freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
überhaupt mit ihm zu sprechen. Jedenfalls über dieses Thema. »Sjöblom hat dich verraten, aber es wäre gar nicht nötig gewesen. Bjorn musste nur ein paar Fragen stellen, um zu wissen, wer der geheimnisvolle Fremde ist, der seit einer Woche unter seinem Dach lebt und die Arbeit von drei Männern macht. Es hat auch Nachteile, wenn man nicht nur wie ein Gott aussieht, sondern auch so stark ist. Sie haben die ganze Stadt nach dir abgesucht.« Sie hob rasch die Hand, und allein an dieser einfachen Bewegung war etwas, das ihn im gleichen Maße in seinen Bann schlug, wie es ihn erschreckte. Etwas, das nicht sein sollte. Nicht hier und schon gar nicht jetzt. »Keine Angst, du bist hier sicher. Niemand weiß etwas von diesen Kellern. Jedenfalls kein Mann.«
Das war eine Information, die eigentlich sehr wichtig sein sollte und es durchaus auch war … aber es gelang ihm einfach nicht, dem Gedanken so zu folgen, wie es ihm angemessen schien. Etwas geschah mit ihm, und tief in sich spürte er auch, wie falsch und … absurd es war, gerade in diesem Moment, aber es fiel ihm auch mit jedem Moment schwerer, sich dagegen zu wehren: Er starrte sie nur weiter an und spürte mehr denn je, wie sehr sie ihm in den letzten viel zu langen Wochen gefehlt hatte. Ganz gleich, was sie ihm angetan haben mochte oder auch nicht, sie war noch immer die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte, und allein die Erinnerung an ihre süße Umarmung war in diesem Moment fast mehr, als er ertragen konnte.
»Und wie geht es weiter?«
Der goldhaarige Schatten neben ihm zuckte erneut die Achseln, und die Bewegung wurde von dem seidigen Geräusch begleitet, mit dem ihre Haare über ihr Kleid strichen.
»Bjorn und seine Männer werden nicht mehr lange bleiben. Ich bin sicher, sie lassen ihn frei, bevor sie gehen.«
»Und wenn nicht?« Diese Frage interessierte ihn nicht wirklich, und er stellte sie auch nur aus dem einzigen Grund, sich von ihrem Anblick abzulenken und dem, was es ihm antun wollte. Er … begehrte sie, so widersinnig ihm auch schon die bloße Idee in diesem Moment vorkommen mochte. Aber er war ein Mann und sie eine Frau, die in wenigen Tagen ein Kind erwartete, vielleicht sogar in wenigen Stunden.
Thor rief sich in Gedanken zur Ordnung. Das verzehrende Sehnen in ihm wurde nicht schwächer, aber nun fiel es ihm leichter, es zu beherrschen. Er war jetzt beinahe froh über die nahezu vollkommene Dunkelheit, die es ihm unmöglich machte, mehr als Umrisse zu erkennen.
Urd stand auf, nahm die Schale mit beiden Händen hoch und trug sie davon, und obwohl sie nicht nur zu einem Schatten wurde, sondern schlichtweg in der Dunkelheit verschwand, konnte er sie irgendwie dennoch sehen. Er hörte, wie der Stoff ihres Kleides über ihre seidenweiche Haut strich, wie ihr Haar auf ihrem bloßen Rücken raschelte und ihren gleichmäßigen Atem, er roch ihren betörenden Duft und …
Dieses Mal kostete es ihn all seine Kraft, den Gedanken abzubrechen.
Wenigstens versuchte er es.
»Urd«, sagte er, »du –«
»Ich bin nicht hergekommen, um mit dir über diesen Piraten zu sprechen, Thor.«
Hatte sich auch ihre Stimme verändert, oder bildete er sich nur ein, dass sie sanfter geworden war, eine Winzigkeit tiefer und verführerischer?
»Sondern?«
Sie zögerte. »Ich wollte mich bei dir entschuldigen«, sagte sie. »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, da war ich ungerecht zu dir. Zu dir und auch Elenia. Es tut mir leid.«
»Das macht doch nichts. Ich –«
»Doch, es macht etwas«, unterbrach sie ihn. »Es macht alles aus, Thor. Ich weiß nicht, was kommt. Niemand weiß, was die Zukunft bringt, Thor, aber ich will nicht, dass irgendetwas zwischen uns steht. Jedenfalls nicht das. Ich weiß, dass ich ungerecht zu dir war und zu Elenia auch. Kannst du mir verzeihen?«
»Das ist jetzt wirklich nicht der Moment, um –«, begann Thor, und Urd unterbrach ihn auch jetzt wieder; allerdings nicht mit Worten. Plötzlich und so überraschend, dass er im ersten Moment nicht einmal wirklich begriff, was sie tat, beugte sie sich über ihn, sodass ihre Haare in sein Gesicht fielen, und erstickte den Rest seiner Worte mit einem langen, sinnlichen Kuss. Hätte er die Kraft dazu gehabt, hätte er sie einfach an sich gerissen. Aber seine Glieder waren wie Blei.
Nach einer kleinen Ewigkeit lösten sich ihre Lippen voneinander, aber Urd hatte sich anscheinend in den Kopf gesetzt, ihn zu quälen, denn ihre Zunge spielte noch einmal über seine
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