchen«, fuhr Sjöblom fort. »Wenn du es also nicht eilig hast und für eine Weile hierbleiben möchtest, könnte ich dir eine gut bezahlte Arbeit anbieten.« Er setzte seinen Becher an, stellte mit einem enttäuschten Stirnrunzeln fest, dass er leer war, und schenkte sich nach. Nach einem weiteren großen Schluck fügte er hinzu: »Und wer weiß, vielleicht auch noch mehr.«
Thor tat ihm nicht den Gefallen, ihn zu fragen, was er damit meinte. »Ich weiß noch nicht, ob ich so lange bleibe«, sagte er stattdessen.
»Dann hast du wichtige Geschäfte, die dich zu einem anderen Ort rufen, nehme ich an.«
»Nein«, antwortete Thor. »Aber es hält mich nun einmal nie lange an einem Ort.«
»Vielleicht warst du ja noch nie an einem Ort, an dem sich das Bleiben lohnt.«
»Und das ist ausgerechnet Oesengard?«, fragte Thor, lächelte verlegen und fügte hinzu: »Verzeih das ›ausgerechnet‹. Es war nicht so gemeint.«
»Doch, das war es«, sagte Sjöblom amüsiert. »Aber du solltest nicht vorschnell urteilen. Im Moment mag dir Oesengard vorkommen wie ein Ort, an dem sich nicht einmal das Sterben lohnt, aber im Sommer sieht es hier ganz anders aus. Die Menschen kommen von überallher, um Waren zu tauschen, ihr Vieh zu verkaufen und Vorräte einzukaufen. Wir feiern hier oft und gern.« Er kicherte, und jetzt klang es eindeutig betrunken. »Und wer weiß? Wenn du dich entscheiden könntest, dich zu waschen und deine alberne Maskerade aufzugeben, dann findet sich vielleicht noch mehr, was dich zum Bleiben veranlassen könnte.«
»Was meinst du mit ›Maskerade‹?«, fragte Thor.
Er hatte geglaubt, die Frage in relativ ruhigem Ton gestellt zu haben, aber in seiner Stimme musste wohl noch mehr gewesen sein, denn Sjöblom sah plötzlich fast erschrocken aus, fand seine Fassung aber nach einem kurzen Augenblick wieder und machte eine wegwerfende Geste.
»Keine Angst. Dein Geheimnis ist bei mir sicher«, sagte er großspurig.
»Welches Geheimnis?« Diesmal versuchte Thor erst gar nicht, irgendwie anders als drohend zu klingen.
»Du hast dich verändert, seit du hierhergekommen bist, mein Freund«, antwortete Sjöblom, der den warnenden Unterton in seiner Stimme entweder bewusst ignorierte oder schon zu betrunken war, um ihn wahrzunehmen.
»Habe ich das?«
Sjöblom nickte. »Als du hier angekommen bist, da hätte man meinen können, einem Recken aus den alten Heldengeschichten gegenüberzustehen. Und in deinem Zimmer versteckst du ein Schwert, das eines Königs würdig wäre. Aber das geht mich nichts an.«
»Wohl wahr«, sagte Thor.
»Trotzdem«, beharrte Sjöblom. »Wenn du dich entscheiden könntest, deine Haare zu waschen und deine Kleider zu reinigen … vielleicht gäbe es ja hier jemanden, der es gern sieht, wenn du noch ein wenig bleibst. Vielleicht ein paar Tage. Oder das eine oder andere Jahr.«
Thor versuchte gar nicht erst zu verstehen, was er damit meinte.
»Oder ist es der Krieg, vor dem du davonläufst? Das ist kein Problem. Ich bin ein mächtiger Mann hier in Oesengard. Niemand wird dich zwingen, mit irgendeinem Heer zu marschieren, wenn du es nicht willst.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Thor kalt.
»Du willst jetzt nicht wirklich behaupten, dir wäre nicht aufgefallen, wie meine Tochter dich ansieht«, sagte Sjöblom.
Thor starrte ihn an. »Gundri?«
»Ich habe nur diese eine Tochter«, bestätigte Sjöblom. »Ich weiß, ich bin ein alter Mann und trinke zu viel, aber ich bin noch nicht
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