Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Vater gestohlen.«
    Thor hatte nicht vor, mit ihr über Gundri zu reden oder gar über ihren Vater. Urds Worte ärgerten ihn schon wieder, aber die Sorge um sie war sehr viel stärker. »Es … tut mir wirklich leid«, sagte er unbeholfen. »Es ist … meine Schuld. Ich hoffe, ich habe dir nicht zu sehr wehgetan, vergangene Nacht.«
    »Wehgetan?« Urd sah ihn nun auf eine Art an, als zweifele sie allen Erstes an seinem klaren Verstand. Dann schürzte sie die Lippen. »Wenn man es genau nimmt, schon. Ich kann jedenfalls gerne auf eine Wiederholung verzichten, wenigstens für die nächsten Jahre.«
    Sie kämpfte sich ächzend auf beide Ellbogen hoch und bedeutete ihm mit einer unwilligen Kopfbewegung, ihr ein Kissen in den Rücken zu schieben. Sie sprach erst weiter, nachdem er es getan hatte.
    »Ihr Männer werdet wohl niemals wirklich begreifen. Sonst würdet ihr euch vermutlich nur noch albern dabei vorkommen, von euren Schlachten zu erzählen und stolz eure Narben zu vergleichen.«
    »Ich weiß, dass es dumm war«, sagte Thor, leicht verwirrt, aber auch um einen angemessen zerknirschten Tonfall bemüht. »Aber –« Er brach ab, als er ein Geräusch hinter sich hörte, machte einen halben Schritt zurück und drehte sich erst dann herum.
    Es waren Lif und seine Schwester, die zurückkamen, und in dem Schemen, der in der Tür hinter ihnen stehen blieb, glaubte er Gundri zu erkennen. Lif sah ihn auf eine Art an, die er als schadenfroh bezeichnet hätte, wäre ihm auch nur der leiseste Grund dafür eingefallen, während Elenia seinem Blick wie üblich auswich. Ihr Gesicht war halb hinter einem Schleier verborgen, der die Narbe auf ihrer Wange bedeckte. Außerdem trug sie ein Kind auf den Armen, das in saubere weiße Tücher eingeschlagen war.
    Ein … Kind? Aber wie –?
    Urd richtete sich weiter auf, schob das Kissen hinter sich mit dem Ellbogen zurecht und winkte Elenia mit der anderen Hand herbei. Sie gehorchte – wobei sie in einem übertrieben großen Bogen um ihn herumging – und übergab ihr das Kind. Urd legte das winzige Bündel behutsam in ihre Arme und drückte es dann noch behutsamer an sich. Ihre Augen leuchteten, als sie wieder zu ihm hochsah.
    »Was ist das?«, fragte er dümmlich.
    »Dein Kind, Thor«, antwortete sie. »Ich hätte es dir gerne anders gesagt, aber nun ist es auch egal. Das ist deine Tochter, Thor. Lifthrasil.«
    Mit diesen Worten richtete sie sich noch weiter auf und hielt ihm das winzige Bündel hin, das sofort mit einer noch schwächlichen Stimme zu greinen begann.
    »Meine … Tochter?«, murmelte Thor. Er rührte keinen Finger, um nach dem Kind zu greifen, wenn auch aus vollkommen anderen Gründen, als Urd in diesem Moment annehmen mochte. Aber das war … vollkommen unmöglich! Wie …?
    »Lifthrasil«, bestätigte Urd. »Ich weiß, ich habe dir einen Sohn versprochen, aber die Götter haben anders entschieden und dir eine Tochter geschenkt.« Sie hielt ihm das Kind noch einige weitere Augenblicke hin und zog es dann mit allen Anzeichen von Enttäuschung wieder zurück. Ihre Stimme wurde leiser. »Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    Thor hörte ihre Worte kaum. Er starrte das Kind an, dessen winziges Gesicht noch immer rot und verknittert war. Nachdem Urd es wieder an ihre Brust gedrückt hatte, hatte es sofort aufgehört zu weinen, und obwohl er sah, dass es nicht älter als einige wenige Stunden sein konnte, beharrte ein Teil von ihm hartnäckig darauf, dass das, was er sah, gar nicht sein konnte.
    »Wann …«, murmelte er stockend, »wann ist es … sie … geboren?«
    »Vergangene Nacht«, antwortete Urd. »Vor wenigen Stunden. Ich hätte dich rufen lassen, aber ich wollte warten, bis ich wieder ein wenig … ansehnlicher aussehe.«
    »Vergangene Nacht«, wiederholte Thor. »Dann kam es sehr schnell?«
    Urd schnaubte. »Wenn du zwei Nächte und anderthalb Tage Wehen als schnell bezeichnest, ja«, sagte sie. »Deine Tochter war anscheinend nicht sehr begierig darauf, dich kennenzulernen. Sie hat sich ziemlich hartnäckig geweigert, herauszukommen.«
    Zwei Nächte und anderthalb Tage. Und das war noch viel unmöglicher.
    Er sah Urd fest in die Augen und suchte nach … irgendetwas, aber da waren nur Verwirrung und eine große Unsicherheit. Sie sagte die Wahrheit.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er.
    Urd deutete ein Schulterzucken an. »Drei Tage«, antwortete sie. »Mehr oder weniger. Ich weiß, es wäre meine Pflicht gewesen, nach dir zu sehen,

Weitere Kostenlose Bücher