freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Männern, die sie mit gezückten Schwertern verfolgten.
Thor streckte einen davon mit Mjöllnir nieder, rannte los, noch bevor der Hammer in seine ausgestreckte Hand zurückgekehrt war und registrierte eine huschende Bewegung über sich, mit der irgendetwas nicht stimmte. Aber das war jetzt gleich. Elenia war in Gefahr, und das war alles, was zählte.
Mit weit ausgreifenden Schritten raste er hinter Elenia und ihrem Verfolger her, stolperte über irgendetwas, das plötzlich da war, wo nichts sein sollte, und kämpfte mit verzweifelt stolpernden Schritten um sein Gleichgewicht. Seine hochgerissene Hand verfehlte Mjöllnir, und der Hammer verschwand in der Dunkelheit, und Thor verlor den Kampf gegen die Schwerkraft undschlug der Länge nach hin. Irgendetwas behinderte ihn, als wären plötzlich tausend unsichtbare Hände, die nach ihm griffen, sodass es ihm nicht einmal gelang, seinen Sturz wie gewohnt abzufangen, geschweige denn, sich instinktiv abzurollen und wieder in die Höhe zu gelangen. Und auch, als er aufspringen wollte, ging es nicht. Er stürzte noch einmal und sogar noch schwerer, sodass er einen halben Atemzug lang benommen liegen blieb, bevor er überhaupt begriff, was geschehen war.
Jemand hatte ein Netz über ihn geworfen.
Der Gedanke erschien ihm so grotesk, dass er beinahe laut aufgelacht hätte.
Ein Netz? Hielten ihn diese Schwachköpfe für einen Fisch?
Statt zu lachen, setzte er sich mit einem Ruck auf und hob die Hände, um das Netz zu zerreißen, und ein brutaler Fußtritt gegen die Schläfe warf ihn zum zweiten Mal zu Boden und ließ ein Feuerwerk greller Farben vor seinen Augen aufflammen. Der Geschmack seines eigenen Blutes war mit einem Mal in seinem Mund, und als er nach Luft schnappen wollte, traf ihn ein zweiter und noch heftigerer Tritt in den Leib, dass ein keuchender Schrei daraus wurde.
Schläge und Tritte prasselten auf ihn herab, und etwas traf ihn so wuchtig am Hinterkopf, dass er für einen Moment das Bewusstsein verlor, kurz darauf aber auch schon von weiteren Schlägen wieder geweckt wurde. Alles drehte sich um ihn. Die Schläge taten nicht einmal mehr wirklich weh, als hätte das, was sie ihm antaten, längst ein viel schlimmeres Stadium erreicht, in dem körperlicher Schmerz nicht mehr zählte, und ein Teil von ihm wollte immer noch beinahe hysterisch loslachen, bei der bloßen Vorstellung, dass er so enden sollte: wie ein gefangener Fisch im Netz zappelnd und von einer Meute wütender Fischer und Bauerntölpel zu Tode geprügelt.
Irgendwie gelang es ihm, noch ein paar Maschen des Netzes zu zerreißen, doch dann traf ihn ein weiterer, harter Schlag an der Schläfe, und er fiel auf den Rücken. Dieses Mal verlor er nicht das Bewusstsein, aber er war wie gelähmt und unfähig, auch nur die Arme vor das Gesicht zu heben, um sich vorden Schlägen zu schützen, die immer noch mit unveränderter Wucht auf ihn herunterprasselten. Er spürte, wie ihm die Sinne schwanden.
»Aufhören! Sofort!«
Im Nachhinein spürte er, dass es nicht das erste Mal war, dass dieselbe Stimme diese Worte schrie. Blut füllte seinen Mund und lief in seine Kehle, und irgendwo in ihm zerbrach etwas.
»Aufhören, habe ich gesagt!«, brüllte die Stimme. Tatsächlich trafen ihn noch zwei oder drei weitere Schläge, aber dann hörte es auf, und für einen kurzen Moment wurde die Versuchung übermächtig, einfach die Augen zu schließen und sich in die warme Umarmung der Bewusstlosigkeit fallen zu lassen
Ein weiterer Tritt traf ihn in die Seite, aber diesmal nicht hart genug, um ihn zu verletzen oder auch nur wehzutun, sondern nur, um ihn aufzuwecken und sich seiner Aufmerksamkeit zu versichern.
»Ich sagte, aufhören«, knurrte dieselbe Stimme noch einmal. »Wollt ihr ihn totschlagen, ihr Dummköpfe? So leicht wollen wir es ihm doch nicht machen, oder?«
Thor blinzelte das Blut weg, das ihm in die Augen gelaufen war, versuchte sich auf die Ellbogen hochzustemmen und brach dann die Bewegung sofort wieder ab, zum Teil durch das Netz behindert, zum allergrößten aber wegen der Schwertspitze, die sich in seine Kehle bohrte. Ein Speer schnitt sich dicht unterhalb seines Herzens durch das Hemd und tief genug in seine Haut, um ein dünnes klebriges Rinnsal über seine Brust laufen zu lassen.
»Wie ich sehe, bist du noch bei Bewusstsein … aber ich habe auch eigentlich nicht damit gerechnet, dass du so schnell umzubringen bist. Um genau zu sein: Ich habe es gehofft.«
Das Schwert grub sich noch tiefer
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