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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagen, aber dann riss er nur erschrocken die Augen auf und starrte sie an. Mehr denn je fiel ihm die Ähnlichkeit zwischen Elenia und ihrer Mutter auf, selbst jetzt, wo ihr Gesicht vor Kummer verzerrt und ihre Augen vom Weinen geschwollen und rot waren, war sie doch eine genaue jüngere Kopie ihrer Mutter. Perfekt bis ins letzte Detail ihres wunderschönen, makellosen Gesichtes.
    Die entzündete rote Narbe auf ihrer Wange war verschwunden.

21. Kapitel
    S eit nunmehr fast einem Jahr wünschte er sich beinahe nichts mehr, als wieder in einer Welt zu leben, in der es tatsächlich einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gab.
    Jetzt verfluchte er den Sonnenaufgang.
    Es war kein richtiger Morgen. Der Tag dämmerte nur quälend langsam herauf, und wahrscheinlich würde es Stunden dauern, bis es richtig hell geworden war, und seine scharfen Augen waren im Grunde nicht einmal auf diesen kleinen Unterschied angewiesen. Das Problem waren die anderen. Um genau zu sein, die drei Krieger aus Midgard, die vor dem Eingang des Thinghauses herumlungerten, wechselweise dösten, miteinander sprachen oder auf mancherlei andere Weise versuchten, die Zeit totzuschlagen, bis ihre Ablösung kam. Einem vielleicht nicht ganz so aufmerksamen Beobachter wäre es möglicherweise so vorgekommen, als nähmen sie ihre Aufgabe nicht besonders ernst, aber das stimmte nicht. Ganz im Gegenteil. Gerade im Augenblick spielten zwei von ihnen ein Spiel, bei dem sie auf dem Boden saßen und kleine Steinchen warfen, die mit Runen bemalt waren, während sich der Dritte neben ihnen auf seinen Speer stützte und sichtliche Mühe hatte, nicht im Stehen einzuschlafen. Dennoch entging niemand, der sich dem langgestreckten Gebäude näherte, ihren aufmerksamen Blicken.
    Und je heller es wurde, desto aufmerksamer wurden sie. Auch wenn der Unterschied zwischen Tag und Nacht hier vielleicht nicht besonders groß war, es gab ihn, und Thor verfluchte sich selbst dafür, nicht früher gekommen zu sein oder später.Seine nachtschwarze Kleidung, die ihm bei Dunkelheit perfekten Schutz geboten hätte, bewirkte in diesem sonderbar nebeligen Licht beinahe das Gegenteil. Und als wäre das alles noch nicht genug, waren die Straßen voller Menschen.
    Am Morgen war ein weiteres und viel größeres Schiff in den Hafen eingelaufen, und die hektische Aktivität, die daraufhin ausgebrochen war, hatte sich binnen kurzer Zeit über die gesamte Stadt ausgebreitet. Wer nicht damit beschäftigt war, die Ladung zu löschen oder einfach nur am Hafen herumzulungern, der lief scheinbar ziellos durch die Stadt und suchte jede Gelegenheit zu einem Schwatz. Dieses Mal gab es anscheinend kein großes Fest, bei dem sich ganz Oesengard an den Rand der Bewusstlosigkeit trank, sondern eher so etwas wie ein allgemeines Erwachen, als schrecke die ganze Stadt aus einem Winterschlaf auf, dem ein allgemeines Gähnen und Augenreiben und Recken folgte und dann hektische Aktivität.
    »Lange können wir nicht mehr hierbleiben, Herr. Wenn jemand kommt …«
    Thor nickte nur. Er hatte es längst aufgegeben, Gundri ständig verbessern zu wollen, wenn sie ihn ›Herr‹ nannte, oder ihr unterwürfiges Benehmen zu kritisieren.
    Außerdem hatte sie recht. Gundri kannte sich gut genug aus, um ein Versteck zu finden, aus dem heraus sie das Thing-Haus beobachten konnten, ohne selbst gesehen zu werden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand hierherkam und sie sah. Und so angenehm er es auch fand, in einer Stadt zu sein, in der jeder jeden kannte, es hatte auch Nachteile …
    Aber alles in ihm sträubte sich einfach gegen die Vorstellung, aufzugeben und unverrichteter Dinge in sein unterirdisches Versteck zurückzukehren, das ihm mit jeder Stunde mehr wie ein Gefängnis vorkam. Darüber hinaus lief ihm die Zeit davon.
    »Und es gibt wirklich keinen anderen Weg hinein?«, fragte er.
    Gundri schüttelte nur stumm den Kopf. Wahrscheinlich war sie es leid, zum zwölften Mal dieselbe Frage zu beantworten.
    Das Haus, in dem Barend gefangen gehalten wurde, stand aufdem massiven Fels des Ufers und hatte als eines von nur sehr wenigen Gebäuden hier keine Verbindung zu dem unterirdischen Labyrinth, das sich unter der ganzen Stadt erstreckte, und seine Mauern waren aus massivem Stein, hatten nur schmale Fenster, durch die nicht einmal ein Kind gepasst hätte, und nur diese eine, gut bewachte Tür. Die Götter hatten sich anscheinend vorgenommen, es ihm möglichst schwer zu machen.
    Aber Thor wäre auch nicht Thor

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