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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Obst und stellte schon nach dem ersten Bissen fest, wie hungrig er wirklich war. Zumindest sein knurrender Magen schien Urds Behauptung zu bestätigen, dass er seit drei Tagen hier war. Als Gundri zurückkam, hatte er Obst und Fisch restlos aufgegessen und fühlte sich noch immer nicht gesättigt, aber wenigstens war der schlechte Geschmack aus seinem Mund verschwunden.
    Die Kleider, die das Mädchen brachte, waren nicht seine, schienen aber die richtige Größe zu haben und eher eines Königs würdig als eines einfachen Jägers: feinstes, weiches Leder von tiefschwarzer Farbe, das überall mit ebenfalls schwarzen eisernen Nieten verstärkt und mit kunstvollen Stickereien verziert war, dazu passende Stiefel und einen mit Silber beschlagenen Waffengurt, an dem er zu seiner Überraschung ein prachtvolles Schwert in einer nicht minder prachtvollen, mit Fell gefütterten Scheide fand. Es war nicht die Waffe, die er in seiner Dachkammer zurückgelassen hatte.
    Gundri schien seine Frage voraus zu ahnen. »Sverig hat Euer … dein Schwert«, sagte sie. »Ich wollte es dir bringen, aber die Hohepriesterin war dagegen. Barend beharrt darauf, dass du ertrunken bist.«
    »Und ein toter Mann kommt nicht zurück und holt sein Schwert«, fügte Thor hinzu. »Das war sehr klug.«
    »Und ich habe auch deine Kleider verschwinden lassen«, sagte Gundri stolz. »Sverig ist immer noch misstrauisch, aber die anderen sind beinahe überzeugt davon, dass du ertrunken bist … oder jedenfalls nicht mehr in der Stadt. Aber in ein paar Tagen spielt das sowieso keine Rolle mehr.«
    Thor zog es vor, die letzte Bemerkung zu ignorieren, und betrachtete nur abwechselnd die Kleider, die Gundri gebracht hatte, und sie selbst. Es dauerte noch einen Moment, bis sie begriff, dann aber umso erschrockener zusammenfuhr. »Oh«, sagte sie »Ich … warte dann vor der Tür. Ruft einfach, wenn Ihr etwas braucht.«
    Die Tür, von der sie sprach, gab es gar nicht. Auch hier gab es nur einen halbrunden Durchgang, in dessen Laibung daumendicke Löcher die Stellen markierten, wo einmal eiserne Angeln gesessen hatten. Allem Anschein nach waren sie nicht gewaltsam herausgebrochen, sondern Opfer der Zeit geworden, und Thor verspürte erneut ein fast ehrfürchtiges Frösteln, als ihm klar wurde, wie unvorstellbar alt diese Gänge und Gewölbe sein mussten und zugleich kunstvoller und klüger angelegt als alles andere, was er über der Erde gesehen hatte. Er fragte sich unwillkürlich, was aus diesem Volk der Erbauer geworden sein mochte, das umso vieles mächtiger gewesen sein musste als die Menschen, die heute hier lebten. Vermutlich würde er nie eine Antwort auf diese Frage finden, aber der Gedanke führte ihn zu einem anderen und sehr viel unangenehmeren. Irgendetwas – oder jemand – hatte dieses Volk ausgelöscht, obwohl es so unvorstellbar mächtig gewesen war. Was, wenn das, was Urd und ihre Schwestern taten, diese zerstörerische Macht wieder aufweckte?
    Er dachte an die Gestalt aus seinem Traum – seiner Erinnerung –, den Dämon, der ihm sein Leben gestohlen hatte. Er war mehr als ein Schatten gewesen und auch mehr als nur Gestalt gewordene Furcht. Was, dachte er, wenn auch Urd und ihre Schwestern nichts als Opfer dieses großen Lügners waren? Was, wenn alles, was sie taten, am Ende nur dem Zweck diente, diese uralte Macht erneut zu entfesseln, damit sie die Menschen diesmal vielleicht endgültig vom Antlitz der Erde tilgte?
    Draußen auf dem Gang sagte Gundri irgendetwas, das Thor zwar nicht verstand, ihn aber wieder in die Wirklichkeit zurückriss. Thor schüttelte den Kopf über seine eigenen närrischen Gedanken und schlüpfte nun umso rascher in seine neuen Kleider.
    Wie er es erwartet hatte, passten sie so perfekt, als wären sie eigens für ihn angefertigt worden – was sie wahrscheinlich auch waren –, und trugen sich so angenehm wie eine zweite Haut. Er hatte den schweren Waffengurt kaum angelegt, da kam Gundri auch schon zurück. Thor fragte sich vorsichtshalber erst gar nicht, ob sie nur auf das Klirren der silbernen Schnalle gelauscht oder ihn heimlich beobachtet hatte.
    »Braucht Ihr sonst noch …?«, begann sie, rettete sich in ein verlegenes Grinsen und verbesserte sich dann hastig: »Brauchst du sonst noch etwas?«
    Thor schüttelte nur stumm den Kopf und sah noch einmal zu dem zerwühlten Lager zurück, auf dem er aufgewacht war. Er war jetzt sicher, sich nicht nur an einen Traum zu erinnern, auch wenn ihm diese Erinnerung

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