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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weichen Decken ausgeschlagenen Korb mit dem Säugling.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie verwirrt, aber auch mindestens im gleichen Maße verstimmt. »Die Herrin hat ihr doch aufgetragen, auf sie zu achten!«
    »Vielleicht musste sie nur einmal dringend … äh … hinaus«, sagte Thor, während er sich vorsichtig über den Korb beugte und seine Tochter ansah. Seine Tochter! Wie zärtlich allein dieser Gedanke klang! Lifthrasil schlief. Zwischen all dem weichen Stoff und Fell erschien ihm ihr Gesicht winziger als sein Daumen, und natürlich wusste er, dass das neugeborene Geschöpf im Moment von der Welt ringsum rein gar nichts wahrnahm, außer vielleicht Wärme, Kälte und Hunger. Und dennoch war er auf eine absurde Art vollkommen sicher, dass Lifthrasil seine Nähe spürte und zu einem Teil ihrer Zufriedenheit machte.
    »Aber«, ereiferte sich Gundri, »sie hätte dennoch nicht –«
    »Geh bitte«, unterbrach sie Thor. »Such nach ihr. Ich bleibe so lange hier und gebe auf Lifthrasil acht.«
    »Ihr?«
    »Warum nicht?«, erwiderte Thor. »Sie ist nicht mein erstes Kind.«
    »Schon, aber Ihr seid doch –«
    Thor sah sie nur an, und Gundri brach nun mitten im Wort ab und fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. Aber sie beeilte sich auch, demütig den Kopf zu senken. »Ganz wie Ihr befehlt, Herr.«
    Thor verzichtete bewusst darauf, sie zu verbessern. »Und wenn sie mit ihrem Bruder zusammen sein sollte, dann schick nur Elenia zu mir. Ich möchte allein mit ihr reden.«
    Gundri wagte es nicht, noch einmal zu widersprechen, sondern entfernte sich rückwärts gehend und in demütiger Haltung und fuhr in der Tür mit einer hastigen Bewegung herum. Thor hörte, wie sich ihre Schritte entfernten.
    Thor sah auf das schlafende Kind hinab. Er mochte Kinder, aber er war niemals in sie vernarrt gewesen, nicht einmal in diebeiden, die ihm der Schatten zusammen mit seinem früheren Leben gestohlen hatte. Aber Lifthrasil war … etwas Anderes, das Wertvollste auf der Welt überhaupt, und während er noch dastand und sie ansah, überkam ihn erneut ein Gefühl von so überwältigender Zärtlichkeit, dass es ihn enorme Überwindung kostete, sie nicht einfach aus ihrer Wiege zu nehmen und an sich zu drücken.
    Er musste länger dagestanden und den schlafenden Säugling angesehen haben, als ihm bewusst war, denn er hörte Schritte hinter sich, und noch während er sich aufrichtete und in derselben Bewegung herumdrehte, betraten Elenia und ihr Bruder den Raum, dicht gefolgt von Gundri. Lif strahlte so vor Besitzerstolz, als wäre er selbst der glückliche Vater, aber Thor ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Es ist gut, Gundri«, sagte er. »Danke. Lass uns allein.« Gundri ging auch jetzt wieder rückwärts und mit gesenktem Blick hinaus, und Thor fügte, an Lif gewandt, hinzu: »Das gilt auch für dich.«
    »Aber –«
    »Ich habe etwas mit deiner Schwester zu besprechen«, fiel ihm Thor im Wort. »Allein.«
    »Ach, und was sollte das sein?«, fragte Lif patzig.
    »Etwas, das nur deine Schwester und mich etwas angeht.«
    »Ich erfahre es doch sowieso. Elenia und ich haben keine Geheimnisse voreinander!«, erwiderte Lif.
    »Es ist gut, Lif«, mischte sich Elenia ein. »Geh … bitte. Ich erzähle dir später alles.«
    Thor konnte nicht sagen, ob sie das tatsachlich ernst meinte, denn sie hatte den Schleier noch weiter vors Gesicht gezogen, sodass er jetzt nur noch ihre Augen und einen kaum fingerbreiten Streifen ihrer Stirn sah. Lif schürzte nur noch einmal trotzig die Lippen, beließ es darüber hinaus aber bei einem finsteren Blick und stampfte hinaus. Thor konnte zwar hören, wie sich seine Schritte entfernten, aber nach einem Moment ging er ihm trotzdem nach und überzeugte sich davon, dass er wirklich verschwunden war. Elenia betrachtete ihn aus Augen, indenen ein nur allzu vertrauter Ausdruck stand, als er zurückkam. Sie schwieg.
    »Und?«, fragte er. »Wirst du es ihm erzählen?«
    Sie schwieg weiter, und Thor wartete auch nicht länger als einen halben Atemzug auf eine Antwort und war dann wieder bei dem Korb mit dem schlafenden Kind.
    »Lifthrasil«, sagte er. »Deine Schwester. Bist du stolz?«
    »Ich freue mich«, antwortete sie. Das war nicht dasselbe und sollte es auch nicht sein.
    »Und es macht dir gar nichts aus?«
    »Dass ich eine Schwester habe?«
    »Ihr Name«, antwortete Thor. Bevor er weitersprach, drehte er sich zu ihr um und sah ihr fest in die Augen. »Deine Mutter hat dir

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