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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das Wunder geschah. Zuerst zwei, dann eine dritte Gestalt in dunklen Mänteln gingen mit schnellen Schritten an seinem improvisierten Versteck vorbei, ohne auch nur in seine Richtung zu blicken, und beinahe wäre es nun Thor selbst gewesen, der sein Versteck verraten hätte, denn er konnte gerade noch einen überraschten Laut unterdrücken. Tatsächlich waren zwei der drei vermummten Gestalten Frauen, und er kannte sie beide. Es waren Gundri und ihre Mutter. Das Gesicht der dritten Gestalt konnte er nicht erkennen, denn es verbarg sich hinter einer goldfarbenen Metallmaske, die einem Wolfsgesicht nachempfunden war.
    Thors Herz schien einen Schlag auszusetzen und dann so schnell und laut weiterzuhämmern, dass der Träger der Goldmaske es eigentlich hätte hören müssen. Zugleich erstarrte eraber auch zu vollkommener Reglosigkeit und hielt sogar den Atem an, bis die drei Gestalten an seinem Versteck vorbeigegangen und in denselben Schatten verschwunden waren wie Elenia vor ihnen. Dann, noch immer verwirrt und erschrocken, aber zugleich auch von einer schon fast unheimlichen Ruhe erfüllt, folgte er ihnen.
    Der Schatten, in dem Elenia verschwunden war, entpuppte sich als schmale Gasse, die auf die Rückseite des Hauses führte. Thor folgte den dreien in sicherem Abstand und bewegte sich so vorsichtig, wie er es überhaupt nur konnte, aber er machte sich nichts vor: Wenn sich unter der goldfarbenen Maske tatsächlich ein Einherjer verbarg, dann waren dessen Ohren mindestens so scharf wie seine eigenen, und sich an ihn anzuschleichen war so gut wie unmöglich. Jederzeit darauf gefasst, aus der Dunkelheit heraus angesprungen zu werden oder sich eines Schwertes oder Dolches erwehren zu müssen, schlich er weiter.
    Nichts geschah. Er erreichte einen winzigen Innenhof, auf dem noch immer ein Rest Schnee lag, hielt ein allerletztes Mal inne, um zu lauschen, und betrat schließlich den Schuppen, von dem das Mädchen gesprochen hatte. Er war leer, und die Klappe – aus irgendeinem Grund hatte er erwartet, sie umständlich suchen oder gar gewaltsam öffnen zu müssen – war nicht nur deutlich sichtbar, sondern stand offen. Ein blasser, rötlicher Lichtschein drang aus der Tiefe herauf und enthüllte den Anfang einer steilen Treppe, die offenbar direkt in den Felsen gemeißelt worden war.
    Dass sich Helga und die beiden anderen nicht die Mühe gemacht hatten, die Klappe hinter sich zu schließen, konnte nur bedeuten, dass sie auf weitere Besucher warteten. Trotzdem blieb er einen Moment stehen und lauschte mit angehaltenem Atem. Die Schritte waren noch immer zu hören, entfernten sich jetzt aber schnell. Dort unten war kein winziger Keller, wie er nach Elenia Worten erwartet hatte, sondern etwas viel Größeres, vielleicht ein ganzes Labyrinth.
    Thor wartete, bis die Schritte verklungen waren, dann folgte er Gundri und den beiden anderen.
    Wie er es halbwegs erwartet hatte, fand er sich in einem niedrigen Gewölbekeller wieder. Die Luft roch nach Rauch und brennendem Holz, und Geräusche drangen aus verschiedenen Richtungen an sein Ohr, ohne dass er sie genau einordnen konnte. Ein paar Schritte entfernt gab es einen niedrigen Durchgang, aus dessen Rahmen uralte rostige Angeln wucherten wie aufgequollene Eisenpilze. Früher einmal – vielleicht vor einem Jahrhundert, vielleicht auch noch vor sehr viel längerer Zeit – hatte es hier eine Tür gegeben und wahrscheinlich auch andere Dinge, die längst zu Staub zerfallen waren. Thors Vermutung, sich am Anfang eines ganzen Labyrinths zu befinden, das Teil jener viel älteren Stadt war, die es einstmals hier gegeben hatte, wurde zur Gewissheit, doch noch während er sich unter dem niedrigen Türbogen hindurchbückte und den Gang dahinter betrat, erblickte er noch mehr scheinbar Vertrautes, und diese Erkenntnis erfüllte ihn mit Unbehagen: Die Wände bestanden aus schwarzem Stein, der zu tonnenschweren Quadern zurechtgemeißelt und so präzise aufeinandergelegt war, dass nicht einmal mehr eine Messerklinge dazwischen gepasst hätte. Alle Linien und Winkel schienen um eine Winzigkeit verschoben zu sein und wirkten unvertraut, und wo der Staub der Jahrhunderte keine undurchdringliche Schicht bildete, konnte er die verblichenen Linien uralter Reliefarbeiten erkennen. Er war schon einmal an einem Ort wie diesem gewesen, und es war noch nicht sehr lange her. Wer immer diese Gewölbe angelegt hatte, der hatte auch den schwarzen Turm oben in den Bergen erbaut.
    Hätte er es gekonnt,

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