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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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größer.
    »Nein, doch nicht?«, fragte Urd. »Nun, dann eben nicht.«
    Und damit stieß sie dem Jarl den noch blutigen Dolch bis ans Heft in die Kehle.
    Fargas ächzte und brach in die Knie, und noch im Fallen raffte er das unwiderruflich allerletzte bisschen Kraft zusammen und schleuderte die Fackel in seine Richtung. Urd versuchte sie aufzufangen. Sie war schnell, viel schneller als jemals ein Mensch zuvor, den Thor gesehen hatte. Ihre Hand schien zu einem Schemen zu werden und griff nach der Fackel – und verfehlte sie um Haaresbreite. Vielleicht streifte sie sie sogar, denn das brennende Holz verwandelte sich jäh in ein rotierendes Feuerrad, das sich immer wieder überschlug und Flammen und winzige glühende Funken in alle Richtungen schleudernd auf ihn zuflog, so tödlich und präzise gezielt wie ein magischer Pfeil, der vom Geruch des Lampenöls angezogen wurde, das seine Kleider und sein Haar tränkte.
    Einen Lidschlag, bevor ihn die Flamme berühren konnte, stürzte ein schwarzer Schatten vom Himmel, packte das brennende Scheit und trug es mit einem krächzenden Schrei in die Höhe. Flackerndes rotes Licht brach sich auf Gefieder, das wie poliertes schwarzes Eisen glänzte, einem Ehrfurcht gebietendem Schnabel und ebenso klugen wie heimtückischen Augen, und die grausame Hitze begann sofort auch das empfindliche Fleisch des Raben zu versengen. Der Schrei, mit dem er sichweiter in die Höhe schwang und die tödliche Flamme davontrug, war der einer gequälten Kreatur. Trotzdem schlugen seine riesigen Flügel noch einmal, und er ließ die Fackel erst los, als er aus dem Hof heraus und schon fast auf der anderen Seite des Hauses war.
    Einer der Einherjer war mit einem Schritt bei ihm, hob sein Schwert und überlegte es sich dann im letzten Moment anders. Statt die Kette zu zerschlagen und möglicherweise einen Funken zu verursachen, der das Öl trotzdem noch in Brand setzen konnte, benutzte er die Klinge als Hebel, um seine Fesseln ohne sichtliche Mühe aufzubrechen. Mit der linken Hand schob er die Waffe wieder in die vergoldete Scheide an seinem Gürtel zurück, mit der anderen zog er Thor mit sanfter Gewalt in die Höhe, ließ ihn dann fast erschrocken wieder los und wich hastig einen Schritt zurück, um sich dann auf das linke Knie hinabsinken zu lassen und gleichzeitig den Kopf zu senken.
    »Verzeiht, Herr!«, flüsterte er. »Wir hätten früher kommen sollen.«
    Es war, als hielte die Zeit selbst den Atem an. Thor hätte nicht einmal antworten können, wenn er es gewollt hätte. Er stand einfach nur da, unfähig, sich zu rühren, unfähig, auch nur zu denken, und starrte den Einherjer an.
    Auch der zweite goldene Krieger sank auf die Knie und sah demütig zu Boden, als Thor ihn ansah, und selbst Urd schien es schwerzufallen, seinem Blick standzuhalten.
    Aber es gelang ihr trotzdem.
    »Sie waren die ganze Zeit hier?«, fragte er. Er musste an ein anderes, hinter dünnem Gold verborgenes Gesicht denken, das er mit einem einzigen Faustschlag zerschmettert hatte
    Urd schüttelte den Kopf. »Erst seit wenigen Stunden. Sie sind die Vorhut. Sie kamen mit dem Boot, das uns von hier wegbringen wird.«
    »Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir etwas davon zu sagen?«, fragte er.
    Urd lächelte sanft. »Wärst du denn geblieben, wenn du das gewusst hättest?«
    Es war nicht nötig, darauf zu antworten, aber plötzlich übermannte ihn ein Gefühl von Bitterkeit, das fast die Intensität echten Schmerzes hatte. Er wollte etwas sagen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Bald wirst du alles verstehen, Geliebter«, fuhr sie fort. »Und dann wirst du auch begreifen, dass ich recht hatte.«
    Da war so vieles, was er dazu sagen wollte, so vieles, was er ihr entgegenschleudern wollte, und mehr, Schlimmeres. Stattdessen fragte er nur: »Ist Lifthrasil in Sicherheit?«
    »Sie ist auf dem Boot«, antwortete Urd. »Sie wartet auf uns. Nichts hat sich geändert.«
    Thor deutete auf Fargas, dessen Augen noch im Tod weit aufgerissen waren und ihn voller stummen Vorwurfs anstarrten. »Seine Männer haben Elenia und Lif«, sagte er.
    »Ich weiß«, antwortete Urd. »Wir holen sie, und dann verschwinden wir von hier. Ich habe dir doch gesagt: Nichts hat sich geändert.«
    »Ja, das könnten wir«, erwiderte Thor bitter. »Wir könnten ihn fragen, wohin sie sie gebracht haben – wenn du Fargas nicht umgebracht hättest.«
    »Das ist nun wirklich kein Problem«, antwortete Urd. Sie deutete nach oben, wo sich ein

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