freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
zurückjagt, wo er hergekommen ist. Oder am besten gleich in die Hel!«
»Ich hoffe, dass es bald zum Krieg kommt?« Gundri kam herein, nicht durch den Eingang, sondern durch die Tür hinterder Theke. »Wirklich, so kann nur ein Mann sprechen. Noch dazu einer, der anscheinend wieder zu viel getrunken hat.«
Sie kam mit vor Zorn blitzenden Augen näher, riss ihrem Vater den Krug aus der Hand und knallte ihn mit solcher Wucht auf den benachbarten Tisch, dass es spritzte. »Bitte verzeih meinem Vater.« Sie sprach seinen Namen durchaus richtig aus. »Er hat wie üblich zu tief in seinen Becher geschaut … dabei hat der Tag gerade einmal erst angefangen!«
»Das –«, begann Sjöblom und brach auch praktisch sofort wieder ab. Immerhin hatte ihm seine Tochter noch den Becher gelassen, den er nun mit drei großen, wenn auch demonstrativ langsamen Schlucken leerte, bevor er aufstand, ihn neben den Krug auf dem Nachbartisch stellte und beides stehen ließ. Gundri sah ihm stirnrunzelnd und mit einem Ausdruck nach, der Thor Anlass zu der Frage gab, ob diese kleine Szene überhaupt echt oder vielleicht nur gespielt gewesen war. Er kam zu keiner eindeutigen Antwort.
Gundri wartete, bei ihr Vater den Schankraum verlassen hatte. »Möchtest du jetzt deine Kammer sehen?«, fragte sie dann.
Thor stand zwar auf, machte aber trotzdem eine unschlüssige Geste. »Ich bin noch gar nicht sicher, ob ich bleibe«, sagte er.
»So erschöpft, wie du bist?«
»Sehe ich so schlimm aus?«, erkundigte sich Thor lächelnd.
»Nein«, antwortete sie ernst. »Aber dein Pferd. Man könnte meinen, es hätte seit Wochen keinen richtigen Stall mehr gesehen. Und da ich dich nicht als jemanden einschätze, der sein Pferd draußen in Kälte und Sturm stehen lässt, während er selbst es sich an einem warmen Herd bequem macht, gilt dasselbe wahrscheinlich auch für dich.«
»Du bist eine gute Beobachterin«, lobte Thor. »Auch wenn es vielleicht in Wahrheit nicht ganz so dramatisch war. Aber ein richtiges Bett … ja, warum eigentlich nicht?«
Es hatte nicht nur nach einer verlockenden Vorstellung geklungen. Gundri hatte ihm die winzige Dachkammer mit dem noch winzigeren strohgedeckten Lager kaum gezeigt – es reichte nichteinmal wirklich, um sich vollends auszustrecken –, da war er auch schon in einen tiefen Schlaf gesunken, aus dem er schon nach weniger als zwei Stunden wieder erwacht war. Zwar mit schmerzendem Rücken und verspannten Nackenmuskeln, aber auf eine wohltuende Art erfrischt, als hätte er eine ganze Nacht geschlafen.
Es gab sogar eine einfache Waschgelegenheit, die er ausgiebig nutzte, wobei er vor allem den Umstand genoss, zum ersten Mal seit einer kleinen Ewigkeit nicht vor Kälte mit den Zähnen zu klappern, während er sich wusch. Als er anschließend ins Erdgeschoss zurückkehrte, war das Gasthaus nicht mehr leer. Essensgeruch hing in der Luft und ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, und ein gutes Dutzend Gäste saß an den verschiedenen Tischen, redete oder aß. Im Großen und Ganzen schien kaum jemand Notiz von ihm zu nehmen; allenfalls, dass ihn ein mäßig interessierter Blick traf, als er die Treppe herunterkam. Es war wohl so, wie er schon im allerersten Moment angenommen hatte: Fremde schienen hier in Oesengard nichts Besonderes zu sein.
Thor beglückwünschte sich im Stillen trotzdem dazu, auf sein Gefühl gehört und das Schwert oben in der Kammer zurückgelassen zu haben. Möglicherweise war man den Anblick von Fremden hier ja gewohnt, aber er wusste nicht, ob das im gleichen Maße auch für den Anblick fremder Krieger galt.
Erst als er fast unten angekommen war, bemerkte er die drei Personen, die an einem Tisch nahe dem Eingang saßen. Urd und ihre Kinder.
Bevor er etwas sagen oder auch nur eine verräterische Bewegung machen konnte, trat Gundri auf ihn zu und ergriff ihn in einer so freundschaftlichen Geste am Arm, dass er sich gerade noch beherrschen konnte, sie nicht automatisch wegzuschieben. »Das nenne ich pünktlich«, sagte sie aufgeräumt. »Gerade wollte ich zu dir kommen. Das Essen ist fertig … und keine Angst, es sind natürlich keine aufgewärmten Reste von gestern.«
Thor fragte sich, ob sie eigentlich jedes Wort belauscht hatte, das ihr Vater und er gewechselt hatten, aber er sagte nichts dazu,sondern versuchte sich mit sanfter Gewalt loszumachen, doch Gundri hielt ihn nur mit umso mehr Kraft fest.
»Ich habe etwas Besonderes für dich vorbereitet«, plapperte sie fröhlich
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