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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Haar, das bei seinem Anprall unter der dunklen Kapuze hervorgequollen war.
    Erst dann registrierte er das erschrockene Keuchen, prallte mit einer fast entsetzten Bewegung zurück und sprang im gleichen Augenblick auch schon wieder vor, als Urd sich vor Schmerz krümmte und zusammenbrach.
    Im letzten Moment fing er sie auf, wurde mit einem zweiten und noch deutlich geguälteren Keuchen belohnt. Urds Schmerz sprang auf ihn über und wurde zu seinem eigenen, und er spürte, dass er ihr das Handgelenk nicht gebrochen hatte – gerade so. Dennoch war der Schmerz so schlimm, dass sie ganz nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren. Erschrocken drehte er sie so herum, dass er sie auf die Arme nehmen konnte, und erschrak dann noch einmal und ungleich tiefer, als er die rot entzündete Narbe auf ihrer Wange sah.
    Es war nicht Urd, sondern Elenia.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken.«
    »Erschrecken?« Thor riss die Augen auf. »Ich hätte dich umbringen können!«
    Draußen auf dem Flur erscholl ein Poltern, gefolgt von einem Fluch, und Thor wandte sich um und schloss die Tür, ehe er fortfuhr: »Und was soll der Unsinn mit dem Messer?«
    »Das war nur …« Elenia fuhr sich nervös mit dem Handrücken über das Kinn und beendete die Bewegung, indem sie die flache Hand auf ihrer Wange liegen ließ, um die Narbe darauf zu verbergen.
    »Es war nur, um mich zu schützen«, setzte sie neu an. »Da waren all diese Männer, die Betrunkenen, und ich war nicht … ich wusste nicht, ob …« Sie brach abermals ab, stand auf und wollte sich nach dem Dolch bücken, doch Thor kam ihr zuvor, indem er die Waffe aufhob und unter seinen Gürtel schob. Wahrscheinlich sagte Elenia die Wahrheit – auch wenn er nicht glaubte, dass ihr tatsächlich irgendeine Gefahr gedroht hätte –, aber das Gasthaus war bis spät in die Nacht voller betrunkener Männer gewesen, genau wie die Straßen der Stadt, und Elenia war so eine Gesellschaft gewiss nicht gewohnt.
    Was ihn zu der Frage brachte: »Was tust du überhaupt hier? Weiß deine Mutter, dass du hier bist? Hat sie dich geschickt?«
    »Nein«, antwortete Elenia. »Sie weiß nichts davon. Sie wollte nicht, dass ich zu dir gehe … oder irgendwohin.«
    »Weil sie Angst hat, dass du euer Versteck verraten könntest.«
    Elenia nickte widerwillig. »Versteck?«, schnaubte sie. »Ein stinkendes Loch ohne Licht und Luft! Draußen im Schnee waren wir besser dran!«
    »Und deshalb wolltest du raus«, sagte Thor. »Deine Mutter wird nicht erfreut sein. Sie hat recht, weißt du? Wenn du jemandem aufgefallen bist, bringst du euch alle in Gefahr. Mich auch«, fügte er hinzu, da er zu spüren glaubte, dass sie das vielleicht mehr beeindruckte.
    »Niemand hat mich bemerkt«, beharrte Elenia. »Ich war vorsichtig. Außerdem sind doch sowieso alle betrunken.«
    »Alle wohl nicht«, antwortete Thor. Es fiel ihm schwer, Elenia wirklich böse zu sein. »Und schon gar nicht betrunken genug, um sich nicht an ein so hübsches Mädchen zu erinnern.« Es sollte ein Kompliment sein, aber Elenia presste die Hand nur noch fester auf die Wange, und ihre Augen wurden dunkler.
    »Niemand hat mich gesehen«, beharrte sie. »Ich war vorsichtig.«
    »Das glaube ich dir«, antwortete Thor. »Aber du hättest trotzdem nicht kommen sollen.« Er dachte einen Moment nach und bedeutete Elenia dann mit einer beinahe resignierenden Geste, sich wieder zu setzen. »Aber wenn du schon einmal da bist … hast du Hunger? Unten ist noch genug übrig. Es ist kalt, aber wahrscheinlich besser als das, was ihr bisher bekommen habt.«
    Er sah Elenia an, wie verlockend dieses Angebot für sieklang, doch nach kurzem Überlegen schüttelte sie den Kopf. »Ich muss zurück. Wenn Mutter merkt, dass ich nicht mehr da bin, wird sie bestimmt wütend.«
    »Mit Recht«, antwortete Thor. Er bemühte sich um einen sanfteren Ton, aber er hörte sogar selbst, wie kläglich es misslang. »Warum bist du wirklich gekommen? Doch nicht nur, um mich zu sehen?«
    Elenia wich seinem Blick aus. »Nein«, sagte sie. »Aber du darfst nicht verraten, dass du es von mir weißt.«
    »Was?«, fragte Thor alarmiert. »Stimmt etwas mit Urd nicht?«
    »Mutter ist krank«, bestätigte Elenia. »Sie versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Sie hat Schmerzen, auch wenn sie es nicht zugibt. Sie will nicht, dass du etwas davon erfährst, aber ich glaube, dass etwas mit dem Kind nicht in Ordnung

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