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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurück und schmiegte sich eng an den Hengst. Das Tier schrak instinktiv zurück, als es seine Kälte spürte, schmiegte sich dann aber eng an ihn, und nach einem letzten, kurzen Zögern streifte er das durchnässte Hemd und auch die immer noch vor Nässe triefenden Hosen ab und presste sich so fest gegen den Schecken, wie er konnte.
    Es half nicht viel; zumal ihm klar war, dass er früher oder später doch wieder in seine nassen Kleider schlüpfen musste, aber er hatte wenigstens das Gefühl, etwas zu tun und nicht mehr unter Feinden zu sein.
    Dann machte sich ein Gefühl von Bitterkeit in ihm breit, als er begriff, was er gerade gedacht hatte.
    Ein Pferd? War das einzige Wesen auf der ganzen Welt, das er noch vorbehaltlos als seinen Freund ansah, tatsächlich ein Pferd?
    Thor schob diesen verrückten Gedanken auf seinen erschöpften Zustand und lenkte sich damit ab, dass er sich ganz auf das bisschen Wärme konzentrierte, das ihm der Hengst spendete. Wahrscheinlich war es eher dieser Gedanke als die wenige Wärme selbst, der ihm wirklich half. Er bekam Fieber, so schnell, dass er regelrecht spüren konnte, wie sich das Blut in seinen Adern zu erhitzen begann, und seine Gedanken glitten mehr und mehr in Gefilde ab, in die er ihnen weder folgen konnte noch wollte. Seine Glieder wurden immer schwerer, und er wollte nichts mehr, als sich auf dem Boden auszustrecken und die Augen zu schließen, und sei es nur für einen kurzen Moment.
    Wenn er es zuließ, das wusste er, dann würde er vielleicht nicht wieder erwachen.
    Aber vielleicht spielte das auch gar keine Rolle.
      

20. Kapitel
    E r war wieder auf dem Götterpass. Der Sturm heulte, oder war es das Heulen von Wölfen, das in seinen Ohren gellte? Die Welt vor seinen Augen war weiß, von einem schmerzhaften Weiß wie peitschender Schnee, doch ihm war so heiß, als flösse eine alles verzehrende Glut durch seine Adern, die den Schnee verdampfen ließ. In den Dampfschwaden waren andere, dunklere Schatten zu erkennen; sie huschten vorbei wie die Schwingen von Möwen, von Rabenkrähen mit ausgebreiteten Flügeln, die sich im Handumdrehen in die schwarze Doppelklinge einer Axt verwandelten.
    Ich kann dir helfen zu sterben. Mehr nicht.
    Und was verlangst du dafür, fragte er, auch wenn er die Antwort bereits kannte.
    Sverig starrte höhnisch durch das Schneegestöber herab, sein Bart von Reif umgeben, nein, es war das tote Mädchen aus dem Labyrinth, und es öffnete die Augen und sah ihn an.
    Aber du kannst auch leben. Es ist ganz allein deine Wahl.
    Die Worte drangen aus einem Mund, der bereits von der Fäule des Todes befallen war, und die Höhle des Mundes war ein großer, endloser Schlund, ein Mahlstrom der ihn in die Tiefe hinabzog. Er irrte durch die Gänge des Labyrinths, das keinen Anfang und kein Ende hatte, vorbei an Wänden, die aus riesigen, so eng gefügten Steinen bestanden, dass keine Messerklinge mehr dazwischen passte, über Treppen, deren Stufen zu groß waren für menschliche Schritte, sodass seine Beine vom Steigen so sehr schmerzten,dass er kaum mehr einen Fuß vor den anderen setzen konnte, und doch stieg er immer tiefer hinab, in einen dunklen Abgrund, der sich unter ihm auftat. Inder Tiefe des Meeres, weit unter ihm, schwammen die Drachenschiffe; sie trieben unaufhaltsam auf die Klippen zu, an denen sich unterhalb der Steilwand die Wogen eines unbekannten Meeres brachen. Er stand auf einem hohen Balkon; nein, er stand nicht, er hielt sich nur mit einer Hand fest, und seine Hand war gefroren, wie aus Glas.
    Du musst dich entscheiden , sagte Urd.
    Aber er wollte sich nicht entscheiden, nein, nicht ehe sein Kind geboren war, sein Sohn, und sie trat mit dem Fuß auf seine Hand, dass sie zersplitterte, und er fiel hinab in die endlose Tiefe, auf die nadelspitzen Klippen zu, und er schloss die Augen, um den Aufprall nicht zu sehen.
    Doch der Aufprall kam nie …
    Zwei, vielleicht auch drei Tage lang lag er mit hohem Fieber da und fantasierte. Er kam dem Tod nicht annähernd so nahe wie nach seinem Kampf am Götterpass und der daraus resultierenden Verletzung. Aber sein Körper litt, und er erinnerte sich hinterher nur noch an eine endlos erscheinende Zeit voller Fieberträume, wirrer Visionen und vor allem von unerträglichem Durst.
    Als es vorbei war, fand er sich an einem Ort, der ihn erschreckte, denn er war ihm fremd und zugleich auf eine furchteinflößende Art vertraut. Im allerersten Moment war er nicht einmal sicher, tatsächlich schon

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