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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hätte er in diesem Moment wahrscheinlich kehrtgemacht. Sein Unbehagen war längst zu Furcht geworden, und da war eine immer lauter werdende Stimme in ihm, die ihm zuschrie, nicht weiterzugehen, weil ihn in dem flackernden roten Licht am Ende des Ganges etwas unvorstellbar Schreckliches erwartete.
    Wahrscheinlich hätte er gut daran getan, auf diese Stimme zu hören.
    Thor folgte dem Gang ein gutes Dutzend Schritte weit, kaman eine Abzweigung und blieb einen Moment lang unschlüssig stehen. Geräusche und Fackelschein kamen aus beiden Richtungen, und jetzt vernahm er auch Laute, vielleicht Musik, etwas wie einen düsteren Gesang in einer fremden und trotzdem auf unheimliche Weise vertraut anmutenden Sprache.
    Dann hörte er wieder Schritte. Hinter sich.
    Thor huschte nach rechts, sah eine flache Nische nur ein paar Schritte entfernt und presste sich hinein. Dieses Versteck war noch jämmerlicher als das oben auf der Straße, aber er hatte abermals Glück: Nachdem kaum ein Dutzend rasend schneller Herzschläge vergangen waren, traten zwei weitere Gestalten aus dem Gang, den auch er genommen hatte, auch sie in dunkle Mäntel gehüllt und mit ins Gesicht gezogenen Kapuzen. An der Art, wie sie sich bewegten, sah Thor, dass es sich um Frauen handelte. Sie waren in Eile und blickten nicht einmal in seine Richtung, als sie sich nach links wandten. Kurz bevor sie das Ende des Ganges erreichten und hinter der nächsten Abzweigung verschwanden, fielen sie in einen raschen Schritt.
    Thor zählte in Gedanken langsam bis drei, dann folgte er ihnen. Vielleicht strapazierte er sein Glück damit zu sehr, aber das musste er riskieren. Urd war irgendwo hier unten, und auch wenn er längst sicher war, dass Elenia ihn angelogen hatte, um ihn hier herunterzulocken, spürte er doch, dass sie in Gefahr war, und das war alles, was er wissen musste.
    Hinter der Abzweigung führte der Gang noch ein gutes Dutzend Schritte weiter und mündete dann in eine steil und in einer sanften Biegung nach unten führenden Treppe. Fackelschein, der von unten heraufdrang, überzog die ausgetretenen Stufen mit scheinbarer Bewegung, und der Gesang war jetzt nicht nur lauter, sondern auch düsterer geworden – und fordernder.
    Ein Gefühl warnte ihn, noch bevor er die Schritte hörte. Hastig eilte er wieder bis zur Abzweigung zurück, presste sich mit dem Rücken gegen den Stein und fragte sich fast schon verzweifelt, was er tun sollte, wenn die Schritte zu einer weiteren vermummten Frau gehörten.
    Die Entscheidung wurde ihm leicht gemacht.
    Die Gestalt trug gleichfalls einen dunklen Mantel mit nach vorn gezogener Kapuze und bewegte sich leichtfüßig, aber sie war fast so groß wie er, und was er in den Schatten unter der Kapuze erkannte, das war nicht das Gesicht einer Frau, sondern eine goldfarbene Metallmaske, die irgendeinem Fabelwesen nachempfunden war.
    Der Einherjer reagierte blitzschnell, indem er zwar erschrocken zusammenfuhr, zugleich aber unter seinen Mantel griff, um eine Waffe zu ziehen. Trotzdem war er nicht schnell genug.
    Mit der linken Hand wirbelte Thor ihn herum und versetzte ihm gleichzeitig einen Stoß, der ihn zurücktorkeln ließ, seine andere Faust rammte er in den Leib des Kriegers, um ihm die Luft für einen Schrei zu nehmen.
    Es war zu leicht.
    Noch während er traf, spürte er, wie etwas unter seiner Faust zerbrach. Der maskierte Krieger brach nicht zusammen, wie er erwartet hatte, sondern wurde einfach von den Füßen und in die Höhe gerissen und gegen die Wand auf der anderen Seite geschleudert, wo er einen halben Atemzug lang wie erstarrt stehen blieb, bevor er – schon fast absurd langsam – an dem staubigen Stein zu Boden glitt. Sein Kopf sank nach vorne, und er erstarrte in einer grotesk entspannt anmutenden, sitzenden Haltung mit ausgebreiteten Armen und halb angezogenen Knien. Blut lief unter dem Rand seiner Maske hervor.
    Verwirrt – nichtsdestotrotz aber weiter auf der Hut und auf einen überraschenden Angriff gefasst – trat Thor näher, berührte die reglose Gestalt vorsichtig mit dem Fuß und ließ sich dann vor ihr in die Hocke sinken. Er ahnte, was er sehen würde, als er die Hand nach der bizarren Maske ausstreckte, aber wenigstens für diesen kurzen Moment konnte er noch hoffen, sich getäuscht zu haben.
    Er hatte es nicht. Hinter der Larve aus dünnem Goldblech kam nicht das Gesicht eines Kriegers zum Vorschein, sondern das einer dunkelhaarigen Frau von höchstens dreißig Jahren. Thor erinnerte sich

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