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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hexe.«
    »Solange es nicht dieselbe Medizin ist wie bei Hensvig und seiner Frau …« Thor bedauerte die Worte schon, bevor er sie überhaupt ausgesprochen hatte, und er wusste ganz und gar nicht, warum eigentlich. Da war immer noch ein Teil in ihm, der sie einfach nur verletzen wollte.
    Urd tat jedoch so, als hätte sie die Bemerkung gar nicht gehört, und zog die Schale nach einigen weiteren Schlucken wieder zurück. Thor hätte gern mehr getrunken, protestierte aber dieses Mal nicht, sondern fuhr sich nur mit der Zungenspitze über die Lippen, um auch ja keinen Tropfen der kostbaren Flüssigkeit zu verschwenden. Seine Lippen waren immer noch rissig und schmerzten, aber welches Hexengebräu Urd ihm auch immer eingeflößt hatte, es schien seine Wirkung bereits zu entfalten. Seine Glieder fühlten sich nach wie vor schwer an, aber von seinen Gedanken ergriff nun eine neue Art von Leichtigkeit Besitz, die ihm in diesem Moment durchaus angenehm vorkam. Etwas geschah mit ihm, das spürte er, und da war auch eine ganz leise Stimme tief in ihm, die ihm zuflüstern wollte, dass es nicht gut war. Aber sie wurde bereits schwächer, und Thor beruhigte sich selbst, indem er sich nicht zum ersten Mal sagte, ganz gleich, ob Urd ihn nun belogen oder benutzt hatte oder nicht, sie würde ihm nie etwas zuleide tun, und sei es nur, weil sie ihn schlichtweg brauchte.
    »Wie lange bin ich hier?«, fragte er, schon um diesen unsinnigen Gedanken nicht weiter zu verfolgen.
    »Zwei Tage«, antwortete sie. »Drei, wenn man heute mitrechnet. Es ist fast schon wieder Abend.«
    »Drei Tage? Ich habe –«
    »Du hattest Fieber«, unterbrach ihn Urd, indem sie sich gerade aufsetzte und irgendetwas mit ihrem Haar tat. Im ersten Moment konnte er nicht genau erkennen was, dann hörte er ein ganz leises Rascheln wie von Seide, über die eine Hand strich, und eine Flut von goldenen Lichtreflexen ergoss sich über ihre Schultern. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich habe dir etwas gegeben, damit du schläfst.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?«, erwiderte sie achselzuckend. »Du hättest nichts gewonnen, und du hast auch nichts versäumt … es sei denn, du legst Wert darauf, zwei Tage fiebernd dazuliegen und schlecht zu träumen.«
    Dazu brauchte es kein Fieber, dachte er. »Er hat mich belogen.«
    »Er?«
    »Der Schatten. Thor. Der Dämon.« Oder wie immer sie ihn nennen wollte.
    Vielleicht auch gar nicht, denn sie antwortete nicht, sondern legte nur den Kopf auf die Seite, und obwohl ihr Gesicht weiter im Schatten verborgen blieb, glaubte er ihren fragenden Blick regelrecht zu spüren.
    »Du hast geträumt«, sagte sie schließlich. »So hoch, wie dein Fieber gewesen ist, ist das kein Wunder … bist du jetzt immer noch zornig, dass du dich nicht an mehr erinnerst?«
    Thor wusste mit dieser Antwort nichts anzufangen, aber auch sie kam ihm sonderbar vor.
    Dann entglitt ihm auch dieser Gedanke.
    »Was ist mit Sverig und Bjorn?«, fragte er. »Wissen sie von euch?«
    »Dass wir hier waren, mehr nicht«, antwortete sie. »Lif und … die Kinder und ich haben Oesengard schon am Tag unserer Ankunft wieder verlassen, jedenfalls hat Helga ihnen das erzählt.« Sie seufzte leise. »Bjorn glaubt, wir wären weiter nach Süden geritten, um das Gebiet zu erreichen, in dem der Kult der Lichtbringer schon die Herrschaft an sich gerissen hat. Bjorn hat ein paar Männer losgeschickt, um nach uns zu suchen.« Sie zögerte unmerklich, ehe sie fortfuhr: »Bei dir sieht es ein bisschen anders aus, fürchte ich. Sie wissen, dass du hier warst.«
    »Barend?«
    »Sverig hat ihn verhört, und er ist niemand, der seine Fragen gerne wiederholt«, bestätigte sie. »Aber dieser Schiffskapitän ist ein tapferer Mann. Er hat ziemlich lange standgehalten, obwohl es sinnlos war. Sverig wusste ohnehin schon alles. Wahrscheinlich hat es ihm einfach nur Spaß gemacht, ihn noch ein bisschen zu foltern.«
    Trotz allem fiel es Thor schwer, das zu glauben. Sverig war ein harter Mann, und vermutlich gab es nur sehr wenig, vor dem er zurückschrecken würde, um seine Ziele zu erreichen. Aber er war auch ganz bestimmt niemand, der einen anderen folterte, nur weil er Freude daran empfand.
    »Lebt er noch?«
    »Barend?«, fragte sie. »Ja. Aber er sitzt im Kerker, bis Bjorn und der Jarl von Oesengard entschieden haben.«
    »Bis sie was entschieden haben?«, fragte Thor.
    »Ob sie ihm vertrauen«, antwortete sie. Ihre Stimme klang ungeduldig, als müsse sie sich überwinden, um

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